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Genealogie


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Suche nach Max / Teil 1

Die geheimnisvolle Inschrift

Chuck hebt die Lampe und deutet auf eine Inschrift an der Höhlenwand. "Max Kämper März 1908" steht dort mit kräftigem Strich in den Felsen geritzt, viele Kilometer vom Eingang entfernt im hintersten Winkel der amerikanischen Mammoth Cave, der längsten Höhle der Welt.

Der deutsche Ingenieur Max Kämper, so berichtet unser Höhlenführer Chuck, kam 1908 als Tourist nach Kentucky. Eigentlich wollte er nur einige Tage bleiben, doch die gigantische Höhle faszinierte ihn so, dass er seinen Aufenthalt immer länger ausdehnte. 8 Monate später hatte er 50 Kilometer Höhlengänge erforscht und auf einem unglaublich präzisen Höhlen-Plan festgehalten. Ein Wunderwerk der Kartographie, seiner Zeit um Jahrzehnte voraus. Weihnachten 1908 reiste er zurück nach Deutschland. Danach gab es kein Lebenszeichen mehr von ihm.

Wie kam es zu diesem Höhlenplan? Wer war überhaupt dieser Max Kämper? Das sei eines der grossen Geheimnisse der Mammoth Cave, meint Chuck.

Chuck breitet vor uns den Höhlenplan aus, den der Unbekannte zurückliess. Ein Gewirr von farbigen Linien zeichnet den Verlauf des unterirdischen Labyrinths nach. Dazwischen, in winziger, sorgfältiger Schrift hunderte von Namen. Jeder neu entdeckte Gang, jede Halle, jede auffällige Stelle benannte Max nach Menschen, die ihm offenbar in irgendeiner Weise wichtig waren: viele Mädchennamen sind dabei, auch die Höhlenbesitzer einschliesslich ihrer Familien wurden verewigt. Die Honoratioren von Kentucky erhielten ihren Platz, genauso wie Bismarck und Moltke.

Jeder Name steht für eine Geschichte. Auf der Karte schneiden sich die Lebenlinien von Menschen diesseits und jenseits des Atlantik.

Heute ist die Mammoth Cave das Herzstück eines amerikanischen Nationalparks und zugleich wichtiges Forschungsobjekt. Der Park-Ranger Chuck hat zusammen mit Historikern der West Kentucky University die Geschichten hinter den Namen der Kämper-Karte recherchiert - eine Recherche im ungewöhnlichsten Geschichtsbuch, das man sich denken kann. "The Kaemper Connection" nannten sie ihr Forschungsprojekt.

In Archiven und in der Höhle selbst mit ihren zahllosen Inschriften fanden sie viel Material über die frühen Erforscher der Höhle. Nur der Urheber der Karte, Max Kämper, blieb ein Phantom: Alle Versuche, mehr über diese legendäre Figur herauszufinden, scheiterten. Unzählige Briefe schickten Chuck und seine Forscherkollegen an Archive und Bibliotheken. Jeden deutschen Touristen, den die Sache zu interessieren schien, baten sie um Mitarbeit. Sie schickten Aufrufe ins Internet: "Let´s find out who Max Kaemper was". Alles vergebens. Zwei Weltkriege hatten alle Spuren gründlich verwischt.

Nur sehr hartnäckige Recherchen in deutschen Archiven würden vielleicht das Geheimnis lüften können. Die Begegnung mit deutschen Journalisten, die sich zudem noch für Höhle interessierten, kommt für Chuck wie gerufen: "Könnt Ihr nicht herausfinden, wer Max Kämper war?" fragt er uns. Wir nehmen die Herausforderung an.