Vohwinkel, 22.5.20 (1920)
Yet to be translated
Lieber Hans!
Zu Deinem Geburtstag meine herzlichsten Glückwünsche.- Fürs neue Lebensjahr alles Gute! Du bist nun schon ein
strammer Junge geworden und hast im Kampf im Leben schon recht ? ? ?. Vorerst mußt Du
erst noch die gemeine Schule überwinden und dann kommt der interessantere Teil, die Vorbildung für den Beruf.
Hast Du schon mal einen Entschluß gefasst, was Du ergreifen willst? Es ist ja nicht leicht, sich eine Existenz
zu schaffen. Harte Arbeit muß da geleistet werden; es wird immer schwieriger, namentlich in dieser Zeit, da
das arme deutsche Volk so tief erniedrigt worden ist.-
Mögest Du da an Körper und Geist erfüllt sein, um die große Aufgabe zu schaffen, aber trotzdem, dem Mutigen
gehört die Welt, und frisch gewagt ist halb gewonnen!-
Vielleicht ist es Euch jüngeren Gott? beschieden, das Vaterland wieder groß und mächtig
machen zu helfen. Wir Alten haben es nicht erreicht, trotz unserer übermächtigen Anstrengungen den Krieg
siegreich zu beenden.-
Aber trotzdem haben wir das Bewußtsein, unsere Pflicht voll und ganz getan zu haben und dieses angenehme
Gefühl ist uns doch bei den heutigen unvergeßlichen Dingen geblieben. Vielleicht werden auch unsere Taten in
späteren Zeiten mal recht gewürdigt werden.-
Ich lasse Dir zur Erinnerung an die große Zeit ein Buch zugehen von dem Verlag L. F. Lehmann,
München Paul ? Str. 26: "Im Felde unbesiegt". Aus der Einleitung, die ich
beifolgen lasse, siehst Du schon, worüber es handelt.-
Von Großmutter Rüthen hörte ich, daß Du ? böse
mit dem Rad gefallen bist und Dir die Zehen verletzt hattest.- Hoffentlich ist alles wieder heil geworden und es
geht Dir gut.-
Es wäre sehr schön, wenn Du uns hier mal besuchen könntest. Vielleicht kommst Du mal in den Herbstferien hierher.-
Schreibe mal, ob Du es machen willst. Tante Julchen und
Trude sind in Benneckenstein im Südharz, Pension Geschwister Thiele.
Hoffentlich erholt sich Tante wieder gut.- Sie ist sehr krank gewesen.-
Ich schreibe diesen Brief nach Stolberg, da ich Deine Adresse nicht weiß. Schade, daß Du den Brief nun etwas
spät erhälst.-
Leb wohl und laß es Dir im neuen Lebensjahr recht gut gehen und stürze nicht wieder mit dem Rad.
Mit den herzlichsten Grüßen
Dein getreuer Onkel Hermann
Hermann.
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