Familienverband Luyken



Chronikblätter 2005 (Band IX)
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Ludwigshafen, 15.3.2015



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vorn rechts: Hermann Luyken, der neue Schriftwart





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Alter und neuer Schriftwart; H. rechts, Hermann links,
ganz links C., der 1. Vorsitzende.

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Foto professional Bensheim





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Wilhelm Jakobs
(1858 - 1942)

Wie aus dem Nachfahrenstammbaum des Astes Gummersbach Zweig G-R (S. 188 der Chronikblätter 1993 - 2002) zu ersehen ist, besteht dieser, aus der Ehe von Robert Luyken (1848 - 1909) mit Auguste Koenig (1846 - 1905) hervorgegangene Zweig heute nur noch aus den Familien Scharpenack und Jakobs. Die Familie Jakobs entstammt der Ehe von Else Luyken (1876 - 1953) mit Wilhelm Jakobs (1858 - 1942), dessen Persönlichkeit die Generation seiner Söhne Wilhelm, Helmut, Ulrich, Otto und Manfred Jakobs stark geprägt hat und dessen Lebenslauf im folgenden kurz dargestellt werden soll.

Wilhelm Jakobs stammte aus dem Dorfe Diezenkausen bei Waldbröl, wo seine Vorfahren seit dem 18.Jahrhundert ansässig waren. Sein Vater Wilhelm Jacobs (1832-1913) war ein angesehener Landwirt und Schmied in Diezenkausen. Er nahm öffentliche Ämter wahr, besaß dichterische Neigungen und ist als "Dichter hinterm Pflug" den Waldbröler Heimatkundlern noch heute ein Begriff. Er dachte patriotisch im Sinne seiner Zeit, doch ohne Übertreibungen. Seine Ehefrau Luise geb. Simon (1835-1890) wurde von Wilhelm Jakobs später so beschrieben: "Meine Mutter war eine treue, unendlich fleißige Frau voller Liebe und Aufopferung, bescheiden und treu sorgend, die im Alter von 56 Jahren zu früh nach schwerem Leiden starb." Wilhelm Jakobs war ihr ältestes Kind; von seinen Geschwistern überlebten das Kindesalter Emilie, Hermann und Adolf.

Wilhelm Jakobs ging in Waldbröl zunächst in die Volksschule und anschließend in die von Pastor Hollenberg geleitete höhere Bürgerschule; ab 1874 bis zum Abitur am 17.07.1877 besuchte er die Realtabteilung des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums in Köln. Am 9.10.1877 immatrikulierte er sich an der damaligen Gewerbeakademie (späteren Technischen Hochschule/Unversität) in Berlin im Fach Maschinenbau. Am 22.11.1882 bestand er dort die Erste Staatsprüfung für Maschinenbau. Nach verschiedenen praktischen Tätigkeiten in Eisenbahnwerkstätten und Ableistung des Militärdienstes als Einjährig-Freiwilliger im Eisen-


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bahnregiment (Oktober 1883 bis Oktober 1884) beschäftigte er sich anschließend in Hannover mit dem Lokomotivenbau und legte am 12.08.1886 die Lokomotivenprüfung ab. Am 25.05.1888 bestand er auch die Zweite Hauptprüfung und fand am 16.07.1888 Beschäftigung als Eisenbahnbeamter bei der Eisenbahndirektion in Köln. Von dort wurde er am 1.04.1895 zur Eisenbahndirektion Saarbrücken versetzt. Nach der Eheschließung mit Else Luyken am 28.08.1895 gründete er 1895 in St. Johann den ersten Familienhausstand. Dort wurde 1896 auch sein ältester Sohn Wilhelm geboren. Kurz danach wurde er zur Eisenbahndirektion Köln zurückberufen. In Köln wurden 1897 und 1898 seine Söhne Helmut und Ulrich geboren. Am 23.06.1900 schied er aus dem Staatsdienst aus, nachdem er die Leitung der Waggonfabrik Rastatt übernommen hatte. In Rastatt wurden 1900 und 1905 seine Söhne Otto und Manfred geboren. Am 10.04.1901 erhielt er vom Kaiserlichen Patentamt das Patent für einen "Personenwagen, bestehend aus mehreren gelenkig miteinander verbundenen Abteilungen, von denen je zwei mit den einander zugekehrten Enden auf einem gemeinschaftlichen Drehgestell ruhen". Dieses "Jakobs-Drehgestell" ist bis zum heutigen Tage bekannt und allen Eisenbahntechnikern und Eisenbahnhobbyisten ein Begriff.

Die Zeit in Rastatt war wohl die beste Zeit in seinem Leben. Hier hatte er, im Vergleich zu vorher, einen weitaus höheren sozialen Status erreicht, der auch seiner Familie zugute kam. Er erzielte ein ansehnliches Einkommen und nahm im Berufsleben eine Führungsposition ein, die ihn auch in der Fachwelt über den örtlichen Bereich hinaus bekannt machte. Er hatte Erfolg und sah sich auch selbst auf dem Höhepunkt seines Lebens.

Bei der Leitung der Waggonfabrik vertrat Jakobs einen patriarchalischen Führungsanspruch, den er nicht allein mit seiner Stellung und seinen Aufgaben als Fabrikdirektor begründete, sondern auch aus seiner persönlichen Autorität und einer hohen Selbsteinschätzung herleitete. So schreib er am 28.06.1903 in sein Tagebuch: "Ich halte in allen Zweigen der Geschäftsleitung einen idealen Zug aufrecht. Eine gewisse Begeisterung, begründet auf gediegene, redliche Arbeit und umfassende Kenntnisse soll alle Beamten ( = Angestellte) und auch so weit wie möglich die Arbeiter erfüllen. Jeder soll eine gerechte, menschenwürdige Behandlung erfahren. Herzensgüte des obersten Leiters soll dabei überall wahren, aber nicht zur Schau getragen werden. Sein Wissen, sein Können, seine Entscheidungen müssen so unanfechtbar sein, dass bei keinem in der ganzen Fabrik auch nur der Gedanke auftauchen kann, der Leiter könne etwas Unrichtiges tun. Das Vertrauen muss unbegrenzt sein". Gleichwohl kam es im Winter 1910/1911 zu einem Streik, den er aber mit Unnachgiebigkeit durchstand, bis der Streik Ende März 1911 zusammenbrach.

Im Frühjahr 1914 wurde der Verband Deutscher Waggonfabriken gegründet. Jakobs wurde einer der beiden Geschäftsführer. Sitz des





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Verbandes war Berlin-Charlottenburg. Jakobs kaufte in Berlin-Dahlem das Haus Ziethenstraße 28 und zog im Juli 1914 mit seiner Familie dorthin um. Unmittelbar danach brach der Erste Weltkrieg aus und er meldete sich am 3.8.1914 in Hanau bei seinem Eisenbahnregiment, wo er als Hauptmann der Reserve die Aufgaben eines Kompanieführers wahrnahm. Das Eisenbahnregiment wurde an der Westfront eingesetzt und begleitete den deutschen Vormarsch durch Luxemburg und Belgien. - Immer in gewissem Abstand zum Kampfgeschehen, erlebte und beobachtete Jakobs hinter der Front die Ereignisse.

Ende September 1914 musste er in Charleville für das bevorstehende Eintreffen des großen Hauptquartiers eine Eisenbahnbrücke bauen. Dabei kam er Anfang Oktober auch in Berührung mit dem Kaiser und seiner Umgebung, die seine Brücke besichtigten. Darüber notierte er in sein Kriegstagebuch: "Heute Morgen war Admiral v. Tirpitz auf unserer Brücke und unterhielt sich lange mit mir. Kluger Mann mit Brille und langem Bart" (2.10.1914). Bald kam auch der Kaiser selbst: "Er kam auf einem Krückstock gestützt, sah ernst aus, ließ sich die Brücke erklären und ging dann wieder. Er war freundlich, aber sehr still und ernst, nicht mehr jung." (4.10.1914) Am 6.10. sah Jakobs auch den Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg: "Am Abend kam der Reichskanzler mit seinem Adjutanten zur Brücke. Er war sehr leutselig und unterhielt sich mit mir. Er war in Generalleutnantsuniform. Stattliche Erscheinung. Viel eindrucksvoller als ich ihn mir vorgestellt" (6.10.1914). Dieser positive Eindruck wird ihn später nicht hindern, an diesem Reichskanzler ätzende Kritik zu üben.

In der Folgezeit kam Jakobs auf seinen militärischen Dienstreisen viel in Flandern herum. Dabei entwickelte er eine wachsende und anhaltende Sympathie für die flämische Bevölkerung, die er als "artverwandt" empfand. Ende Juli 1915 wurde er dann als Chef einer Baudirektion zur 5. Armee des Kronprinzen nach Nordfrankreich versetzt. Standort der Baudirektion war ein kleines Schloss im Orte Charency, östlich von Montmedy, wo er nun Quartier bezog. Hier war die Bevölkerung französisch. Er hatte jedoch keine Scheu vor Kontakten auch mit der französischen Bevölkerung und fand schließlich sogar Anschluss bei einer Familie im Nachbarort Epiez. Auch den Heiligabend 1915 und den Neujahrstag 1916 verbrachte er bei dieser Familie. Dabei konnte es nicht ausbleiben, dass er, der selber sehr "völkisch und vaterländisch" dachte, bei seinen Gesprächen mit der französischen Bevölkerung auch deren Patriotismus zur Kenntnis nehmen musste. So notierte er 1916 in seinem Tagebuch: "Die französischen Frauen glauben steif und fest, dass die Franzosen siegen werden und Elsass-Lothringen wieder bekommen. Wenn ich früher geglaubt habe, dass mit Frankreich eine Versöhnung möglich sei, glaube ich es jetzt immer weniger. Der Gedanke, dass Frankreich Elsass-Lothringen wieder haben müsse, ist so eingewurzelt oder vielmehr eingeprägt, dass dieser Gedanke bleibt". Und: "Der Charakter der Franzosen ist eigentlich offen und ehrlich, frei


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und frank. Sie sagen klipp und klar, was sie denken."

Auf seinem rückwärtigen Posten als Eisenbahnoffizier erlebte er 1915 den Beginn des Gaskriegs bei Ypern und 1916 die Schlacht bei Verdun. Seine Söhne Wilhelm und Helmut standen im Schützengraben, konnten aber überleben. Im Sommer 1916 erwirkte sein Verband seine Rückkehr nach Berlin und im September 1916 nahm er dort seine Arbeit auf. Die weitere Entwicklung des Krieges erfüllte ihn, der dem Alldeutschen Verband und dessen weitreichenden Kriegszielen nahestand, mit zunehmender Erbitterung und Sorge. So unterstützte er 1917/18 auch das Auftreten des sog. Vaterlandspartei. In dieser Zeit begab er sich intensiv auf die Suche nach einem Schloss oder Landgut, mit dessen Erwerb er sich einen seiner Lebensträume erfüllen wollte. Nach einigen Misserfolgen glückte es ihm schließlich am 4.10.1919, in der Nähe von Rheinsberg (Mark) das Gut Uhlenberg zu kaufen, das ihn zwar zunächst über die Inflation rettete, sich aber später als unwirtschaftlich herausstellte und zum 1.1.1925 verkauft werden musste. Aber in der schwierigen Zeit nach dem 1. Weltkrieg war ihm der Besitz eine Hilfe und seine Familie - namentlich sein Sohn Otto - erlebte dort schöne Zeiten. - Am 28.10.1918, wenige Tage vor dem Ende der Monarchie, wurde ihm noch der Titel des "Königlichen Baurats" verliehen. Als "Baurat Jakobs" ist er dann auch bis über seinen Tod hinaus im Gedächtnis der Waldbröler geblieben.

Schwer trafen ihn der verlorene Krieg, die Revolution und der Versailler Vertrag. Er sah Deutschland im Abgrund. Noch im Dezember 1918 beteiligte er sich an der Gründung der Deutschnationalen Volkspartei, für die er auch bei Reichstagswahlen kandidierte, ohne jedoch einen Sitz zu erlangen. - Im März 1921 wurde der Verband deutscher Waggonfabriken aufgelöst und ein Verein deutscher Waggonfabriken gegründet, der aber im Oktober 1923 ebenfalls aufgelöst wurde, wodurch Wilhelm Jakobs seine Stelle verlor. Immerhin war er nun bereits 65 Jahre alt, aber der erzwungene Ruhestand machte ihm innerlich noch lange Zeit schwer zu schaffen. Nach dem Verkauf von Uhlenberg hielt ihn auch nicht mehr viel in Berlin und er sah sich nach einem neuen Wohnsitz um. Eine gewisse Befriedigung verschaffte ihm lediglich die in den 20er Jahren einsetzende Produktion des auf seiner Erfindung beruhenden "Jakobs-Gelenkwagens", an der er gelegentlich mitwirkte.

Im Oktober 1926 verkaufte Wilhelm Jakobs sein Haus in (Berlin-)Dahlem und erwarb in Bensheim an der Bergstraße die Villa Ernst-Ludwig-Straße 36. Hier lebten er und seine Frau Else, als sie im April 1927 die Kunde von der Geburt ihres ersten Enkelkindes
G. - einer Tochter seines Sohnes Ulrich - erhielten, der im Laufe der nächsten Jahre noch weitere Enkelkinder folgten. Im Jahre 1929 entstand und reifte in ihm jedoch der Gedanke, zu seinen Ursprüngen zurückzukehren, sich in seinem Heimatdorfe Diezenkausen auf der Anhöhe "Stocken" ein Haus zu bauen und die Bensheimer Villa wieder zu verkaufen. Im Laufe des Jahres 1939 nahm der Plan Gestalt an und am 18.5.1931 zog er mit





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seiner Frau in das von ihm entworfene, schön gelegene Haus ein. Hier fanden dann immer wieder Familientreffen und Besuche der Söhne, Schwiegertöchter und Enkelkinder statt. Ein solcher Besuch im Sommer 1938 zählt auch zu den frühen Kindheitserinnerungen des Verfassers dieses Beitrags. Else Jakobs allerdings litt in Diezenkausen immer wieder an verschiedenen gesundheitlichen Beschwerden. Ein schwerer Schlag traf die Eheleute am 17.02.1936 mit dem Tode ihres Sohnes Helmut.

Der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 stand Wilhelm Jakobs teils zustimmend, teils kritisch gegenüber. Einesteils begeisterte ihn der scheinbare "nationale Aufschwung", wie er z. B. am 20.02.1933 in dem von Hitler geschickt inszenierten "Tag von Potsdam" Ausdruck fand, auf der anderen Seite empörte sich Wilhelm Jakobs in seinem Tagebuch über die "rücksichtslose Gewaltherrschaft der Hitlerleute" und deren "unbeschränkte alleinige Parteiherrschaft" durch "zweifelhafte Menschen". Nie sprach er in seinen persönlichen Aufzeichnungen vom "Führer".

Im Jahre 1939, mit über 80 Jahren, gab Wilhelm Jakobs auch das Haus "auf dem Stocken" auf und zog mit seiner Frau in eine Pension nach Bonn. Es hieß, hinter diesem Entschluss habe seine Frau gestanden, der als Stadtkind das Leben auf dem Lande weniger lag und die, wie erwähnt, in Diezenkausen unter gesundheitlichen Problemen litt. Von Bonn aus besuchte das Ehepaar gelegentlich auch ihre Kinder, darunter im Sommer 1940 die Familie ihres Sohnes Otto in Großenhain. Auch hieran kann sich der Verfasser dieses Beitrags noch erinnern. Am 3.02.1942 erlag Wilhelm Jakobs in Bonn einem Schlaganfall.

Otto Wilhelm Jakobs

Vor 140 Jahren (1865) Doppelmord in Neheim-Hülsten

Kreisgerichtsrat Gustav Luyken führte und beendete den Prozess.

Daniel Gustav Arnold Luyken (1803-1874, VIII 28), Stammvater des Arnsberger Zweiges der Familie Luyken schreibt in seinem umfangreichem Tagebuch unter dem 15.06.1867 (s. Chr. Bl. 1955 S. 74 u. 75):

15.6.67: Heute morgen um 6 Uhr wurde der Fabrikarbeiter P. auf dem Hof der hiesigen Gefangenenanstalt enthauptet. Ich verlas als Untersuchungsrichter das Urteil. Der Kaplan Middendorf begleitete P. zur Richtstätte. Es war ein grausiger Augenblick, als das Beil fiel. Mehrere Wochen hat mir schon die


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