Familienverband Luyken



Hermann Luyken (1872-1955)
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Ludwigshafen, 22.12.2008


Vohwinkel, 22.3.20 (1920)

Lieber Patenjunge!

Am Sonntag feierst Du das schöne Fest Deiner Konfirmation und dazu möchte ich Dir Gottes reichsten Segen wünschen.-

Es ist in dieser ernsten gottlosen Zeit doppelt nötig, daß man fest auf dem Boden des Christentums gegründet steht und daß Ihr jungen Kämpfer, die Ihr jetzt ins feindliche Leben hinauszieht, ausgerüstet seid mit den Gaben des heiligen Geistes.-

So steht denn fest und treu zu dem Erbe Eurer Väter. Vielleicht ist es dann Deiner Generation beschieden, das Vaterland wieder mit groß und herrlich zu machen.-

Es scheint mir jedoch vorerst, daß dieses Volk noch tiefer in den Morast der Schande und Not sinken muß, und erst dann die bitterste Not es wieder zum Zusammenschluß bringen kann und dann wäre erst die Zeit des Wiederaufbaus der sittlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse gekommen sein. Hier in der Umgegend sind kürzlich schreckliche Dinge passiert.-

Große Schlachten sind zwischen regierungstreuen und Spartakistenarbeitern geschlagen worden und es hat auf beiden Seiten große Verluste gegeben; teils sind noch Kämpfe im Gange.-

Die Regierungstruppen mußten sich schließlich wegen der Übermacht zurückziehen.-

Ich schreibe im Bett, das ich seit gestern hüten muß. Eine Kniegelenkentzündung, die heftige Schmerzen verursacht, zwingt mich dazu. Ich habe beim Miltär schon damit zu tun gehabt, entstanden durch einen Sturz vom Rade oder vielmehr durch Zusammenstoß mit anderem Rade.-

Es ist insofern gut, daß ich mich jetzt sammeln kann und da erledige ich gern meine Schreibpflichten, zu denen man sonst hier im rastlosen und unruhigen Geschäftsbetrieb fast nicht kommt.-

Ich wäre gerne zu Deinem Ehrentag herüber gekommen, aber das geht nun mal leider bei den unruhigen Zeiten und unsicheren Verbindungen leider nicht, auch jetzt durch das Bein garnicht. Ich werde aber im Geiste bei der Feier sein!-

Deine liebe Mutter schrieb uns neulich, daß Du Spaß am Geigespielen habest und deshalb möchte ich Dir das Handwerkzeug dazu schenken. Es ist die Geige von unserem lieben Hermann, die Du auch gleichzeitig als Andenken an Deinen lieben, tapferen Vetter in Ehren halten wirst.-

Hermann spielte meisterhaft und gern habe ich oft seinem Spiel zugehört, bis ich gewöhnlich dabei einschlief. Es würde mich freuen, wenn Du auch einmal aus dem Instrument gleich feuerliche Töne herauslocken würdest.-

Wir haben jetzt den Anstreicher und den Hausputz vor, daher ist Tante gerade sehr beschäftigt. Sie läßt herzlich Glück wünschen und grüßen. Walter ist in der landwirtschaftlichen Schule und kommt heute abend zurück. Trude verläßt auch in 8 Tagen ihre Schule. Sie spielt bei ? Klavier. Hete wird wohl in diesem Sommer Hochzeit feiern.-

Sonst geht es allen gut und hoffe ich von Euch allen Gleiches.Grüße Deine lieben Eltern und Geschwister herzlichst.

Mit herzlichsten Grüßen Dein getreuer Onkel

Hermann.



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