Familienverband Luyken



Chronikblätter 1971 (Band V)
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Ludwigshafen, 10.5.2009



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Leben in Libyen 1968

(Aus einem Brief von Irene Millard geb. Haensel XII 89 c Leu EL)

Tripoli, 17. Juli1968

.......
Wie Du aus dem Absender ersehen kannst, sind wir in Tripoli. Leider aber nicht mehr für sehr lange. Vor zwei Tagen wurde Richard nach Benghazi versetzt, wohin wir ca. gegen Ende September/Anfang Oktober gehen werden.

Wir wohnen im 2. Stockwerk in einem sehr schönen Wohnhaus mit 15 Wohnungen. Der Dachgarten ist so riesig, daß man dort gut Tennis spielen könnte. Es ist geplant, im Parterre einen Supermarkt einzurichten, aber hier mahlen die Mühlen bekanntlich langsamer als anderswo... Für hiesige Verhältnisse ist es eine Luxuswohnung, 4 Zimmer, Küche und Bad mit 2 Hallen und 2 Balkons sowie Airconditioning *). Wir haben ein Schlafteil mit 2 Schlafzimmern, einer Halle und dem Bad, was von dem übrigen Teil der Wohnung abgetrennt ist und wir somit gut kühl halten können. Mir gefällt die Wohnung sehr gut, abgesehen von den unmöglichen Farben im Badezimmer, aber da muß man einfach vorgeben, farbenblind zu sein.

Tripoli ist eine sehr schnell wachsende Stadt. Teils wird sehr modern gebaut, und der Gesamteindruck ist der einer modernen Stadt. Am Rande allerdings sieht es etwas anders aus, dort hausen die Libyer zu Tausenden in Blechhütten und unter den scheußlichsten Umständen. Es wird sehr viel gebaut, doch kann die Regierung gar nicht so schnell dagegen anbauen, um die Flut der nach hier in die Stadt strömenden Landbevölkerung aufzufangen und unterzubringen. Die Stadt mit ihren besseren Verdienstmöglichkeiten lockt natürlich die Landbevölkerung, da sie hier verhältnismäßig leicht ihr Geld verdienen kann.

Das Leben hier ist sehr teuer und die hohen Gehälter einfach illusorisch, da sie notwendig sind, um zu leben. Wir sind nicht zu schlecht dran, da wir freies Wohnen haben, also Gas, Wasser, Elektrisch und die Miete sowie der Hausdiener von der Bank bezahlt werden. Unsere 4-Zimmerwohnung kostet 1100,- DM monatlich mit 3-6-monatiger Vorauszahlung. Stöhnt ihr jetzt noch immer über die hohen Mieten in Deutschland? Für Essen und Trinken geben Richard und ich monatlich ca. 700,- DM aus, so daß wir für den Haushalt mit den Zeitungen und Zigaretten auf 1000,- DM für uns beide monatlich kommen, und dabei leben wir nicht in Saus und Braus und laden nicht sehr oft ein.

Da mich das Nur-Hausfrauen-Dasein nicht ganz ausfüllt - die Wohnung ist in 2 Stunden tiptop -, habe ich hier eine Stellung angenommen. Ich schlage quasi 3 Fliegen mit einer Klappe. Zunächst einmal sitze ich in einem airconditioned Bureau, zweitens bin ich unter Menschen und habe eine Aufgabe, die mir Abwechslung bietet, und drittens bringt es auch noch etwas ein. Ich arbeite in einer amerikanischen Firma, die na-


*) Klimaanlage.


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türlich einen libyschen Partner haben muß, und schaffe ein Arbeitspensum von 3 Stunden in 6 Stunden. Ich mußte mich doch dem anderen Personal schnellstens anpassen und durfte nicht auffallen durch schnelleres Arbeiten. Es fiel mir sehr leicht, muß ich schon sagen, immer so zu tun, als ob man schwerstens arbeitet, und in Wirklichkeit sitzt man nur so da. Also ich muß schon sagen, leichter und besser habe ich es noch nirgends gehabt, und das hohe Gehalt ist mir willkommen, da es ein Extrageld ist, was wir sparen können, und wenn wir es in Europa ausgeben, es eine größere Kaufkraft haben wird als hier.

Richard kommt um 2.15 nach Hause und wärmt das vorgekochte Essen, so daß ich mich um 2.30 an einen gedeckten Tisch setzen kann. Nachmittags sind wir beide dann frei. Nur einmal in der Woche muß Richard nachmittags noch einmal für 2-3 Stunden in die Bank *). Unsere Einkäufe machen wir gemeinsam, auch sonst hilft Richard mir im Haushalt. Wir suchen zur Zeit einen Boy, der mir die gröberen Arbeiten macht, damit ich nur noch einzukaufen und zu kochen habe.

Am kommenden Freitag nimmt uns ein Bekannter mit nach Leptis Magna - den römischen Ruinen. Ich habe sie zwar schon einmal gesehen, fahre aber trotzdem wieder mit, denn man kann sie gerne häufiger sehen... Leptis Magna ist einmalig, weil eigentlich alles, was zu einer damaligen Stadt dazugehörte, irgendwie in Bruchstücken noch vorhanden ist und man einen fabelhaften Einblick in die römische Kultur bekommt.

Sabratha ist ein zweiter Fund in Tripolitania und ca. 70 km von hier entfernt. Diese Ruinen haben wir noch nicht gesehen, und ich hoffe sehr, daß uns noch einmal jemand dort hinfährt.

Tripoli ist eine sehr hübsche Stadt, und die Uferpromenade im Zentrum entlang des Hafenbeckens ist phantastisch. Allerdings sieht man niemanden dort sitzen oder spazieren gehen; abends kriecht dann allerdings im Schneckentempo entlang dieser Promenade ein Wagen nach dem anderen mit fast ausschließlich männlicher Besatzung; Frauen bleiben auch heute noch zu Hause und nehmen am öffentlichen Leben nicht teil. Zwar geistert das Wort Emanzipation für die Frauen hier schon herum, aber die Wirklichkeit ist doch noch eine andere. Selbst studierte und in Europa erzogene Libyerinnen tragen, wenn sie zurückkommen, wieder die Baraka, dieses entweder weiße oder lilafarbene Wolltuch, das sie von Kopf bis Fuß bedeckt und nur ein stecknadelkopfgroßes Loch für ein Auge freiläßt. Ich habe noch nie so stechenden Augenblicke gesehen wie hier. Nur ganz vereinzelt haben Frauen den Schleier abgelegt. Mir scheint, die Frauen in Libyen sind noch sehr viel weiter zurück in der Emanzipation als Frauen anderer arabischer Länder.

Dieser Tage stand ein Artikel in der Zeitung; danach ist es heutzutage kriminell, einen Analphabeten zu beschäftigen, wenn man ihn nicht


*) The British Bank of the Middle East.





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zwingt, an Kursen teilzunehmen, um schreiben und lesen zu lernen; man riskiert das Kittchen.

Wir haben sehr wenig Kontakt mit Libyern, und bisher habe ich noch keinen gebildeten Libyer kennengelernt. Ich nehme aber trotzdem an, daß es auch solche gibt, nur ist eben der Kontakt zu ihnen schwierig herzustellen.

Tripolitania wurde von den Italienern kolonisiert, die aber leider nicht Gutes brachten, sondern Land und Leute mehr oder minder ausbeuteten. Während die Franzosen in Algerien und Tunesien Kultur hinterließen, haben die Italiener nur einen Haß gegen Europäer und alle anderen Ausländer hinterlassen. Dies erschwert natürlich so manchen Kontakt, und wenn die dünne gelehrte Oberschicht dieses Landes auch erkannt hat, daß sie nicht ohne die technische Hilfe des Auslandes bestehen kann, so hat die einfache Bevölkerung hierfür kein Verständnis, und so kommt es eben vor, daß man einen Stein nachgeworfen bekommt, oder, wie es mir passierte, ich einen Eimer Wasser mitten in einer breiten Straße übergegossen bekam, sehr zum Gelächter der Frauen, die hockend in der Straße auf den Bus warteten. Die Polizisten, die zufällig anwesend waren, drehten sich dann allerdings auch schnell um und hatten nichts gesehen, und wenn man eben nur Englisch sprechen kann und kein Arabisch, so ist die Verständigung auch nicht immer leicht.

Freitags spielt Richard Cricket. Er ist ganz stolz, schon zweimal stand sein Name in der lokalen Zeitung; diese Artikel muß ich dann ausschneiden und für ihn sammeln. Zum Schwimmen kommen wir mangels Autos nicht so oft, wie wir es gern würden; ... Das Reiten haben wir vorübergehend aufgegeben; es ist jetzt noch zu warm, und die Pferde sind nicht fähig, einen Galopp zu reiten. Die Pferde hier sind phantastisch, allerdings sehr viel schmaler als in Europa. Auch erscheinen sie kleiner; aber man täuscht sich sehr, da sie trotzdem sehr kraftvoll sind. Mein ausgewähltes Pferd ist ein Ex-Rennpferd. Ich habe das Gefühl, dieses Pferd ist wie ein Auto mit Overdrive, mit einem Extra-Gang, jouff! Wenn man da nicht aufpaßt und sicher im Sattel ist, sitzt man schnell im Sand.

Mein Chef ist heute nicht da, und ich habe noch keinen Handschlag für die Firma getan. Übrigens, wir handeln nicht mit kleinen Dingen, wir sind die Vertreter für Libyen von Caterpillar und Hyster und Towmotor, das sind amerikanische Unternehmen mit Fabriken u. a. in Frankreich usw., die diese riesigen Maschinen für Straßenbauarbeiten usw. herstellen.

Ich habe bereits eine Stellung als Sekretärin in Benghazi angeboten bekommen, und zwar für den libyschen Vertreter von Siemens, kein schlechter Job, der gut bezahlt wird... Ich hoffe, daß wir uns auch so schnell in Benghazi einleben werden, wie wir es hier taten.


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Leben in Saudi-Arabien 1971

(Aus einem Brief von
Irene Millard geb. Haensel XII 89 c Leu EL)

Alkohabar, 19. Juli1971

.......
Meinen Brief aus Saudi-Arabien will ich zunächst mit unserem Fortgang aus Benghazi beginnen. Wie dir bereits bekannt ist, fand in Libyen am 1. September 1969 eine Revolution statt. Zu dieser Zeit lebten wir in Benghazi, und zwar in einem Apartment über der Bank in der Hauptstraße. Das ganze Revolutionsgeschehen spielte sich in Benghazi mehr oder minder vor der Haustür ab... Unsere Bank wurde im Anschluß an die Revolution verstaatlicht und enteignet, auf eine Abfindung werden wir wohl lange oder auch umsonst warten. Als wir im Juni 1970 gingen, so deshalb, weil unser Kontrakt zu Ende war und wir schnellstens aus Libyen herauswollten...

Den Sommer 1970 verlebten wir teils in England und teils in Hamburg. Im September reiste Richard nach Alkhobar ab, und ich folgte ihm kurz darauf. Obgleich Alkhobar nur sehr klein ist und eigentlich nicht viel zu bieten hat, fühlten wir uns hier von Anfang an sehr wohl und haben uns inzwischen sehr gut eingelebt und uns einen netten Bekanntenkreis geschaffen.

Geographisch gesehen, liegt Alkhobar der Insel Bahrein am Festland gegenüber. An klaren Tagen und abends können wir Bahrein meist sehen, es liegt nur ca. 20 Meilen entfernt. Nordwestlich entlang der Küste liegt Dammam 20 km landeinwärts. Das Dreieck Alkhobar - Dhahran - Dammam - Alkohbar kann man in gut einer Dreiviertelstunde abfahren; im Winter ist dies meist unsere Spazierfahrt nachmittags, so daß unsere Tochter *) etwas aus den häuslichen vier Wänden kommt. Alkhobar wurde während der letzten 25 Jahre künstlich aus dem Boden gestampft. Dementsprechend ist eine Agglomeration von Häusern und Straßen - ein recht charakterloses Gefüge. Geteerte Straßen gibt es seit gut einem Jahr, die Bürgersteige sind erst halbwegs fertig. Hier wie anderswo beginnt man mit dem Kabellegen, sobald die Straßen fertiggebaut sind. Dementsprechend ist der Straßenzustand ein "Zustand" im besten Sinne des Wortes. Alkhobar dient zur Hauptsache als Einkaufszentrum, alles Lebensnotwendige ist zu haben, nur keine Ersatzteile!

Dhahran besteht eigentlich nur aus dem Flughafen (Zivil- und Luftwaffe), dem Aramco-Camp und Petromin-College. Aramco könnte man mit einem x-beliebigen Villenvorort einer amerikanischen Stadt vergleichen. Es ist ein wahres Muster an Sauberkeit, Gepflegtheit und zeigt sehr gut, was man aus der Wüste machen kann, wenn man Geld, Wasser und Wissen hat und die Arbeit nicht scheut. Ich nehme jede Gelegenheit


*) Sonya, * 22.3.1969





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Irene
Ra's Tanurah, Saudi Arabien
1972

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wahr, dorthin zu fahren und spazierenzugehen, was ich hier in Alkhobar sonst nicht kann.

Dammam ist eine alte arabische Siedlung unweit der Oase Qatif. Es ist eine Hafenstadt für allgemeines Frachtgut, das Erdöl wird nordwestlich in Ras Tanura im Oil terminal gehandhabt. Noch wohnen nicht sehr viele Europäer in Dammam, die meisten ziehen es vor, in Alkhobar zu wohnen. Doch diejenigen, die zunächst hier in Alkhobar wohnten und später nach Dammam zogen, fühlten sich nach einiger Zeit dort wohler. Dammam ist billiger, solange man dort wohnt und regelmäßig in die Geschäfte geht. Wenn ich nur gelegentlich mal zum Einkaufen dorthin fahre, muß man mir dies wohl an der Nasenspitze ansehen, denn man verlangt von mir meist die gleichen Preise, wie ich sie von Khobar her kenne.

Dammam ist schmutzig und laut. Die Straßen sind sehr schlecht, die vielen Schlaglöcher, Kinder und Ziegen sind wohl mit der Hauptgrunde, warum Richard sich sträubt, mit mir zum Einkaufen dorthin zu fahren. Es gibt viele Dinge und Situationen, die man gern photorgraphisch festhalten möchte, doch ist es besser, man läßt die Kamera im Hause; es wird noch immer nicht gern gesehen, wenn man photographiert. In Dammam kauft man noch vieles im Soukh ein. So gibt es den Gemüse-Obst-soukh, den Stoff-soukh, Gold-soukh und Second-hand-soukh.Gold- und Schmuckwaren werden zum Goldpreis gehandelt, der wohl unter dem europäischen Preis liegt. Arabischer Schmuck sieht zwar hübsch aus, doch ist die Verarbeitung oft recht primitv und nicht von großer Haltbarkeit. Die Stoffauswahl ist groß und preiswert, und wer bisher noch nicht Heimschneiderin war, der wird es hier. Es gibt nicht viel fertig zu kaufen, und man ist geradezu aufs Selberschneidern angewiesen, es sei denn, man vertraut sich einem der vielen pakistanischen Schneider an. Im Second-hand-soukh ist so manches zu den erstaunlichsten Preisen zu haben; u. U. kann man dort recht gut einkaufen, und zwar überwiegende alte arabische Hausgegenstände, Teppiche, Kaffeekannen, Truhen u. v. m. Im Obst- und Gemüse-soukh wird auch Frischfleisch verkauft. Kamelfleisch wird überwiegend an die Beduinen verkauft, die Araber essen meist Ziegen- und Schaffleisch, vereinzelt wird auch Rindfleisch angeboten; ich habe jedoch noch nie Frischfleisch gekauft und ziehe allem dänisches Gefrierfleisch vor. Es entspricht vieles nicht unserer Idee von Sauberkeit, auch wenn man es anschließend stundenlang kocht ... Unser Supermarkt in Alkhobar hat eine große Auswahl, und bis auf Schweinefleisch und seine Produkte ist wohl alles zu haben, ausgenommen alkoholische Getränke; dafür wird aber um so mehr Hefe und Malz angeboten; es wird also im do-it-yourself-System gemacht. Wir wohnen hier in einem Haus einen Steinwurf vom Arabischen Golf - Dir als Persischer Golf wohl bekannt - entfernt. Zum Baden fahren wir allerdings 20 Minuten entfernt an die See, an einen traumschönen Strand. Er ist zwar nicht von Palmen bestanden, doch


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erstrecken sich die Sanddünen teils bis in das Wasser hinein. Meilenlanger Sandstrand, feinster Sand und keine Kurtaxe. Man kann also gut außer Hörweite anderer Transistoren ungestört baden. Allerdings haben die Saudi eine Angewohnheit: anstatt das Weite zu suchen, lassen sie sich meist sehr dicht häuslich nieder und starren einen ungeniert stundenlang an.

In diesem Sommer waren wir nur zweimal am Strand. Wir haben es zu bequem mit einem Schwimmbad im Garten nebenan. Unser Chef ist für einige Zeit zur Vertretung in Amman, derweilen Richard hier nach dem Rechten schaut, und Sonya und ich vertreiben uns die Zeit im Schwimming-pool des Chefs. Ohne diese Bademöglichkeit wären wir wohl die meiste Zeit des Tages ans Haus und seine Klimaanlage gebunden. Mit Klimaanlage und Bad kann man den Sommer und die Hitze gut überstehen; beides ist kein Luxus, sondern eher eine Lebensnotwendigkeit.

Im Hause hilft mir eine houseboy bei der Arbeit, und ein Gärtner schaut im Prinzip nach dem Garten. Ich habe es schon lange aufgegeben, dem houseboy auf die Finger zu sehen, und vom Gärtner erwarte ich lediglich, daß er den Garten bewässert und Hecke und Rasen in Ordnung hält. Man hat das Gefühl, daß man einfach seine Zeit vergeudet, wollte man dem Personal irgend etwas beibringen ... Es wird von uns erwartet, daß wir Hauspersonal haben...

Außer mit Schneidern vertreibe ich mir die Zeit mit einer ausgedehnten Korrespondenz. Vormittags finden häufig sogenannte coffee mornings statt - zu gut deutsch: Kaffeklatsch. Der Klatsch blüht, will man ihn hören; man kann sich aber auch heraushalten.

Uns Frauen sind in Arabien noch enge Grenzen gesteckt. So dürfen wir nicht Auto fahren, nicht arbeiten - es sei denn als Krankenschwester oder Lehrerin -, und haben offiziell keine Möglichkeit, zum Friseur zu gehen. Inoffiziell gibt es gelernte Friseusen, die im Hause sich ein Taschengeld verdienen, und im Flüsterton werden Namen und Telefonnummern weitergereicht.

Hier in Saudi Arabien arbeitet Richard wie in Libyen nur vormittags von 7.30 Uhr bis 13.30 Uhr (6-Tage-Woche) und, wenn notwendig, gelegentlich nachmittags, was höchst selten vorkommt. Unsere Tochter sieht ihren Pappi also viel, und wir haben ein schönes Familienleben.

Viele Ausflüge haben wir noch nicht gemacht. Die Wüste hat ihre Tücken und wir großen Respekt vor ihr. Man sollte nie allein fahren, außerdem gut ausgerüstet, und vor allem nicht im Sommer. Während der letzten Feiertage des Id el Adha - im Anschluß an die Pilgerfahrt nach Mekka, was in diesem Jahr Anfang Februar war - fuhren wir zu den Schwiegereltern nach Doha auf der Halbinsel Qatar. Die reine Fahrzeit im Wagen dauert 4 Stunden, doch kann man u. U. an der Landesgrenze viel Zeit vergeuden. Auf der Rückfahrt passierte es uns, daß wir um





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12.05 Uhr an die Grenze kamen und die Zöllner zunächst zum Gebet fortgegangen waren, anschließend essen gingen und Siesta hielten. Nach drei Stunden wurde die Grenze erst wieder geöffnet. Auch wird die Grenze zwischen Sonnenuntergang und -aufgang geschlossen, obgleich sie offiziell geöffnet sein soll...

Unser social life ist sehr angeregt und abwechslungsreich. Richard hat natürlich mehr Kontakt zu den Saudis und erhält häufiger Einladungen, an denen dann meist allerdings nur Herren teilnehmen. Vor vier Wochen gab der Emir in Dammam zum ersten Mal ein Essen für europäische Gäste, das am Tisch serviert wurde. Richard hatte bislang dort auf dem Boden hockend seinen Hammel und Reis gegessen. Einige wenige Saudis sind recht fortschrittlich und zeigen ihre Frauen und Töchter unverschleiert bei Gesellschaften. Ich als Frau darf gelegentlich bei Einladungen in die Räume, die man mit Harem bezeichnen könnte, die also nur für Frauen bestimmt sind. Stolz zeigte man mir sämtliche modernen westlichen Errungenschaften, die meist kunterbunt zusammengewürfelt sind. Saudis sind sehr freundliche Menschen und überaus gastfreundlich und schenken gerne.

Während des dreitägigen Festes im Anschluß an den Fastenmonat Ramadan - des Id el Fitr - besuchten Richard und unser Manager zusammen verschiedene Kunden und die Emire (Statthalter) von Alkhobar und Dammam. Dieser Besuch eines Europäers, der ihnen die Glückwünsche zum Fest überreicht, wird sehr hoch angerechnet, und zu Weihnachten revanchieren sie sich, und wir müssen dann ein offenes Haus halten und jeden Gast einlassen und bewirten. Allerdings setzen wir eine Zeit fest und halten das Haus nicht während beider Feiertage offen... die mit Henna gefärbten weißen Esel der Mietkarren. Ihnen färbt man Kopf und Ohren sowie die Vorder- und Hinterbeine, und jeder anders als der Nachbar. Das übrige Straßenbild wird von dem Schwarz der Frauengewänder und Weiß der männlichen Thobes - der fußlangen weißen Hemdgewänder - bestimmt. Im Gegensatz zu den Libyern sehen die Saudis besser aus, nobler in ihrer Haltung, und der schwarze, sehr dünne Schleier der Frauen läßt so manche Schönheit ahnen.

... Voraussichtlich bleiben wir bis zum September 1972 hier.


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Aus Australien

Wenn auch spärlich, ist unsere Familie doch immerhin auch in Australien vertreten. Dort wohnen seit langem Hans Werner Luyken (XI 51 WA) sowie auch sein Sohn Robert. Ebenso ist W. S. (XII 26 b WA EL) in Sydney gemeldet. Vorübergehend war in den letzten Jahren ferner H.-H. Luyken (XII 46 c WA) in diesem Erdteil tätig. Schließlich meldete sich aus Brisbane noch Annie O'Loughlin geb. Engelhardt, Tochter von Marguerita Engelhardt geb. Heß (XI 223 A EL) 1). Durch einen Zufall geriet dem Schriftwart das Werbeheft der Bayer-Werke von Januar 1970 in die Hände. Darin gibt Vetter Hans-Werner Luyken, Geschäftsführer der "Bayer Australia Ltd." einen kurzen Überblick über die geschichtliche und wirtschaftliche Entwicklung des fünften Kontinents und über das heutige Leben dort. Da es für uns alle von Interesse sein mag, wie unsere Verwandten dort leben, sei im folgenden mit Erlaubnis des Verfassers der letzte Abschnitt seines Aufsatzes abgedruckt. Er trägt die besondere Überschrift: "Die Devise lautet: Leben und Leben lassen" und hat folgenden Wortlaut:

"Wie lebt es sich nun in Australien? Besser oder schlechter als in Mitteleuropa? Diese Frage läßt sich kaum beantworten. Noch vor 35 Jahren sah mancher Europäer, der politischem Druck, drohender Kriegsgefahr und zermürbendem Kampf um das Dasein entrinnen wollte, in Australien eine idyllische Oase der Ruhe, weit entfernt von den Brennpunkten internationaler Spannungen, menschenleer, ohne Einwohnermeldepflicht, ohne Militärdienst, ohne Hunger und Kälte. Diese Vision spiegelte schon damals die australische Wirklichkeit nur teilweise wider. Inzwischen ist der fünfte Kontinent der übrigen Welt so nahe gerückt, daß sich die früher recht ausgeprägten Unterschiede in Art und Tempo des Lebens immer mehr verwischen.

Australien ist immer noch ein Land, das vor allem jungen Leuten faszinierende Reize und Möglichkeiten bietet. So ist im Vergleich zu Mitteleuropa das Klima des größten Teils von Australien geradezu paradiesisch, so daß man viel mehr Zeit "draußen" verbringen kann, als es in Europa möglich wäre. Die Weitläufigkeit und Mannigfaltigkeit des Landes sowie selbstverständliche Freizügigkeit müssen Abenteurer und Wanderlustige anziehen. Gebürtige Australier verhalten sich Fremden gegenüber freundlich und hilfsbereit. "Leben und Leben lassen" beschreibt die Grundeinstellung dieser Menschen.

Ob das Leben in Australien für Menschen vorgerückten Alters ebenso reizvoll ist, erscheint nicht so ganz sicher. Die Vorzüge des Klimas fallen vielleicht weniger ins Gewicht, und die Überwindung großer Entfernungen sowohl auf dem Lande als auch in den städtischen Ballungsräumen wird häufig zur Last.

Aber die Zukunft gehört nun einmal der Jugend, und ihr gehört das Australien von morgen."


1) Vergleiche Band V Seite 284 und 328.





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Jubiläumsgeburtstage 1972

Im Jahre 1972 werden

70 Jahre   Anna Thilo (XI 144 WB), Potsdam, am 17. Januar,
Tove Luyken (IX 85 WL), Landfort, am 16. März,
A. Reginald Luyken (XI 215 A), Coven, am 2. April,
Walter Kühn (XI 253 Leu), Falkensee, am 30. April,
Winifred Luyken (XI 215 A), Coven, am 4. Juli,
Werner Otto (XI 255 Leu), Süchteln, am 4. August,
Ernst Benoit (XI 20 WW), Heidelberg, am 6. August,
Günter Conze (XI 41 WW), Würzburg, am 12. Oktober,
Eva Thilo (XI 132 WB), München, am 24. November,
Marga Luyken geb.  von Jagemann (XI 217 A), Alsfeld, am 18. Dezember,

75 Jahre   Kurt Auen (XI 231 A), Siegen, am 4. April,
Marie (Mieze) Luyken (X 189 G), Gummersbach, am 21. August,
Frieda Luyken (X 67 WA), Heinsen, am 26. August,

80 Jahre   Elise (Lisi) Luyken (X 62 WA), Solingen, am 10. Juni,
Hans-Eduard Meyer (XI 83 WA), Berlin, am 28. Juli,

85 Jahre   Berta Schumann (X 140 WW), Frankfurt/M., am 4. Januar,
Hugo Luyken (X 132 WW), Hannover, am 16. Oktober.

Mit den herzlichsten Wünschen für ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr

Johann Wilhelm Luyken Karl-Heinz Luyken
(Reinbek)(Borken/Westf.)


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Seiten 388 - 389
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Seite 388

Druck: Friedrich Luyken GmbH., Gummersbach




Chronikblatt 1972