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Vor 125 Jahren, 1861, wurde Lebrecht Steinmüller d. Ä. Schützenkönig vom Gummersbach und regierte - 23jährig - das Schützenvolk mit seiner damaligen Braut Elise Luyken (IX 121 G), die er 1864 heiratete. Sein Vater, der Musiklehrer Peter Wilhelm Eberhard Steinmüller (1799-1871) kam öfters aus Kierspe, seinem Geburtsort, nicht zuletzt auch wegen des alljährlichen Schützenfestes nach Gummersbach. Ein altes Protokollbuch enthält unter dem 5.6.1837 die Eintragung: "Musiklehrer Steinmüller verpflichtet sich, acht Musiker für die beiden Tage zu beschaffen." Er logierte im Gasthof Heuser (später Hotel Köster in der Winterbecke) und heiratete 1835 des Gastwirts Töchterlein Wilhemine Heuser. Die Musik brachte nicht viel ein, der Verkauf von Noten und Musikinstrumenten auch nicht. Darüber hinaus war Wilhelmine oft allein, wenn ihr Mann außerhalb von Gummersbach Musikunterricht erteilte oder bei Festen aufspielte. Kaufmännisch begab fing sie einen Kramladen an, zusätzlich zu der Musikalienhandlung ihres Mannes.

Schon damals hat es in Gummersbach viel geregnet, und die Kunden waren oft ärgerlich, wenn die Ware naß wurde oder die geklebten Tüten aufweichten. Das brachte den begabten Sohn Lebrecht auf den Gedanken, Papier mit Wachs zu tränken und damit wasserdichtes Packpapier herzustellen. So entstand 1855 die Papierfabrik Steinmüller. 1866 übernahmen die Brüder Lebrecht und Carl die Fabrik von ihrem Vater und vergrößerten sie: neben dem Wachspapier stellten sie auch Ölpapier, Glaspapier und zuletzt das als Packmaterial in der Textilindustrie so gern verwendete und berühmt gewordene "Blau Glacee" her. Dabei war Carl (geb. 1840) der Kaufmann und Lebrecht (geb. 1838) der Techniker.

1872 war der Betrieb so groß geworden, daß man eine englische Straßenlokomobile anschaffen mußte, um das zur Papierveredelung gebrauchte Papier vom nächsten Bahnhof in Lennep (40 km) abzuholen und die Fertigware wieder dorthin zu bringen. In unserer "buckligen Welt" streikte die Zugmaschine schon bei ihrer Ankunft aus England, kam erst mit mehrstündiger Verspätung in Gummersbach an und stand auch weiter die meiste Zeit im Schuppen zur Reparatur. Lebrecht Steinmüller hat sie mehrmals auseinander genommen und versucht, sie fahrbereit zu bekommen. Er kannte sich also mit Dampferzeugern und Dampfmaschinen aus, als sein Schwiegervater, der Buch- und Zeitungsdrucker Friedrich Luyken (VIII, 62 G) die "Gummersbacher Zeitung" vergrößern wollte und zum Betrieb der neuen Schnellpresse mehr Dampfkraft brauchte. Der Schwiegervater lud den Schwiegersohn ein, 1873 mit ihm zur Weltausstellung nach Wien zu fahren, um ihn bei der notwendigen Anschaffung eines neuen

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Dampfkessels zu beraten. Nach eingehender Besichtigung der meist englischen Kessel (England war damals führend auf diesem Gebiet), sprach Lebrecht dann selbstsicher die denkwürdigen Worte: "Ich will dir einen Kessel bauen, der alle anderen überragen wird!" Schon 1874 wurde der erste Steinmüller-Kessel in der Luyken'schen Druckerei am Einhorn in Betrieb genommen und blieb es bis 1923. Jetzt steht er als Gummersbacher Industrie-Denkmal im Deutschen Museum in München als erster von Tausenden nach ihm bis auf den heutigen Tag in aller Welt. Sein quasi Vorgänger, die alte englische Dampflokomobile steht im Fabrikhof der Gummersbacher Dampfkesselfabrik L. & C. Steinmüller.

Es war ein sonderbarer Weg vom Kramladen im regnerischen Gummersbach über das wasserdichte Packpapier und die Papierfabrik, eine notwendige dampfgetriebene Zugmaschine, die nicht richtig funktionierend dauernd Ärger machte, den in einer Zeitungsdruckerei dringend benötigten Dampferzeuger bis hin zur Weltfirma im Dampfkesselbau.

Das Schützenkönigspaar von 1861/62: Lebrecht Steinmüller d. Ä. (1838-1899) und Elise, geb. Luyken (1840-1919).

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Chronikblatt 1987