Familienverband Luyken



Chronikblätter 1957 (Band IV)
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Ludwigshafen, 5.4.2010



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Chronikblätter
für die Familie Luyken und ihre Anverwandten

- Neue Folge -


5. (26.) Jahrgang.     Düsseldorf      Weihnachten 1957


Voranzeige!

Der siebte Familientag
für die

Familie Luyken und ihre Anverwandten
soll vom 30. Mai bis 1. Juni 1958 in Hannover stattfinden.

Folgendes Programm ist in Aussicht genommen:

Freitag, 30. Mai
Begrüßungsabend in den Maschsee-Gaststätten.

Sonnabend, 31. Mai
Lichtbildervortrag v. Hans Luyken-Reinbek über Afrika mit anschließendem Imbiß im Christlichen Hospiz.
Festessen mit Ball im alten Rathaus.

Sonntag, 1. Juni
Zwei besinnliche Familienstunden im Zeichen der alten und neuen Zeit in der Gaststätte Niedersachsen am Benther Berg.

Anschließend Spargelessen, Spaziergang, Kaffeetrinken.
Der Abend ist frei für Verabredungen in kleineren Kreisen.

Um schon zeitig einen Ueberblick über die voraussichtliche, hoffentlich recht zahlreiche Teilnahme zu gewinnen, wird gebeten, bis 15.1.1958 die anliegende Postkarte abzusenden.

Weitere Nachricht folgt





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Familiennachrichten

Eheschließungen 
19545.JuniJ. B. (XI 264 Leu)
mit H. R. in Keitum (Sylt).
195611. AugustHans Luyken (XII 99 WB)
mit Irma Dorothy Kennedy in Dunnville, Ontario, Kanada.
195713. NovemberA. L. (XI 31 WW)
mit J. S. in Düren.

Geburten 
195618. OktoberI. B. in Hamburg,
Tochter von J. B. und H. geb. R. (XI 264 Leu) in Hamburg.
195724. FebruarB. L. in Oberhausen,
Sohn von O. L. und D. geb. O. (XI 33 WW) in Duisburg.
25. AugustH. L. in Engelskirchen (Bez. Köln),
Sohn von F. G. L. und K. geb. H. (XI 300 G) in Gummersbach.

Sterbefälle 

Am 11. November 1955 ist in Gummersbach unerwartet

Elisabeth Luyken geb. König (X 188 G)

im 73. Lebensjahr gestorben.

Sie war die Gattin von Landgerichtsrat Fritz Luyken, der nach seiner Pensionierung von Köln in seine Heimatstadt Gummersbach übersiedelte und dort 1953 gestorben war. Seine Witwe lebte danach mit ihrer unverheirateten Tochter E. zusammen, während der Sohn F. als Rechtsanwalt in Köln tätig ist.


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Am 11. Januar d. Js. entschlief in Dortmund nach schwerem Leiden

Dipl.-Ing. Paul Luyken (X 126 WW)

im 81. Lebensjahr.

Er war der älteste Sohn von Hugo Luyken (1847-1938) und Elise geb. Schneider (1852-1929) am 23. Juli 1876 in Siegen geboren und seit 20. Mai 1910 mit Elisabeth geb. Höfinghoff verheiratet. Aus der Ehe gingen 3 Kinder hervor. Marlise (geb. 1915), verheiratet mit André Sanglard in St. Gallen, Elisabeth-Luise "Liselu" (geb. 1917) in Dortmund und Otto (geb. 1920), nach schwerer Verwundung am 8. August 1941 in Berlin gestorben.

(Ausführliches Lebensbild folgt.)




Am 24. März d. Js. verschied in Berlin durch plötzlichen Herztod

cand. med. Wolfgang Auen (XII 138 EL)

im 26. Lebensjahr.

Wolfgang, geboren am 7. Mai 1931 in Berlin, war ein Sohn von Dr. med. Werner Auen und Käthe geb. Menthen, und ein Enkel von August Auen (1863-1906) und Emmy geb. Luyken (1872-1942). Nach bestandener Reifeprüfung am humanistischen Gymnasium in Steglitz begann er 1950 das medizinische Studium in Mainz und legte im Juli 1953 die ärztliche Vorprüfung in München ab. Dann kehrte er nach Berlin zurück und studierte dort an der freien Universität weiter. Als er am 24. März ganz unerwartet starb, war er mit dem Staatsexamen bis auf die innere Medizin fertig. Für den Vater ist der Tod seines Sohnes auch deshalb sehr bitter, weil er nun mit ihm den Nachfolger verloren hat, für den er ein ganzes Lebenswerk aufgebaut hatte.




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Am 4. Juli d. Js. entschlief in Stolberg (Harz) nach kurzer Krankheit

Dr. med. Ewald Luyken (X 69 WB)

Senior der Familie Luyken im 84. Lebensjahr.

Ewald war als zweiter Sohn von Otto Luyken (1837-1916) und Hulda geb. Hassel (1845-1933) am 19. Juni 1874 in Rüthen (Westf.) geboren.

Er hatte einen Bruder Hermann (1872-1955) und zwei Schwestern Wilhelmine und Ida, die beide in früher Jugend gestorben sind. Sein Vater besaß in Hemmern bei Rüthen ein Gut, und Ewald ging mit dem "Einjährigen" von der Schule ab, um gleichfalls Landwirt zu werden. Trotzdem er die anstrengende körperliche Arbeit gut leisten konnte, hatte er aber das Bedürfnis, zu studieren. Er setzte sich daher fleißig wieder hinter die Schulbücher, um am Gymnasium in Moers die Aufnahmeprüfung machen zu können. Das gelang ihm, nach 3 Jahren bestand er auch das Abiturientenexamen und begab sich nun, wie er oft erzählte, voller Freude zu Fuß nach Marburg, um dort mit dem medizinischen Studium zu beginnen.

Das Staatsexamen legte Ewald in Kiel ab, die militärische Ausbildung absolvierte er in Würzburg und Wesel. Alsdann ging er als Assistent nach Straßburg. Auf Grund seiner guten fachlichen und menschlichen Qualitäten empfahl sein dortiger Professor ihn der Fürstin von Stolberg im Harz für eine Stelle in der Stadt und am Schloß. Ewald gefiel Stolberg so gut, daß er von 1904 bis zu seinem Tode dort geblieben ist.

Im Jahre 1905 heiratete er in Enger (Westf.) Elisabeth Niemöller, eine Tochter des dortigen Pfarrers. Die Braut hatte 7 Geschwister und viele Kusinen und Vettern in der Nähe, es soll eine vergnügte Hochzeit im Pfarrhaus gewesen sein. Das junge Paar bezog am Marktplatz in Stolberg ein eigenes weiträumiges Haus, das bald von Verwandten und Freunden entdeckt war. Das Städtchen machte noch einen romantisch mittelalterlichen Eindruck, man erreichte es damals nur in einstündiger Fahrt mit der Postkutsche.

Von 1906 bis 1914 wurden der Sohn Hans und die drei Töchter


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Liselotte, Hilde und G. geboren. Praxis und Familie entwickelten sich gut, die Zukunft sah Vertrauen erweckend aus. Da kam der erste Weltkrieg. Er brachte auch in Stolberg einschneidende Veränderungen.

Ewald war von August 1914 bis April 1918 bei der Truppe und kehrte nach schwerer Verwundung ernst und von allen Erlebnissen sehr beeindruckt nach Stolberg zurück. Der Aerztemangel und eine schwere Grippeepidemie beanspruchten sogleich stark seine Kräfte. Zudem ergaben die wirtschaftliche und politische Lage viele Probleme, bei deren Lösung der allerseits beliebte Arzt in Ausschüssen und Versammlungen mitzuarbeiten versuchte. Der Sohn Hans entschloß sich zum Medizin-Studium, die Töchter machten Berufsausbildungen durch und heirateten später.

Treu hielten Ewald und seine Frau sich zur Kirche. Sein fester Glaube an die Verheißungen des Evangeliums war Ewald Inhalt und Ziel seines Lebens. Seiner Familie war er ein sorgsamer und guter Hausvater. Der zweite Weltkrieg brachte seine erneute Einberufung als Oberstabsarzt und Chefarzt nach Sangerhausen. Wegen einer Erkrankung wurde er 1940 freigegeben und wirkte nun wieder unermüdlich in seiner ärztlichen Praxis. 1946 starb seine Frau, sie hinterließ eine große Lücke. Seine Töchter halfen ihm nach Kräften im Haushalt und fanden, als die eigenen Haushalte sie riefen, liebevolle Betreuerinnen, deren letzte, Frau Scharm, Ewald bis zum Tode treu zur Seite stand.

Mit 81 Jahren wurde Ewald aus einem Fond der Aerzteschaft pensioniert. Der untere Stock des Hauses wurde an den Nachfolger vermietet, oben konnte Ewald wohnen bleiben. Er besuchte nun seine Kinder und Enkel und feierte noch im Juni dieses Jahres seinen Geburtstag im Kreise der Hausgemeinschaft bis spät abends. Zwei Tage vor seinem Tode erkrankte er und legte sich mit Fieber zu Bett. Ohne Schmerzen entschlief er am 4. Juli und wurde am 8. Juli unter großer Anteilnahme der Bevölkerung an der Seite seiner Frau auf dem Friedhof zu Stolberg bestattet. Die Gedächtnisansprache stand unter dem Wort: "Ich will ihn sättigen mit langem Leben und will ihm zeigen mein Heil."




Am 22. Juli d. Js. starb in Bad Godesberg

Mercedes Stader geb. Bohm (X 184 A)

im 66. Lebensjahr.

Als Kind deutscher Eltern war Mercedes am 25. August 1891 zu Rosario in Argentinien geboren. Einige Kinderjahre verlebte sie bei ihrer Großmutter in Stettin. Von ihrem 14. Lebensjahr bis 1921 war sie wieder bei ihren Eltern in Argentinien, zuerst in ihrer Geburtsstadt Rosario, später in Buenos Aires, wo sie am 16. Oktober 1920 den Versicherungsdirektor Otto Stader heiratete. Otto Stader gehörte





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dem Altenkirchener Zweig an, er war ein Sohn von Wilhelm Stader (1840-1888) und Emilie geb. Luyken (1846-1926) in Altenkirchen.

Von 1924-1928 lebte die Familie in Spanien (Barcelona und Madrid). 1928 ging Otto Stader als Direktor der Versicherungsgesellschaft "Alliance und Stuttgarter" mit seiner Familie nach Berlin. Hier wuchsen die drei Kinder auf: U. (geb. 1922), Studienassessorin in Bonn, R. (geb. 1923), verheiratet mit Pfarrer H. O. in Ispringen/Pforzheim, und Otto (geb. 1928), gefallen Ende April 1945 in Berlin-Schöneberg als Angehöriger einer Kampfgruppe der Hitlerjugend bei der Abwehr eines russischen Panzers.

Am 2. Mai 1945, unmittelbar nach der Einnahme Berlins durch die Russen, flohen die Eltern mit den beiden Töchtern in den Westen. In Altenkirchen/Westerwald, der Heimat des Vaters, fanden sie zunächst eine Bleibe. Schon 1946 starb Otto Stader in Bonn.

Nachdem die älteste Tochter dort ihr Studium abgeschlossen hatte und in den Beruf eintrat, zog die Mutter zu ihr nach Bad Godesberg. Hier verlebte sie bis zu ihrem Tode einige schöne Jahre. Oft konnte sie ihre zweite Tochter in Süddeutschland besuchen und sich an ihren drei Enkelkindern erfreuen.

Ganz plötzlich und unerwartet setzte ein schwerer Herzanfall ihrem reichen Leben ein Ende.




Am 23. September d. Js. verschied in Berlin nach kurzem Krankenlager infolge eines Herzinfarktes

Luise Luyken geb. Wiegel (X 53 WA)

im 69. Lebensjahr .

Luise, geboren am 6. September 1889 in Wesel als Tochter des nachmaligen Garnisonsverwaltungsdirektors Carl Wiegel, verlebte ihre Jugendjahre in Düsseldorf. 1920 heiratete sie Heinrich Luyken (geb. 1885), mit dem sie 37 Jahre in glücklicher Ehe verbracht hat.

Von ihren beiden Töchtern ist E. (geb. 1921) mit W. S. in London verheiratet und M.-L. (geb. 1922) mit D. A. in Berlin.

Luise war eine immer freundliche und aufgeschlossene Natur und fand durch diese Eigenschaft überall Anklang und Freunde.

Ihre Beisetzung erfolgte auf dem Wilmersdorfer Friedhof in der Urnenhalle.

Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.

Abgeschlossen: 15.11.1957.


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Berichtigung und Ergänzung
des Familienverzeichnisses (Blaues Heft 1954)
(Die Änderungen sind gesperrt gedruckt.)

Luyken, A.
Luyken, Alfred, Bonn, Lotharstr. 62 b
Luyken, Elisabeth, geb. Koenig, gestorben
Luyken, Elisabeth, Dr. Ing., (13  a)
Luyken, Ewald, gestorben
Luyken, Fritz,
Luyken, Fritz Gebhard, Sohn H
Luyken, Georg, (13 b)
Luyken, Hans, Dr. med. vet., und Frau Irma geb. Kennedy
Luyken, Hartmut,
Luyken, Luise, gestorben
Luyken, Oswin, Sohn Bernhard (XII 38vWW) 24.2.1957
Luyken, Paul, Dortmund, gestorben
Luyken, Rudolf, Oberverwaltungsgerichtsrat,
Luyken, Walter (XII 100 WB), stud.  ing.,
Auen, Wolfgang, gestorben
Beermann, Jörg, und Frau H. geb. R., Tochter I. (XII 182 Leu) 18.10.1956
Hoffmann, Alfred, Heimerzieher,
Kalkoff, Erich, Oldenburg i. O., Kastanienallee 28
Kehl, Lilli, Leonberg (Würtbg.), Seestr. 99
Kleemann, U. (X 150 WL EL) (Witwe von Walter Kleemann),
Lehwald, Kurt, Kassel, Menzelstr. 52
v. Maercker, Kurt, Hechendorf am Pilsensee (Obb.), Grundberg 1
Oess, Helmut, Ispringen/Pforzheim
Sassmannshausen, Helmut,
Schaeffer, Hans Gert, Obervertrauensarzt
Schmid, Albrecht, Dr. med. vet. und Frau Dietlinde geb. Jakobs Dr. med. vet

.




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Schwartz, Michael, Icking (Isartal), Fuchsbichl 22
Stader, Mercedes, gestorben
T., G., Erlangen, Rathbergerstr. 8
Thilo, Marianne, Solingen-Ohligs, Scharrenbergerstr.22
Weyer, Luise, Viersen, St.Notburga-Haus

Das Ortsverzeichnis wäre hiernach entsprechend zu berichtigen.




Ergänzung und Fortführung der Bestandsaufnahme
der Familie Luyken (Leuken) und ihrer Anverwandten.

(Vergl. Chronikheft 1954, Seite 28 ff.)

Generation XII

Nachkommen von

XI 33 WW Oswin Luyken und Doris geb. Offszanka, Duisburg
                   XII 38 Bernhard Luyken * 24.2.57 in Oberhausen

XI 300 G    F. G. Luyken und K. geb. H., Gummersbach
                   XII 154 H. Luyken * 25.8.57 in Engelskirchen (Bez. Köln)

XI 264        J. B. und H.R., Hamburg
                   XII 182 I. B. * 18.10.56 in Hamburg.


Mitteilungen

1. Senior

Nach dem Ableben von Ewald Luyken in Stolberg ist Ernst Luyken (X 64 WA) in Wiesbaden Senior der Familie.

2. Jubiläum der Stadt Gummersbach

Am 18. Mai 1957 wurde in Gummersbach das 100-jährige Stadtjubiläum festlich begangen. Dazu ist eine Festschrift erschienen, in deren Chronologie die Uebernahme der Druckerei Amberger durch Friedrich Luyken im Jahre 1837 vermerkt steht, welche namentlich auch für die Entwicklung des Zeitungswesens in Gummersbach bedeutsam war. Ferner ist darin erwähnt, daß Friedrich Luyken 1874 den ersten von der heute weltbekannten Dampfkesselfabrik L. &. C. Steinmüller gebauten Dampfkessel in seinem Betrieb aufgestellt hat, der sich jetzt im Deutschen Museum in München befindet. Im Ehrenraum der Heimatschau hingen Bilder von Friedrich Luyken (1813-1887), seinem Sohn Carl (1843-1917), der auch mehrere Jahre Stadtverordneter war, sowie dessen Söhnen Carl (1877-1942) und Herbert (1885-1956). Vgl. Chronikheft 1954 S. 36 ff.


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3. Familienverzeichnis

Es ist beabsichtigt, zum 7. Familientag 1958 ein neues Bestands- und Adressenverzeichnis herauszugeben. Dazu wird gebeten, Adressen- und Personalveränderungen, die bisher nicht mitgeteilt worden sind, umgehend an Walter Luyken, Düsseldorf-Benrath, Koblenzer Str. 37 zu senden. Damit das Verzeichnis möglichst vollständig und richtig aufällt, wird gebeten, mit dieser Nachricht nicht zu säumen und dadurch die Arbeit zu erleichtern. Jedenfalls können Aenderungen nach dem 1.2.1958 nicht mehr berücksichtigt werden.

4. Familienbilder

Auf Wunsch einiger Familienmitglieder ist beabsichtigt, die im Jahre 1929 zum 3. Familientag von
Walther Schmidt (XI 42 WA) aufgenommenen Fotos der Oelbilder von Daniel II, Daniel III, Johann Arnold und Gustav Luyken nebst ihren Frauen nochmals reproduzieren zu lassen. Die Filme sind leider im Kriege vernichtet worden, sodaß neue Negative hergestellt werden müssen. Da die Kosten sehr davon abhängen, wieviel Bilder bestellt werden, mögen die Familienmitglieder, welche Interesse daran haben, dies unter Angabe der gewünschten Bilder alsbald Walter Luyken, Düsseldorf-Benrath, Koblenzer Str. 37 mitteilen.

5. Beitragszahlung

Es wird gebeten, den üblichen Pflichtbeitrag in Höhe von 5 DM für das Jahr 1958 umgehend auf das Postscheckkonto Köln 78 420 von Walter Luyken, Düsseldorf-Benrath zu überweisen. Höhere Beiträge werden gern entgegengenommen. Die Anverwandten werden gebeten, sich durch freiwillige Beiträge in gleicher Weise anzuschliessen.

Zur Deckung der Unkosten für dieses Chronikheft wird gebeten, gleichzeitig 3 DM je Stück zu überweisen. Das letzte Mal war bis Ende März kaum die Hälfte der Beiträge eingegangen, sodaß - teilweise zweimalig, Erinnerungsschreiben versandt werden mußten, von denen aber auch noch einige ohne Erfolg geblieben sind. Um die hiermit verbundenen unnötigen Unkosten zu vermeiden, wird nochmals um umgehende Ueberweisung gebeten.

Eine vorbereitete Zahlkarte liegt bei.





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Berichte aus der Familie


Die Generationen der Familie Luyken (Leuken)

Eine Zusammenstellung von Walter Luyken (X 67 WA, Düsseldorf)

In der Sitzung des Familienrats am 7. Oktober 1956 in Wesel ist der Wunsch ausgesprochen worden, die in den alten Chronikblättern befindliche Generationenfolge möge nochmals in den neuen Chronikheften veröffentlicht werden, da von der jüngeren Generation nur noch wenige Familienmitglieder im Besitz der alten Chronikblätter seien. Diesem Wunsch wird im Folgenden mit der Einschränkung entsprochen, daß von den Kindern der Vorfahren der besseren Uebersicht wegen in den ersten 5 Generationen jeweils nur die die Stammhalter-Söhne aufgeführt sind.

Die Linien Luyken und Leuken stehen in den Generationen hintereinander.

Diese Uebersicht gibt aber, wie ich bemerken möchte, mit ihrer späteren Fortsetzung von der Gesamtzahl der Ahnen, von denen der Einzelne erblich abhängt, da die mütterliche Seite fehlt, natürlich nur ein unvollständiges Bild. So hat ein Angehöriger der Generation XII von den Eltern und beiderseitigen Großeltern an gerechnet - was wohl zumeist unbekannt ist - nicht weniger als 4094 Ahnen!

Generation I

Hendrich (auch Heinrich) Luyken (auch Luiken, Luke, Luken, Lucken), * um 1550 zu Waltrop bei Dortmund, † 30.1.1607 zu Holten (Niederrhein), begraben in der Kirche daselbst, Gerichtsschreiber (Notar), Sohn von ..... Luyken und Margarete geb. ....., &dagger 1597 zu Holten. Verh. 28.2.1585 mit Anna von (von der) Knippenburg, 29.9.1565 auf Schloß Knippenburg bei Bottrop i. W., &dagger, 11.1.1627 zu Holten, begraben in der Kirche daselbst, Tochter von Wolter von Knippenburg (1490?-1545) und Maryken geb. Heeshuizen (Hesehaus, Hessehaus).
5 Kinder.


Generation II

II 1 Hermann Luyken, * 2.10.1589 zu Holten, † 1630 ebenda; verh. 5.5.1619 mit Catharina geb. Feltmann † 5.10.1629 zu Holten
5 Kinder.


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II 2

Wolter (auch Walther) Leuken (auch Leucken, Luyken), * 1594 zu Holten, † . . zu Duisburg, verh. mit Anna geb. Rubsam.
4 Kinder.
Wolter war Kaufmann und Besitzer einer vornehmen Herberge, in der am 4.11.1622 der Markgraf von Brandenburg übernachtete. Später war er auch Senator und Schöffe.


Generation III

III 3

Johannes Luyken (Lucken), * 18.10.1624 zu Holten, † 22.8.1691 zu Wesel; verh. 19.7.1650 mit Magdalena geb. Mirmanns, &dagger, 8.3.1681 zu Wesel; verh. 10.11.1687 mit Margaretha geb. Stilling.
10 Kinder.
Johannes kam 1631 auf das Gymnasium zu Duisburg (Schüler-Register: "1631 Johannes Lucken, Holtens"), wurde Kaufmann (Spezereienhandel) und siedelte nach Wesel über, wo er am 12.11.1652 das Bürgerrecht für 8 Reichsthaler und 2 lederne Feuereimer erwarb.
Er übernahm für die Linie Luyken das Familienwappen mit dem Beizeichen SMC in der Form, wie es bei der Linie Leuken geführt wurde. (Vgl. hierzu die Schrift "Die Familie Luyken" Seite 7/8.)

III 8

Patroclus Leuken (Luycken, Leucken, Lücken, Lück), * 15.3.1633 zu Duisburg, † ..11.1693 ebenda, begraben am 5.11.1693 in der Salvatorkirche; verh. mit Christine geb. Goldenberg, † ..9.1697 zu Duisburg, begraben am 10.9.1697 in der Salvatorkirche.
8 Kinder.
Patroclus kam laut Schülerregister am 22.4.1638 auf das Gymnasium zu Duisburg, wurde Kaufmann und war später Bürgermeister in Duisburg.

Generation IV

IV 7

Daniel (I) Luyken, * 6.9.1665 zu Wesel, † 20.5.1724 ebenda; verh. mit Elisabeth geb. Joosten, † 27.9.1726 zu Wesel.
7 Kinder.
Daniel war Kaufmann und führte das Geschäft seines Vaters fort.

IV 14

Wolter Luyken (Leuck, Leucken), * 27.9.1661 zu Duisburg, † ?; verh. mit Sibilla Margaretha geb. Klockenbring.
6 Kinder.





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Wolter wurde laut Schülerregister am 28.5.1668 in das Gymnasium in Duisburg aufgenommen. Er wird in einer alten Urkunde als "Edler und hochgerühmter Herr, Bürger und Kaufhändler zu Duisburg" bezeichnet.


Generation V

V 23

Daniel (II) Luyken (Lucken), * 6.11.1703 zu Wesel, † 14.1.1784 ebenda; beigesetzt in der Willibrordikirche; verh. 4.5.1727 mit Margaretha geb. Hannes, * 24.11.1697 zu Wesel, &dagger, 27.5.1749 ebenda; beigesetzt in der Willibrordikirche.
6 Kinder.
Daniel, dessen Name in der Schülerliste des Weseler Gymnasiums von 1714 verzeichnet steht, war als Kaufmann in der Nachfolge seines Vaters sehr erfolgreich tätig. Er war nach alten Aufzeichnungen in allen seinen Geschäften und Handlungen ein Muster von Rechtschaffenheit und litt lieber Schaden, als daß er jemandem Schaden zufügte. Er war ein "liebevoller" Mann.

V 37

Arnold Henrich Leuken (Leuck, Luyken), * 24.8.1707 zu Duisburg, † 9.1.1777 zu Süchteln; verh. 3.12.1737 mit Ida geb. Erckels, *  und &dagger, unbekannt.
2 Kinder.
Arnold Henrich kam schon im Alter von 4 Jahren auf das Gymnasium in Duisburg. Nach dem Schulbesuch machte er eine erfolgreiche Lehrzeit beim Apotheker Creuder in Düsseldorf durch. Er siedelte nach seiner Hochzeit nach Süchteln über und ließ sich dort 1739 auf Grund seiner durch Reichspatent vom 6.8.1732 bestätigten Innungsapprobation als selbständiger Apotheker nieder. Diese Apotheke führt seitdem den Namen "Leukensche Apotheke" und ist gegenwärtig noch im Besitz von Leukenschen Nachkommen.


Generation VI

VI 6

Daniel (III) Luyken (Lucken), * 5.4.1733 zu Wesel, † 20.6.1807 ebenda; verh. 28.6.1761 mit Christina Gertrutha geb. Löhr, * 18.3.1742 zu Wesel, &dagger, 6.1.1821ebenda.
10 Kinder.
Daniel besuchte von 1743 ab das Gymnasium in Wesel und widmete sich alsdann dem traditionell gewordenen Kaufmannsberuf in der väterlichen Branche. Seine Schwiegermutter, die Witwe des 1760 verstorbenen Kaufmanns Johann Arnold Löhr, hatte nach dessen Tod die vielseitigen Geschäfte ihres Ehemannes fortgeführt, übergab aber nun ihrem Schwiegersohn Daniel nach seiner Hochzeit den Leder- und Spezereihandel, während sie selbst die Ueberwachung der Lohgerberei und Leimsiederei vorbehielt. Mit zunehmen-


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dem Alter überließ sie jedoch Daniel mehr und mehr die Leitung des ganzen Unternehmens, das dieser mit großer Umsicht und Energie zu hohem Ansehen entwickelte.

Aus der Lör'schen Erbschaft erhielt Daniel u. a. im Jahre 1785 das Landgut "Biesenhof", das später in "Ruhhof" umbenannt wurde. Dort errichtete er, da eine weitere Belegung der Familiengruft in der Willibrordikirche nicht mehr in Betracht kam (vgl. Chronikheft 1956 S. 150 ff.), 1805/06 im "Busch" eine Familiengruft, in der seitdem zahlreiche Familienmitglieder beigesetzt sind.

VI 7

Henrich (auch Hendrich) Luyken, * 11.7.1735 zu Wesel, † 17.6.1800 ebenda; verh.12.3.1767 mit Clara geb. Osthoff, * ...1745 zu Wesel, &dagger, 25.11.1818 ebenda.
12 Kinder.
Henrich besuchte von 1745 bis 1751 das Gymnasium in Wesel. Am 18.1.1765 kaufte er mit Erlaubnis der Kriegs- und Domänenkammer zu Cleve die Clusensche Apotheke in Wesel und erhielt nach bestandenem Examen am 15.5.1766 von dem Collegium medicinae in Kleve die Berechtigung, diese Apotheke selbst zu betreiben. Am 3.6.1766 folgte das vom Generaldirektor in Berlin ausgestellte Apotheker-Privileg auf Lebenszeit, welches am 7.9.1787 in ein erbliches umgewandelt wurde.


Mit Daniel III und Henrich teilt sich die Linie Luyken. Daniel III ist der Begründer des Weseler Astes, während sich von Henrich der Ast Altenkirchen/Gummersbach ableitet.


VI 25

Godfried Adrian Leuken (Leucken, Luyken), * ...1736 zu Süchteln, † 7.8.1814 ebenda; verh.24.3.1772 mit Margaretha geb. Schallerts, * ...1749 zu Duissern bei Duisburg, † 24.11.1820 zu Süchteln.
5 Kinder.
Godfried Adrian betrieb die Leukensche Apotheke in Süchteln weiter.
Auf ihn ist die einheitliche Schreibweise des Namens Leuken für die Linie Leuken zurückzuführen.



Generation VII

VII 9

Daniel (IV) Luyken, * 2.4.1762 zu Wesel, † 6.10.1848 ebenda; verh. 14.5.1797 mit Christina geb. Schneider, * 13.11.1766 zu Wesel, † 12.1.1861 ebenda.
7 Kinder.
Daniel besuchte das Gymnasium in Wesel, das er mit dem Zeugnis für Prima verließ. Ostern 1778 trat er in die väter-





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liche Leder- und Leimfabrik ein, die inzwischen einen solchen Umfang angenommen hatte, daß die bisherigen Einrichtungen nicht mehr den Anforderungen genügten. In dreijähriger Bauzeit wurde ein Neubau geschaffen, dem 1790 eine Erweiterung folgte. Um die aus der Lohgerberei und Leimsiederei anfallenden Fette vorteilhaft zu verwerten, gründete Daniel eine Seifenfabrik mit der Firmenbezeichnung "Daniel Luyken Dan. Sohn", deren Betrieb er nach mancherlei Konzessionsschwierigkeiten im Dezember 1794 eröffnen konnte.

Daniel war nicht nur ein ausgezeichneter und erfolgreicher Kaufmann, sondern er war auch ehrenamtlich in der Stadtverwaltung tätig und gehörte dem Presbyterium der evangelischen Gemeinde an. Während der achtjährigen Besetzung Wesels von 1806-1814 durch die Franzosen war er Kapitän einer Bürgerkompanie und maire adjoint (Stellvertreter des Bürgermeisters für den Verkehr mit dem Festungskommandanten). Als 1824 der Einfuhrzoll auf ausländisches Oel beträchtlich erhöht wurde, errichtete Daniel eine eigene Oelmühle, die Ende Januar 1826 in Betrieb genommen werden konnte.

Am 14.5.1847 feierten Daniel und Christine auf Ruhhof das Fest der goldenen Hochzeit.


Generation VII

VII 11

Johann Arnold Luyken, * 28.9.1766 zu Wesel, † 7.10.1807 zu Amsterdam; verh. 3.12.1799 mit Gertrutha geb. Schneider, * 17.11.1773 zu Wesel, &dagger, 27.4.1834ebenda.
3 Kinder.
Johann Arnold besuchte das Gymnasium in Wesel bis zur Prima, um sich dann alsbald für den Kaufmannstand vorzubereiten. Da aber seine Neigung und Begabung zum Predigerberuf immer erkennbarer wurde, schickten ihn seine Eltern 1782 zur weiteren humanistischen Ausbildung nach Kleve zu dem Bruder ihres Schwagers, dem Gymnasialdirektor Schneider. Im Herbst 1783 begann Johann Arnold das theologische Studium an der Universität Duisburg, das er später in Marburg und Göttingen fortsetzte. Nach dessen Abschluß war er vier Jahre als Kandidat in Wesel und Umgegend tätig. Im Jahre 1792 erhielt er das Pfarramt in Wallach, einem Dorf schräg gegenüber Wesel.

Im Sommer 1792 hatte sich Johann Arnold mit Gertrutha Schneider, einer Tochter seines Onkels Pastor Joh. Philipp Schneider und Schwester der Gattin seines Bruders Daniel verlobt. Die Hochzeit fand jedoch erst am 3. Dezember 1799 statt, weil die Brauteltern lange zögerten, ihre Tochter in französisch besetztes Gebiet zu geben.


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Johann Arnold starb mit 41 Jahren in Amsterdam, wo er bei einer seiner Schwestern zu Besuch weilte, an Typhus, während seine Gattin von der gleichen Krankheit genas. Die Witwe zog daraufhin mit ihren 3 Kindern zurück nach Wesel.

VII 17

Johann Philipp Luyken, *  5.5.1783 zu Wesel, † 28.2.1861 ebenda; verh. 20.5.1810 mit Henriette geb. Hohdahl, *  8.8.1786 zu Hamm i. W., &dagger, 14.4.1864 zu Wesel.
7 Kinder.
Johann Philipp, über dessen Schulbesuch nichts Näheres bekannt ist, erhielt seine kaufmännische Ausbildung in Dortmund bei einer Firma, mit der sein Vater in Handeslbeziehungen stand. Nach Wesel zurückgekehrt trat er in das väterliche Geschäft ein, von dem er nach des Vaters Tod im Jahe 1807 den Kolonialwarenhandel übernahm und es noch durch einen Handel mit Eisenwaren erweiterte. 1828 gab Philipp das Kolonialwarengeschäft auf und übernahm für die Firma seines Bruders Daniel die Beschaffung des Rapsgutes. Den Handel mit Eisenwaren führte er noch bis 1837 fort.

Am 20.5.1869 feierten Philipp und Henriette das Fest der goldenen Hochzeit.

VII 18

Johann Albert Luyken, *  21.12.1785 zu Wesel, † 10.4.1867 auf Gut Landfort; verh. 14.5.1822 mit Christina geb. Luyken, *  7.6.1797 zu Amsterdam, &dagger, 27.2.1849 auf Gut Landfort; verh. 24.9.1850 mit Emma geb. Viebahn, *  13.4.1822 zu Hamm i. W., &dagger, 26.10.1898 auf Gut Landfort.
3 Kinder aus erster Ehe (früh verstorben),
5 Kinder aus zweiter Ehe.
Johann Albert besuchte von 1795-1799 das Gymnasium in Wesel und von 1800-1805 das Gymnasium in Detmold, wo er bei seiner Schwester Susanna, die mit dem Prediger Friedrich Meister verheiratet war, Aufnahme gefunden hatte. Nach bestandener Reifeprüfung studierte er in Halle und Göttingen Medizin. 1809 Dr. med. Nach mehrjährigen Reisen durch Italien, Frankreich und Spanien ließ sich Albert in Amsterdam, wo seine verwitwete Schwester Christine Waltmann wohnte, als Augenarzt nieder.
Bald nach der Eheschließung mit seiner Nichte Christina faßte Albert den Plan zum Ankauf eines Landgutes und erwarb 1823 das in Gendringen an der holländisch-deutschen Grenze gelegene Gut Landfort, das er in der Folgezeit durch Zukauf von Grundstücken erheblich vergrößerte. Im Oktober 1823 siedelte Albert dorthin über und verblieb hier bis zum Lebensende.





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In der VII. Generation verzweigt sich der Ast Wesel erstmalig. Daniel VI und Johann Philipp, die in Wesel verbleiben, bilden dort den Zweig Wesel, während Johann Albert den Zweig Landfort gründet. In der VIII. Generation geht von den Söhnen des früh verstorbenen Johann Arnold eine weitere Verzweigung aus, indem Gustav den Zweig Arnsberg und Hermann den Zweig Berge gründen.


VII 21

Johann Heinrich Luyken, *  23.8.1772 zu Wesel, † ..10.1841 ebenda; verh. 3.8.1800 mit Johanna Katharina geb. Strauch, *  26.9.1778 zu Wesel, &dagger, 8.6.1837 ebenda.
4 Kinder.
Johann Heinrich besuchte das Gymnasium in Wesel bis zur Sekunda und erhielt alsdann seine pharmazeutische Ausbildung in der Clusenschen Apotheke seines Vaters. Dort blieb er bis 1799 als Provisor tätig und erwarb nun käuflich die auf der Brückstraße gelegene Vietensche Apotheke, der er den Namen Schwanenapotheke gab.


 

Von Johann Heinrich geht in der VIII. Generation mit seinem Sohn Heinrich der Ast Altenkirchen und mit seinem Sohn Friedrich der Ast Gummersbach weiter.


VII 53

Heinrich Arnold Leuken, *  17.4.1778 zu Süchteln, † 29.1.1854 ebenda; verh. 21.1.1806 mit Johanna Katharina geb. Otto, *  5.7.1779 zu Waldniel, &dagger, 18.8.1848 zu Süchteln.
4 Kinder.
Heinrich Arnold war schon früh seinem Vater in der Apotheke behilflich, nahm aber 1797 eine Lehrstelle bei dem Apotheker Ludolf Schoeller in Düsseldorf an, weil die behördlichen Anordnungen über das Apothekerwesen inzwischen recht streng geworden waren. Insbesondere forderte die französische Regierung von allen Apothekern die Ablegung einer Fachprüfung. Heinrich Arnold bestand dies Staatsexamen am 22.8.1805 in Aachen und erwarb damit die Berechtigung, innerhalb des Roerdepartements, zu dem damals der größte Teil des Niederrheins gehörte, eine Apotheke zu führen.

Nach dem Tode seines Vaters (1814) übernahm Heinrich Arnold die Leukensche Apotheke in Süchteln. Nach der Uebergabe der Rheinlande an Preußen wurden die Apotheken noch mehr als bisher vom Staat beaufsichtigt und manche Neuerungen verlangt. Aber das Weiterbestehen der Leukenschen Apotheke war dadurch nicht gefährdet, vielmehr wurde Heinrich Arnold 1834 von der Düsseldorfer Regierung seine Befähigung zur Führung einer Apotheke erneut bestätigt.

Diese Uebersicht soll fortgesetzt werden.


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Bemerkungen
zu dem gegenwärtigen Bestand der Familie Luyken (Leuken)


Von
Walter Luyken (X 67 WA), Düsseldorf

1. Linie Luyken

In der 3. bis 5. Generation hat trotz großer Kinderzahl die Fortleitung unseres Geschlechts jedesmal nur auf zwei Augen gestanden. Erst von Daniel II ab beginnt die fächerartige Ausbreitung der Familie, die in der 10. Generation ihren Höhepunkt erreichte. Von da ab setzt wieder ein Rückgang ein, der in der 12. Generation bis jetzt leider so erheblich ist, daß der Bestand an männlichen Namensträgern, wie nachstehende Aufstellung zeigt, um fast die Hälfte geringer ist als in der 10. Generation.


2. Linie Leuken

Die Linie Leuken ist an Zahl stets klein gewesen, bei ihr ist in der 12. Generation jedoch eine solche Verminderung eingetreten, daß zur Zeit nur noch ein lebender männlicher Namensträger vorhanden ist.


Männliche Namensträger Luyken (Leuken)
in den Generationen X-XII *)

 XXIXII
Linie Luyken   
Ast Wesel   
    Zweig Wesel171310
    Zweig Arnsberg12169
    Zweig Berge733
    Zweig Landfort2--
Ast Altenkirchen34-
Ast Gummersbach454
Linie Leuken632
 ------------
 514428


Von 27 Luyken (Leuken) -Ehen in XI haben z. Zt. *)

1 Ehe5 Kinder5
2 Ehen4 Kinder8
1 Ehe3 Kinder3
8 Ehen2 Kinder16
9 Ehen1 Kind9
6 EhenKein Kind-
  ----
  41

Abgeschlossen: 1.11.1957


*) einschließlich der Verstorbenen.





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Lebensbilder
von Bernhard und Henriette, von Ernst und Anna Luyken
*).

Von Walter Luyken (X 25 WW), Wesel, Gut Ruhhof


Mein Großvater Bernhard, geboren am 25. Juli 1805, war das 4. Kind und der 3. Sohn von Daniel IV Luyken. Auf dem großen Oelbild, das der Maler Te Pas im Jahre 1809 angefertigt hat, sehen wir den Vierjährigen schon mit langen Hosen neben seiner Mutter stehend, die rechte Hand weit ausstreckend. Es ist fast, als hätte er schon damals den Maler zu der Ueberzeugung geführt, daß er stets fest und aufrecht auf seinen Beinen stehen werde und die Hände nicht in den Schoß zu legen gewillt sein.

Als jüngerer Sohn steht Bernhard nach dem Abitur 1825 vor seiner Berufswahl und beschließt, Jura zu studieren. Zu Fuß tritt er die Reise nach Heidelberg an. Dort erreicht ihn während seines 3. Semesters die Trauerbotschaft, daß sein älterer Bruder Daniel V Christian in der Lippe ertrunken ist. Bald danach beendet er seine Studien, benutzt aber die Rückkehr nach Wesel zu einer seiner ersten großen Reisen, er sieht die Schweiz, Paris und Brüssel.

Schon in seiner Studienzeit erwähnte er eine Bekanntschaft mit Wilhelm Lueg (1792-1864), die für sein Leben große Bedeutung erlangt hat. Lueg machte damals wahrscheinlich als Reseveroffizier eine Uebung bei einem Weseler Truppenteil. Er war seit 1819 verheiratet mit Sophia Haniel, der einzigen Tochter von Gerhard Wilhelm Haniel, einem älteren Bruder von Franz Haniel (1779-1868), der für die Entwicklung des Ruhrgebietes bekanntlich eine überragende Stellung eingenommen hat. Franz Haniel hatte sich 1824 entschlossen, auch die Oelfabrikation aufzunehmen und dazu bei der Hüttengewerkschaft und Handlung Jacobi, Haniel & Huyßen in Sterkrade eine Dampfmaschine zum Vorwärmen des Oelsamens bestellt,


*) Mit Recht hat unser Familien-Chronist Walter Luyken, Düsseldorf, darauf hingewiesen, daß in den Chronikblättern Lebensbilder meiner Großeltern und Eltern fehlten. Auch ich habe diesen Mangel schon lange empfunden, stand aber vor der Schwierigkeit, daß mir zwar die "Memorabilien" des Großvaters Bernhard (1805-1888), d. h. seine während rund 60 Jahren an den jeweiligen Kalendertagen gemachten, stichwortartigen Eintragungen zur Verfügung standen, nicht aber sein "Tagebuch", auf das er in seinen Memorabilien häufig verweist und das für das Verständnis vieler Angaben fast entscheidend sein mußte. Daß dieses Tagebuch, welches seinerzeit in den Besitz von Elisabeth Kämper gelangt war, trotz aller Bemühungen nicht mehr aufgefunden werden konnte, als verloren gelten mußte, erschwerte meine Aufgabe, zumal mir durch den frühen Tod meines Vaters Ernst (1847-1902) - ich war damals zwölf Jahre alt - auch fast jede mündliche Ueberlieferung fehlte. Das Lebens meines Großvaters wie aber auch das meines Vaters waren aber so reich an Tätigkeit und bemerkenswerten Begebenheiten, daß es eine familiengeschichtliche Unterlassungssünde wäre, dies nicht zu schildern und festzuhalten.


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hielt es dann aber für ratsamer, eine größere in Auftrag zu geben. Die kleinere überließ er seinem guten Bekannten Daniel IV Luyken, der für die Herstellung von Oelseife auch eine Oelmühle betreiben wollte. Um einige Wochen kam dadurch die Oelgewinnung in Wesel der in Ruhrort voraus1). Da Wilhelm Lueg damals Dirigent der genannten Hüttengewerkschaft war, sind die freundschaftlichen Beziehungen zwischen ihm und Bernhard wohl auf diese Umstände zurückzuführen.

Nach seinem im Jahre 1827 in Wesel geleisteten Militärdienst und Uebungen in den Jahren 1836 und 1842 konnte Bernhard sich zur Ernennung zum Premierlieutenant gratulieren lassen. An der Seite seines Vaters tätig, bringen die gleichen Jahre schon Anfänge von Aufgabengebieten, die ihn neben der Tätigkeit in der Seifenfabrik und Oelmühle stark und lange beschäftigen sollten. So beginnt sich im Jahre 1834 sein Interesse dem Kohlenbergbau der Ruhr zuzuwenden. Die stark zunehmende Eisenerzeugung in Sterkrade, die dort gebauten Maschinen, die ersten Eisenbahnen und die ersten Dampfer, die den Rhein befuhren, und viele andere Fabrikanlagen ließen den Kohlenbedarf erheblich anwachsen und die bergmännische Tätigkeit an der Ruhr wurde sehr lebhaft. Das Beispiel von Franz Haniel, der 1834 mit der Zeche "Franz" zum ersten Male den die Kohlenflöze überdeckenden Mergel durchstoßen hatte, wirkte sensationell und so kam noch im gleichen Jahre eine Beteiligung der Seifenfabrik an einer Mutung bei Borbeck zustande, aus der die Zeche "Neuwesel" hervorging. Nachdem dort 1841 eine große Maschine zum Heben der Wasserzuflüsse aufgestellt worden war, die mit Wilhelm Lueg kontrahiert wurde, wurde im folgenden Jahre ein Flöz aufgeschlossen, so daß die Verleihung des Bergwerkseigentums erfolgen konnte. Von den 128 Kuxen dieser Gewerkschaft waren im Jahre 1874 30 Kuxe in den Händen unserer Familie 2), weitere 82 in Händer der Gewerkschaft Wolfsbank, an der aber auch Familienmitglieder beteiligt gewesen zu sein schienen. Der sehr erfolgreichen Entwicklung, zu der auch ein Eisenbahnanschluß an den Bahnhof Bergeborbeck gehörte, folgte bedauerlicherweise ein jähes Ende; am 28. November 1858 brach im Maschinenraum ein Brand aus, durch den auch Teile des Schachtes beschädigt wurden3); Menschen wurden aber nicht verletzt. Längere Zeit ging hin, bis die Aachen-Münchener Versicherungsgesellschaft für den Schaden aufkam Wenigstens bis 1874 hat eine Beteiligung an der Gewerkschaft Newesel bestanden. Später hat das Feld dieser Gewerkschaft mehrfach den Eigentümer gewechselt und ist zuletzt 1953 aus dem Besitz der Fa. Fried. Krupp an die Bergwerke Essen-Rossenray AG. übergegangen.


1) H. Spethmann: Franz Haniel, sein Leben und seine Werke. Duisburg-Ruhrort 1956, S. 118/19.
2) Akte B 4394 des Oberbergamts Dortmund, Blatt 165 und 166.
3) Betriebsakte des Oberbergamts Dortmund 1854/1873 Nr. n. 18, S. 283.





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Aus der vieljährigen Freundschaft von Bernhard mit Wilhelm Lueg ergab sich dann im April 1844 die Verlobung und im August des gleichen Jahres die Heirat mit dessen Tochter Henriette Wilhelmine Ernestine Lueg (1832-1904). Aus dieser überaus glücklichen Ehe mit seinem "Jettchen" gingen drei Kinder hervor: mein Vater Ernst (1847-1902) sowie die Töchter Lina (1849-1936), die im Jahre 1873 Hugo J. Kämper heiratete 4) , und Anna (1850-1877) die nach der Eheschließung mit Eduard Carp bei der Geburt des ersten Kindes starb.

Als Vater Daniel IV 1848 starb, waren Bernhards ältere Brüder Daniel Christian und Georg diesem im Tode schon vorausgegangen, so daß die Last und Verantwortung für die Seifenfabrik allein auf seinen Schultern lag, bis sein Neffe Daniel VI (1833-1909), der älteste Sohn seines Bruders Georg in die alte Firma eintrat. Aus der Erbschaft des Vaters ging das Gut Ruhhof auf Bernhard über, das von ihm sehr gepflegt wurde, wenn er auch mit Rücksicht auf den geliebten Stammtisch der Sozietät selten auf Ruhhof übernachtete.

In der Stadt bewohnte Bernhard das Haus Baustraße Nr. 659 (später Nr. 58), das 1945 völlig zerstört wurde. Es war von seinen Eltern 1833 aus dem Besitz der Familie Weiler erworben worden 5). Dieses im klassizistischen Stil errichtete Haus besaß rückseitig zwei angebaute Flügel, die eine Art Ehrenhof einschlossen, der seinerseits vom Garten durch ein schmiedeeisernes Gitter und Tor, die von steinernen Pfeilern gehalten waren, abgetrennt war. Dieser wenig ausgedehnte Garten war im Verhältnis zu dem beengten Raum der Festung Wesel immerhin als groß zu bezeichnen. Nach Norden zu wurde der Garten abgeschlossen durch die hohe Mauer des Stallgebäudes, das seinen Zugang von der Neustraße hatte. Das nebenstehende Bild zeigt die sehr schön geschwungene Wendeltreppe, die aus dem Erdgeschoß des Hauses zum 1. Stock heraufführte. Die Aufnahme zu diesem Bild ist entstanden, nachdem Alfred Luyken (X 4) im Jahre 1904 Eigentümer des Hauses geworden war.

Es sei hier eine Schilderung der Großeltern eingeschaltet, die den Lebenserinnerungen von Hans Thilo (1878-1946) (X 96) entnommen ist und die ich der liebenswürdigen Mitteilung seiner Frau Hildegard Thilo, geb. Schaefer verdanke.

"Der Eigentümer des Gutes Ruhhof war damals Großvaters Vetter Bernhard, von Großvater *) "Bumbam" genannt. Er besaß ein großes Haus, einige Häuser von uns entfernt, unsere Gärten stießen aneinander. Das Haus war ähnlich gebaut wie das unsrige mit zwei Flügeln hinten heraus und daran anschließend der Garten. Es machte innen und außen einen entschieden patrizierhaften


4) Chronikblätter 16 (1936) Heft 4, S. 496.
5) Chronikblätter 15 (1935) Heft 1, S. 311.
*) Pastor Sophron Hermann L.


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Eindruck und unser Wesen wurde bei Besuchen etwas gedämpft durch diesen Glanz. Onkel Bumbam wurde das Hören schon recht schwer und, wenn Großvater erzählte, wie sie als Jungens zusammen gespielt und allerlei Steiche ausgeführt hätten, kam uns das ganz originell vor. Der Onkel hatte Jura in Heidelberg studiert, war aber nach dem Tode seines Bruders Christian, der

beim Baden in der Lippe am 26.6.1826 in seinem 26. Lebensjahr ertrank, von seinem Vater gegen seinen Willen als Kaufmann in die Oelmühle gesteckt worden. Er war nie mit Leib und Seele Kaufmann gewesen und hatte immer einen Hang zum Idealen behalten. Sie debattierten wohl über religiöse Dinge, konnten aber nicht übereinstimmen, da Großvater ein Orthodoxer, Onkel Bumbam aber ein Liberaler war. Gegenseitig geliehene Bücher





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brachten sie sich wieder zurück, ohne sie gelesen zu haben, da sie wußten, in dem Buch des Einen stand das darin, was der andere ablehnte. Lebhaft steht mir noch vor der Seele, wie Onkel Bumbam eines Tages seinen Diener schickte und uns sagen ließ, wir **) sollten doch mal schnell kommen. Als wir hinkamen, stand der alte Onkel auf seinen Stock mit Elfenbeinkrücke gestützt auf seinem Hof und vor ihm stand ein Kinderdreirad. Wir sollten ihm was darauf vorfahren, was wir dann auch taten. Wir fielen aus allen Wolken und konnten nicht glauben, daß wir so etwas unser Eigentum nennen durften. (Es folgt dann eine drollige Schilderung über die Wirkung auf Tante Ideken wegen des Radaus vom "Veloziped" auf den Steinfließen in der Baustraße).

Onkel Bumbam starb einige Tage nach Großvater. Seine ihn überlebende Frau war Tante Jettchen. Diese gütige Tante steht mir noch in der schönsten Erinnerung. Wir besuchten sie oft mit der Großmutter, auch wurden wir oft dort eingeladen. In solchen Fällen schickte sie ihren Diener, der immer die stereotypen Worte sagte: "Ob die Herrschaften wohl Vergnügen fänden, heute zum Kaffee zu kommen." - Besonders schön war es aber, wenn die Einladung nach Ruhhof erfolgte; dann fuhr der elegante Landauer vor und hinaus ging's. Der schöne Garten mit all' dem herrlichen Obst, die Viehställe und das Fahren mit dem alten Esel vor dem kleinen Wagen waren einfach wunderbar. Großmutter ging dann mit uns auch zur Gruft. Sie raunte uns dann wohl zu: "Tante Jettchen will nichts vom Tod wissen, deshalb geht sie nicht mit." Wir haben die Tante auch später immer noch besucht, als wir schon auswärts waren. Sie hat unseren Lebensweg immer mit gleichbleibendem Interesse verfolgt und war uns herzlich zugetan. Ich sehe sie noch mit Großmutter auf dem Sofa sitzend, plaudernd, bis in ihre letzten Lebenstage stets elegant und das Bild einer vornehmen Frau. Sie starb kurz vor der Großmutter. Letztere sagte, als sie davon hörte, und schon recht krank war: "Nun hat's mir Jettchen doch noch abgewonnen."...

Die Gruft war für uns immer ein Ort höchster Familienpietät und ist es noch jetzt, schlummern doch dort die Menschen, die aus der vorigen und vorvorigen Generation in meinen Kindertagen mir nahe gestanden haben. Dazu kam die feierliche heilige Stimmung des Waldes, die wohl auf jeden und nicht zuletzt auf unser empfängliches Kindergemüt ihren Eindruck nicht verfehlte."

Diese ganz vortreffliche Schilderung hat uns schon in die letzten Lebensjahre meiner Großeltern geführt. Es muß aber noch weiter

**) Hans und sein Bruder Martin T.


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berichtet werden, wovon Bernhards Leben in seinen bestens Mannesjahren erfüllt war. In diese Zeit fiel die Entstehung der ersten Eisenbahnverbindungen und Bernhard nimmt daran lebhaftesten Anteil. So berichtet er beispielsweise, daß er am 20. Dezember 1838 als Aktionär die Düsseldorf - Elberfelder Bahn, die spätere Bergische Bahn, mit eingeweiht habe. Bald danach gehörte er in seiner Eigenschaft als Beigeordneter und Vertreter des Oberbürgermeisters dem Eisenbahnkomitee an, in das auch sein Bruder Georg gewählt wurde. 6) Dieses Komitee hatte sich in Wesel gebildet, um für die Vaterstadt den Anschluß an das entstehende Eisenbahnnetz und insbesondere die Verbindung mit Holland zu beschleunigen sowie bei der Auffindung der günstigsten Linienführung mitzuwirken. Obwohl 1845 eine vorläufige Genehmigung für eine über Isselburg - Anholt zu bauende Strecke erteilt war, zogen sich die Verhandlungen sehr in die Länge, insbesondere weil die Holländer eine breitere Spurweite bis Arnheim besaßen. Im Jahre 1856 konnte Bernhard dann aber an den dreitägigen, glanzvollen Feierlichkeiten der von der Köln - Mindener Eisenbahngesellschaft gebauten und betriebenen Strecke teilnehmen. Als später die Linie Wesel - Boxtel den Bau einer Rheinbrücke erforderlich machte, nahm er daran wieder größtes Interesse, so daß die Brückenbauingenieure für "ihre Freund Bernhard Luyken" einen Gedenkstein im 3. Pfeiler der über den Altrhein führenden Vorbrücke einsetzten, worauf er ihnen bei einem Festessen in seinem Hause Weingläser mit der eingeschliffenen Ansicht der Rheinbrücke schenkte.

Zu den bereits erwähnten Tätigkeitsgebieten kamen noch hinzu die als Direktor der Niederrheinischen Güterassekuranz in Wesel, einer der ältesten Versicherungsgesellschaften, und seine Ernennung zum Kreisdeputierten; in beiden Fällen wurde er mehrmals wiedergwählt. Zweimal in seinem Leben sollte ihm aber das Feuer noch arge Sorgen machen. Im Jahre 1865 brannte die Stearinfabrik der Fa. Luyken, Rigaud & Remy, zu deren Mitbegründer er gehörte, ab und am 1. Weihnachtstage 1885 wurde auch die Oelmühle bis auf den Grund durch Feuer vernichtet.

Bernhards Memorabilien berichten ferner immer wieder von großen Reisen, die ihn beispielsweise nach Berlin, Stettin, Dresden, Paris, London und Amsterdam führten. Fast stets wurden mit solchen Reisen Besuche der Verwandten verbunden, so insbesondere des Vetters und besten Freundes Gustav Luyken in Arnsberg 7). Erst als er das 75. Jahr überschritten hat, werden die Reisen seltener und es setzt ein geruhsamerer Lebensabend ein. Schließlich sehnt er sich nach reicherfülltem Leben nach der ewigen Ruhe und im Alter von 82 Jahren führt ihn ein sanfter Tod in das Jenseits.

6) Akte Tit. X. F. Nr. 3 des Weseler Stadtarchivs, Blatt 2.
**) Vergl. Tagebuch von Gustav L. im Chronikheft 1955 S. 76 und 89.





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Es könnte sein, daß der Scherzname "Bumbam" - er war wohl entstanden aus der kindlichen Aussprache von Bernhard - und die langen Jahre des Alters die Vorstellung von einem etwas knurrigen Manne, d. h. einem Brumbär, haben aufkommen lassen. Dies wäre aber nicht richtig. Es erscheint mir eher begründet, ihn uns vorzustellen, wie ihn das nebenstehende Bild zeigt, das einem auf Ruhhof hängenden Oelbild und einem nach Gestalt und Kleidung "Manne von Welt" entspricht.

Sein Jettchen hat ihn noch um 16 Jahre überlebt. Meine Geschwister und ich bewahren ihr Bild als das des

Bernhard Luyken 1805-1880

Henriette Luyken geb. Lueg 1823-1904
Urtyps einer liebevollen, verständnisreichen und verehrungswürdigen Großmutter. Die Wiedergabe der beistehenden Photographie mag etwa aus dem Jahre 1875 stammen.

Bernhards Sohn, mein Vater Ernst, geboren am 22. September 1847, hatte im Elternhaus gewiß eine sehr glückliche Jugend; als dem einzigen Sohn war ihm der Lebensweg als Nachfolger des Vaters bestimmt. Nach dem Besuch des Weseler Gymnasiums und kaufmännischer Lehre bei der Fa. Jäger & Co. in Düsseldorf trat er am 1. Oktober 1869 als Einjährig-Freiwilliger beim Feldartillerie-Regiment Nr. 7 in Wesel ein. So zog er dann 1870 sogleich mit in den


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Krieg gegen Frankreich, wurde bei Gravelotte verwundet und kehrte im Juni 1871 mit dem Eisernen Kreuz geschmückt ins Elternhaus zurück. Bald darauf trat er eine Reise nach England an. Zu seinen besonderen Freunden gehörten Albert Kehl, Lothar Rigaud und Eduard Carp, der sich im Jahre 1873 mit seiner Schwester Anna verlobte.

Im Jahre 1885 lernte Ernst bei dem damaligen Landrat Frowein Anna Wever kennen, die mit Froweins verwandt an Gesellschaften in Wesel teilgenommen hatte. Sie war am 19. März 1861 in Barmen als Tochter von Julius Albert Wever (1829-1889) und Clara Maria Neuhoff (1839-1922) geboren. Ihr Vater war Eigentümer der Eisengießerei und Maschinenfabrik A. Wever & Co. in Barmen, die neben Dampfkesseln Spezialmaschinen für die vielseitige Wuppertaler Industrie herstellte.

Der Verlobung mit Anna Wever folgte im gleichen Jahre die Ehe, aus der die 4 Kinder Clara, Erich, Walter und Ernst hervorgingen. Nachdem der Hausstand zunächst in einer Wohnung am Großen Markt geführt worden war, konnte Ernst bald nach der Befreiung Wesels vom Festungsgürtel im Jahre 1894 ein Wohnhaus an der Reeser Landstraße (später Fluthgrafstraße 20) bauen, das der sich vergrößernden Familie ein sehr schönes Heim bot.

Neben seiner Tätigkeit als Teilhaber der Seifenfabrik war Ernst bei verschiedenen Unternehmungen tätig, so im Vorstand der Niederrheinischen Güterassekuranz, im Aufsichtsrat des Bonner Bergwerks- & Hüttenvereins und im Grubenvorstand der Gewerkschaft Mont Cenis. Auch der Verwaltung des Gutes Ruhhof galt seine Liebe und Aufmerksamkeit. Dabei erwarb er sich ein besonderes Verdienst um die Milchverwertung, indem er im Jahre 1899 die Molkereigenossenschaft Obrighoven-Lackhausen mit begründete; er war auch ihr erster Aufsichtsrat-Vorsitzender.

Wie sein Vater so liebte auch Ernst die Jagd und ihre Ausübung bei Ruhhof oder beispielsweise als Gast in Sonsfeld bedeuteten für ihn sehr glückliche Stunden. Allzu früh zeigten sich dann bei ihm Anzeichen einer bösartigen Krankheit, die nach mehrjähriger Leidenszeit im Jahre 1902 seinen Tod zur Folge hatte. Wir Kinder verloren mit ihm schon in früher Jugend einen in des Wortes wahrhaftester Bedeutung treusorgenden Vater.

Das umstehende Bild zeigt ihn in seinem 50. Lebensjahr. Es ist die Wiedergabe eines Oelbilds, das von dem befreundeten Maler Karl Neuhaus angefertigt wurde und auf Ruhhof hängt.

Die Sorge um die heranwachsenden Kinder war nun allein auf die Mutter übergegangen, die sie mit großer Gewissenhaftigkeit übernahm. Die Kriegszeiten brachten ihr freilich schwere Sorgen, als der Schwiegersohn
Walter Luyken (1876-1952), der Sohn von Philipp





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Ernst Luyken 1847-1902

Anna Luyken geb. Wever 1861-1947

Luyken und die drei Söhne den 1. Weltkrieg mitmachten. In diesen Jahren leitete sie als Vorsitzende des Vaterländischen Frauenvereins, Ortsgruppe Wesel, die Liebestätigkeit für die Soldaten im Felde und in der Heimat. In Anerkennung dieser Tätigkeit erhielt sie von der Kaiserin die Rote Kreuz-Medaille. Besonders in den Jahren nach dem Kriege sah sie oft die Kinder und Enkel bei sich, zumal im Sommer, wenn sie auf Ruhhof wohnte. Viele der Familienmitglieder werden sich ihrer noch erinnern, wie sie bei den Familientagen 1926 und 1939 von ihr auf Ruhhof gastlich aufgenommen wurden. Das obenstehende Bild zeigt sie etwa in ihrem 50. Lebensjahr.

Am 19. März 1941 konnte sie in voller Rüstigkeit ihren 80. Geburtstag feiern, worüber die Chronikblätter berichtet haben. 8) Es war ein Tag, an dem zu ihren Nachkommen schon 9 Enkel und 5 Urenkel gehörten, auf den aber die Sorge um das Schicksal der im Felde befindlichen Enkel einen schweren Schatten warf.

Der Ausgang des 2. Weltkrieges vertrieb Anna dann aus dem Hause in der Fluthgrafstraße, das schließlich ganz zerstört wurde. Nach einem vorübergehenden Aufenthalt auf Ruhhof war sie gezwungen, auch von hier zu weichen. Sie begab sich zu ihrer Tochter Clara nach Hannover, bei der sie noch zwei glückliche Jahre verbrachte, bis sie am 10. Februar 1947 im 86. Lebensjahr einen sanften Tod fand. Ihre Asche wurde in der Gruft auf Ruhhof beigesetzt, wo auch ihr Ehemann Ernst die letzte Ruhestätte gefunden hatte.

8) Chronikblätter 21 (1941) Heft 1, S. 3.


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KOBLENZ

wie ich es kannte 1885 - 1897

Von
Ernst Luyken (X 64 WA), Wiesbaden.

Wer die Stadt Koblenz heute betritt und betrachtet, kann sich kaum eine Vorstellung davon machen, wie sie in meiner Jugendzeit aussah und wie sie, die - wenn auch Provinzialhauptstadt der Rheinprovinz - einst im wesentlichen eine kleine Beamten- und Militärstadt gewesen war, sich im Laufe der Zeit entwickelt hat.

Ganz abgesehen von den entsetzlichen Zerstörungen im 2. Weltkrieg, durch die ein großer Teil besonders der Altstadt ganz ausgelöscht worden ist, bot die Stadt schon seit Anfang dieses Jahrhunderts einen gegenüber früher völlig verwandelten Anblick, die Zeugnis davon ablegte, welch eine wirtschaftliche Entwicklung die Stadt genommen hat, nachdem sie von dem sie einschnürenden Festungsring frei geworden war.

Heute hat Koblenz etwa 80 000 Einwohner und füllt in der Bebauung die ganze Fläche zwischen Rhein und Moselmündung bis zu den dahinter ansteigenden Höhen im Bogen herum bis nach Moselweiß und Güls a. d. Mosel aus. Dazu kommen die über Koblenz-Lützel hinaus eingemeindeten Vororte sowie jenseits des Rheins Ehrenbreitstein, Pfaffendorf und Horchheim mit den vollständig angebauten Pfaffendorfer und Horchheimer Höhen.

Damals hatte die Stadt einschließlich einer für ihre Größe beträchtlichen Garnison höchstens etwa 35 000 Einwohner. Als meine Eltern zum 1. Januar 1885 wegen Versetzung meines Vaters als Amtsrichter von M.-Gladbach nach Koblenz zogen und wir dort in der Kasinostraße 14 wohnten, war die Stadt noch Festung. Sie war in engem Halbkreis von der Mosel bis zum Rhein von einem geschlossenen Festungsgürtel umgeben, der 1816-1826 erbaut worden war. Durch diesen führten drei Tore, das Weisser Tor an der Mosel, das Löhrtor in der Mitte und das Mainzer Tor dem Rhein zu gelegen. Ueber den tiefen Festungsgraben vor der geschlossenen Umwallung, der von Mosel und Rhein her zu fluten war, führten Zugbrücken. Zwischen dem Graben und dem weiteren Vorgelände lag ein etwa 50 m breites Glacis.

In diesem mit alten Akazien und einigen anderen Laubbäumen bestandenen Glacis spielte sich für uns Kinder der Nachmittagsspaziergang unter Aufsicht des Kindermädchens ab. Als wir größer waren, wurde "vor dem Tore" am Anfang der Mainzer Straße von unserer Tante Rosalie Cremer geb. Heintzmann, die als Witwe des Regierungsbaurats Robert Cremer in Koblenz wohnte, ein schöner Garten mit Laube gemietet, in dem wir so oft wie möglich unsere Zeit verbrachten.





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Die ursprünglich hauptsächlich an der Mosel gelegene enge Innenstadt war bereits vom Clemensplatz aus durch die sogenannte Neustadt beträchtlich aufgelockert worden. Diese zog sich mit Baumanlagen und Rasenplätzen bis zum Mainzer Tor hin, bildete im Zug der Schloßstraße gegenüber dem - ehemals Kurtrierischen - Schloß ein großes Schloßrondell und war mit schönen Patrizierhäusern bebaut.

Vor dem Festungsring lagen am Berghang, vor dem heute der Bahnhof steht, die Feste Konstantin (jetzt noch in Gestalt des schweren runden Turmes zu sehen), daneben moselwärts das Fort Alexander (verschwunden), auf der linken Moselseite bei Koblenz-Lützel die Feste Franz (in Trümmern), auf dem rechten Rheinufer die imposante Festung Ehrenbreitstein und weiter rheinaufwärts über Pfaffendorf das Fort Asterstein (niedergelegt). Dort befindet sich nur noch der Gedenkstein zur Erinnerung an die Kriege von 1864 und 1866.

Die Insel Oberwerth war noch nicht in die Stadtbebauung einbezogen. Auf ihr befand sich nur ein kleiner Gutshof, von dem aus Milcherzeugnisse vertrieben wurden, und am rheinabwärtigen Ende der Insel hatte das Pionier-Bataillon seinen Uebungsplatz mit barackenartigen Lagerhäusern für Pioniergerät.

Berühmt waren die "Rheinanlagen", die vom Schloß aus den Rhein entlang bis zur Horchheimer Brücke führten. Sie waren während der Franzosenherrschaft im Jahre 1806 von einem wohlwollenden Präfekten begonnen worden, aber später wegen der Kontinentalsperre, durch die auch die Ufer des Rheins laufend durch Zollhäuser abgesperrt waren, wieder ganz verfallen. Erst als in den fünfziger Jahren der spätere Kaiser Wilhelm I. im Schloß als Gouverneur der Rheinlande seinen Sitz hatte, nahm sich die Prinzessin - spätere Kaiserin - Augusta dieser Anlagen an und ließ sie wieder instandsetzen. Seitdem hat die Kaiserin Augusta den Rheinanlagen stets ihr besonderes Interesse und ihre Pflege gewidmet. Während ihres alljährlichen Aufenthalts in Koblenz konnte man sie fast täglich in Begleitung ihrer Palastdame, der Gräfin Hake in einem sog. Coupé durch die Rheinanlagen fahren sehen. Auch sah ich in Koblenz noch öfter den alten Kaiser Wilhelm I., ebenso Bismarck und Moltke, wenn sie zu Regierungsgeschäften da waren. Es ist mir erinnerlich, daß ich mit meinem Vater nachmittags gegen 3 Uhr auf die nahe Schloßstraße ging, um den alten Kaiser zu sehen, der um diese Zeit eine Ausfahrt zu machen pflegte. Wenn er dann in der offenen Victoria ankam, stets allein im Wagen, - ich habe ihn nie mit Adjutantenbegleitung gesehen -, brachten wir, am Rand des Bürgersteigs stehend, unseren Gruß an und freuten uns, wenn wir, - es waren ja früher kaum Menschen auf der Straße -, von dem alten Kaiser einen freundlichen Gruß wiederbekamen.


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Als ich Ostern 1886 in die Schule kam, ging ich in die Vorschule des damaligen Königlichen Gymnasiums. Die Gebäude, einst ein Jesuitenkloster, befanden sich am Ende der Gymnasialstraße Die Schulräume, die zwar groß, aber primitiv und kahl waren, befanden sich nicht alle zusammenhängend in einem Bau, sondern verteilten sich über mehrere Gebäude. Ostern 1894 wurde das heute noch stehende neue Gymnasialgebäude bezogen, erbaut in dem ausgedehnten, mit zahmen Kastanienbäumen bestandenen früheren Klostergarten. Den alten Bau nahm die Stadtverwaltung für ihre Zwecke in Anspruch; sie befindet sich auch jetzt noch darin.

Dieses Gymnasium, das nun die Bezeichnung "Kgl. Kaiserin Augusta-Gymnasium" erhielt, habe ich bis einschließlich Obersekunda besucht. Es war nicht zu verkennen, daß es eine Jesuitenschule gewesen war. Die alten Sprachen Latein und Griechisch spielten eine überwiegende Rolle. Sie wurden im wahrsten Sinne des Wortes "gepaukt", aber so, daß mir noch heute Vieles davon geblieben ist, was ich zum Nutzen unserer Enkelkinder wieder zu verwenden imstande war. Dagegen waren Mathematik und Physik etwas im Hintergrunde, was wir zu unserem Nachteil erfuhren, als wir Ostern 1897 durch die Versetzung unseres Vaters nach Köln die Schule wechseln mußten.

Die erste Bresche in den Festungsring wurde 1887 gelegt. Zunächst wurde das Mainzer Tor ausgesprengt. Ich sah mit meinem Vater zu, wie mit "Schießbaumwolle" (ein damals offenbar fabelhaftes Sprengmittel) gesprengt wurde und schwere Brocken in die Luft flogen. Um während dieser Arbeiten den Verkehr in das Vorgelände der Stadt einigermaßen aufrechtzuerhalten, war über den breiten Festungsgraben eine Behelfs-Bockbrücke mit Zugang durch die Flure der Kasematten gebaut worden, über die wir auch zu unserem schon erwähnten Garten gingen. Als der Durchbruch durch die Festungswerke vollendet und über einen festen Straßenübergang über den Festungsgraben eine Pferdebahn vom Göbenplatz bis zum Schützenplatz angelegt war, bezogen wir 1889 weit vor der Stadt ein Villenhaus auf der Mainzer Straße. Es war ein Fachwerkhaus, wie es für alle Häuser im Rayon-Gebiet vor der Festung die Vorschrift war. Die ersten massiven Steinhäuser wurden erst ab 1892 errichtet.

In Koblenz hatten wir einen nicht unbeträchtlichen Kreis näherer und entfernterer Verwandschaft. Am nächsten Stand uns Onkel Gustav Berring, der die Schwester Agnes meines Vaters geheiratet hatte, die aber schon 1869 gestorben war.*) Onkel Gustav war seit 1877 in Koblenz Rheinstrombaudirektor und Geheimer Regierungsrat und hatte die ganze preußische Stromstrecke des Rheins unter sich.**) Er bewohnte mit seiner Schwester Minna - von uns Tante Minna genannt -, die ihm nach dem frühen Tod seiner Frau den Haushalt


*) Vgl. Chronikheft 1955 S. 70 ff.
**) Vgl. Chronikheft 1953 S. 17





Seiten 184 - 185
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führte und bei der Erziehung der Kinder behilflich war, eine Villa in der oberen Mainzer Straße dicht unterhalb des Pappelrondells. Nachdem er Ende 1895 den Abschied genommen hatte, zog er in eine Etagenwohnung in der neuen Kurfürstenstraße; ein Stockwerk darüber wohnte seine Tochter Hedwig, die Witwe des am 15. August 1893 durch einen Unglücksfall um's Leben gekommenen Premier-Leutnants Max Lehwald, mit ihren Söhnen Kurt und Fritz. Onkel Gustav nahm mich häufiger auf seinem Dienstdampfer "Preußen" mit. Das war für mich immer ein Erlebnis.

In dem Hause Kasinostraße 14, dessen 2. Stock wir innehatten, wohnte unter uns Onkel Ludwig von Beughem mit seiner Tochter Laurette. Er war der letzte Präsident des 1879 aufgehobenen Justizsenats Ehrenbreitstein gewesen und durch seine Heirat mit Clementine Heintzmann, einer Kusine unserer Großmutter Julie Luyken geb. Cappell ein Onkel 2. Grades meines Vaters. Er war damals schon an 80 Jahre alt, saß immer im Lehnstuhl und hatte als Pfleger einen "Vogt", wie wir damals sagten. Meine Schwester Emma und ich mußten öfter zu dem Onkel herunterkommen und bei ihm am Lehnstuhl sitzen. Zum Zeitvertreib erzählten er und der "Vogt" uns schöne Geschichten, wahrscheinlich Märchen. Es ist mir in besonderer Erinnerung, daß der "Vogt" die biblische Weihnachtsgeschichte eindrücklich zu erzählen verstand.

Nach dem Tode ihres Vaters Ende 1886 zog Laurette mit einer Hausdame nach Ehrenbreitstein, wo wir noch häufig bei ihr waren. Ihre ältere Schwester war Tante Polly (Leopoldine), verheiratet mit Kommerzienrat Rudolf Sehmer. Ich habe beide noch gut gekannt. Tante Laurette und Tante Polly trafen wir auch vielfach bei den alten Tanten Marie und Emilie Wiesmann, die am Schloßrondell in einem Eckhaus neben der Kommandantur wohnten. Die Tanten Wiesmann stammten auch aus der Heintzmannschen Verwandschaft, ebenso wie die schon erwähnte Tante Rosalie Cremer.

Die damalige Mainzer Straße oder Mainzer Chaussee, wie sie ortsüblich genannt wurde, war eine einfache makadambelegte Landstraße, auf deren linker dem Rhein zu gelegenen Seite ein gestampfter Fußweg und auf der rechten Seite ein schmaler Reitweg entlangführten. Die Straße war wenig belebt, die Pferdebahn verkehrte nur halbstündlich. Die einzigen Wagen, die immerhin fast täglich erschienen, waren der Milchwagen von Oberwerth, der Postwagen, der Müllwagen, genannt der Dreckmann, und der Doktorwagen. Deshalb konnten die vielen Kinder völlig ungefährdet auf der Straße spielen. Das technische Zeitalter war noch nicht angebrochen. Eine wie geringe Bedeutung man dem sorgfältigen Bau gewisser technischer Anlagen beimaß, mag folgendes Erlebnis kennzeichnen: Mein Vater und ich fuhren auf dem Vorderperron der Pferdebahn mit Vetter Heinrich Röder, der sehr häufig bei uns zu Besuch war, aus der Stadt nach


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Hause. Da fragte Heinrich Röder, warum denn die Straßenbahnschienen nicht gerade, sondern wie eine Schlangenlinie liefen. Die Erklärung war die, daß den Schienen jeglicher Unterbau fehle, sie seien einfach in die Erde gelegt und sich selbst überlassen. Die Temperatur, Bodenfeuchtigkeit und das Ruckeln der Wagen täten das ihre dazu, die Schienen aus der Linie zu bringen. So blieb es jedenfalls, bis wir 1897 Koblenz verließen.

Besonders in Erinnerung geblieben ist mir der 21. März 1887, es war ein Montag. Am Vorabend des 90. Geburtstages des alten Kaisers, des 22. März, waren die Rheinufer und namentlich der Ehrenbreitstein festlich illuminiert. Mein Vater und ich sahen uns diese Illumination von der Pfaffendorfer Brücke aus an. Ueber die Schiffbrücke zogen mit Fackelbeleuchtung die Musikkorps der in Ehrenbreitstein stationierten Truppen zum Sammelplatz für den großen Zapfenstreich. Es war ein eisig kalter Abend, der Wind pfiff nur so über den Rhein. Wir hielten es nicht lange aus und ich vermeine, heute noch die Worte meines Vaters im Ohr zu haben, als er sagte: "Junge, wir wollen machen, daß wir nach Hause kommen. Hier kann man sich den Tod holen."

Im Jahre 1890 kam aus der Verwandtschaft auch noch Onkel
Hugo Kämper *) durch Versetzung als Oberstleutnant, sog. "Etatsmäßiger" zum Feldartillerie-Regiment 23 mit Familie nach Koblenz und blieb dort etwa 2 Jahre. Onkel Hugo war von Heintzmann'scher Seite, Tante Lina geb. Luyken **) von der Luykenschen Familie her Vetter und Kusine 2. Grades von unserem Vater. Ihr Sohn Max (gefallen 1916) war mit mir zusammen auf dem Gymnasium in Quinta und Quarta. Kämpers bewohnten eine Etage auf der Eisenbahnstraße gegenüber dem ehemaligen Rheinbahnhof. Wir haben in regem Verkehr miteinander manche Ausflüge in die Umgebung gemacht. Besonders beliebt waren die Wanderungen durch das Benshorntal - am Nordende von Pfaffendorf - über die Schmittenhöhe nach Horchheim oder gar nach Niederlahnstein sowie über Remstecken nach Winnigen an der Mosel, wo im "Schwan" bei der "Dicken", so wurde die Wirtin dieses Gasthauses wegen ihres Leibesumfanges kurz und treffend genannt, der Abendschoppen eingenommen wurde. Wir Kinder bekamen schön belegte Brote.

Ein zu Ostern 1894 angeschafftes Ruderboot - Gig-Doppelzweier - gab reichliche Gelegenheit, auf der Lache und dem Rhein bis hin in die Mosel und die Lahn mit Freunden und den zahlreichen Vettern und Basen, die uns in Koblenz besuchten, reizvolle Ruderfahrten zu machen. Vater fungierte dabei oft als Steuermann, und wenn ein Dampfer nahte, der starkeWellen erwarten ließ, zog er das Taschen-

*) Vgl. Chronikblätter Bd. I S. 275 ff.
**) Vgl. Seite 174.





Seiten 186 - 187
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Aus:180 Jahre Linienschiffahrt


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tuch heraus und winkte; dann sagte er zu unserer Beruhigung: "Kinder, nun fährt er halbe Kraft!" Unsere Mutter war immer froh, wenn wir von diesen Exkursionen heil nach Hause kamen. Allzu sportlich ging es dabei damals noch nicht her. Sportkleidung - wie heutzutage - war noch nicht gebräuchlich. Als äußerste Erleichterung galt es schon, wenn man sich des Rockes und der Weste entledigte. Rudervereine, wie sie jetzt in jeder Stadt am Wasser selbstverständlich sind, gab es zu jener Zeit in Koblenz noch nicht.

Wir kannten damals auf dem Rhein schon von weitem fast jedes Schiff, besonders die Personenschiffe der Köln-Düsseldorfer Dampfschiffahrtsgesellschaft. Das waren aber in den 1880er und 90er Jahren längst nicht die schönen Schiffe, die man heute sieht. Abgesehen von vier Zweischornstein-Schiffen für die große und kleine Schnellfahrt, die nach amerikanischem Muster gebaut waren, waren die übrigen Schiffe mit einem glatten Deck recht primitv ausgestattet. Die ersten Schiffe mit aufgebautem Salon im Hinterschiff waren "Loreley" und "Der Hohenzoller". "Loreley" hatte immer Verspätung, es war ihr unmöglich, den Fahrplan einzuhalten. Es hieß, das Schiff habe eine zu schwache Maschine. "Der Hohenzoller" lag immer schief mit etwas Schlagseite. Dazu hieß es, er sei fehlkonstruiert. So wenig leistungsfähig war offenbar damals noch der deutsche Flußschiffbau, daß solche Schiffe abgenommen und in Verkehr gesetzt wurden. Wie hat sich das bis heute geändert, wo die schönsten, mit durchgehendem Oberdeck versehenen ganz verglasten, mit Oelfeuerung geheizten und mit Motoren getriebenen Personenschiffe den Rhein befahren!

Besonders erinnerlich sind mir noch unsere schönen Pfingstfahrten nach Camp-Kloster Bornhofen hinter Boppard. Die kleinen Dörfer besaßen damals noch keine Landebrücken, sondern waren sog. Kahnstationen. Da kam ein schwerfälliger Kahn vom Land an das Schiff gefahren, in den die aussteigenden Fahrgäste vermittelst eines Fallreeps überstiegen. Das war für Mütter mit ihren langen Kleidern meist ein gräulicher Vorgang, der von den weiterfahrenden Passagieren mit Schmunzeln begleitet wurde. Der abfahrende Kahn schaukelte dann gehörig in den Wellen.

Zur Signalisierung für die Joch-Ausfahrt an der Koblenzer Schiffbrücke - die es nicht mehr gibt - wurden aus der Entfernung von etwa 1 km vor der Brücke auf dem Schiff zwei Kanönchen - sog. Katzenköpfe - abgefeuert. Das war stets interessant! Um die Schüsse, deren Zahl sich nach der Zahl der auszufahrenden Joche richtete, zu lösen, wurde eine lange Eisenstange an der Spitze im Kesselfeuer angeglüht. Mit dieser glühenden Stange lief dann ein Matrose vom Maschinenraum aus durch das dicht besetzte Schiff


*) Vgl. Chronikheft 1955 S. 71.


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unter lauten "Achtung"-Rufen nach vorn und hielt sie an das Zündloch, worauf der Schuß losging. Die Beobachtung dieses primitiven Vorganges war ein Hauptvergnügen für die auf dem Schiff befindliche Jugend. An die Stelle solcher Signale ist heute der Fernsprecher oder gar das Funkgerät getreten. Aber damit hat die Romantik aufgehört!

Als wir Mitte August 1888 erstmals auf Onkel
Arnolds Gut Annaberg bei Bonn in die Ferien fuhren *), benutzten wir - Eltern und 4 Kinder - den Schnelldampfer "Deutscher Kaiser". Unterwegs fuhren wir durch ein Gewitter. Der große Schließkorb, in dem unsere gesamte Wäsche verstaut war, stand auf dem Radkasten. Eine andere Möglichkeit zur Unterbringung großen Gepäcks gab es offenbar nicht. Der Gewitterregen hatte den ganzen Inhalt durchnäßt, sodaß alles zunächst tagelang zum Trocknen aufgehängt werden mußte. Das war der Anlaß dafür, daß der Schließkorb später mit Wachstuch ausgeschlagen wurde. An der Landebrücke nahm uns der Kutscher Maus mit dem "blauen" Wagen und den prächtigen Rappen Iwan und Harras in Empfang.

Ebenso wie dem Rudern erging es damals dem Radfahren. Von der Schule her gesehen waren beide Betätigungen kein nützlicher Sport, sondern gänzlich überflüssige Betätigungen, die nur dazu dienten, den Fleiß des Schülers zu beeinträchtigen! Gleichwohl wurde aber auch mit dem Fahrrad seit 1895 eifrig auf den Exerzierplätzen und in der Umgebung umhergefahren. Zur Fahrt in die Schule durfte es jedoch, auch wenn der Schulweg weit war, beileibe nicht benutzt werden. Ein Friseur auf der Schloßstraße - Kornitzki - war damals auf den für sein Gewerbe immerhin ausgefallenen Gedanken gekommen, eine Radrennbahn "vor den Toren" nach Moselweiß hin zu erbauen. Auf dieser mit hölzernem Bretterbelag versehenen Bahn konnten wir uns mit vielen radfahrenden Freunden herrlich vergnügen.

Allzuviel ist die Bahn für Radrennen, die etwas einbringen konnten, nicht benutzt worden. Ich erinnere mich aber noch gut einer reizvollen, damals damals bei dem aufgekommenen Fahrrad sehr attraktiven Veranstaltung, die zeigen sollte, ob Reiter oder Radfahrer schneller seien. Das Rennen ging um mehrere Runden und für den Reiter auf 3 Pferden, die jeweils nach einer bestimmten Strecke gewechselt wurden. Unter dem Jubel der fahrradbegeisterten Zuschauer gewann der Radfahrer. Denn der Reiter hatte beim Pferdewechsel stets zuviel Zeit verloren, die er nicht aufholen konnte. Das Ergebnis wurde als eine sichere Zukunft für das Fahrrad gewertet!

Die große Garnison bot der Jugend mannigfaltigste Anregung. Auf den Exerzierplätzen in der Stadt oder auf der Karthause konnte das Exerzieren von Infanterie, Artillerie und Pionieren eingehend beob-

*) Vgl. Chronikheft 1955 S. 71





Seiten 188 - 189
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Erich Zweigert
Oberbürgermeister von Essen
von 1886 bis 1906
Aus: Don-Bosco-Gymnasium

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achtet werden. Im Frühjahr begegnete uns auf dem morgendlichen Schulweg regelmäßig die durch die Schloßstraße zur Karthause ausrückende Artillerie mit der berittenen Musikkapelle an der Spitze. Das zur Garnison gehörige Königin Augusta-Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4, im Volksmund kurz die Garde-Augusta genannt, das mit der Bevölkerung sehr verbunden war, gab dieser Provinzgarnison ein besonderes Ansehen. Einige Zeit nach dem Tode der Kaiserin Augusta, zu deren Ehren das Regiment wegen ihres häufigen Aufenthalts in Koblenz hier lag, wurde es im Herbst 1893 zum allgemeinen Bedauern nach Berlin verlegt und durch die aus Bonn und Diez (Lahn) herangezogenen 3. Bataillone der Infanterie-Regimenter 28 und 68 ersetzt. Zur Zeit des Kaiserbesuchs am 1. September 1893 war das Regiment noch in Koblenz anwesend. Der am Abend dieses Tages vollführte große Zapfenstreich aller Musikkorps des ehemaligen VIII. Armeekorps vor dem Schloß bot ein gewaltiges Schauspiel. Mit unserem Vater und Onkel Erich Zweigert, der aus Anlaß des Kaiserbesuches als Oberbürgermeister von Essen in Koblenz war, sahen wir uns diese eindrucksvolle militärische Veranstaltung an.

Ach, wie vieles könnte ich noch schreiben, aber auch wie vieles ist dem Gedächtnis entschwunden. -

Als wir im April 1897 infolge Versetzung meines Vaters als Landgerichtsdirektor nach Köln die Stadt Koblenz verließen, gab es nicht nur ein zunächst trübseliges Bedauern, sondern es galt, Abschied zu nehmen von einer unwiederbringlich schönen - in vielem jetzt durch Alterbetrachtung vergoldeten - Jugendzeit, für die wir unseren Eltern zeitlebens zu größtem Dank verpflichtet bleiben.

Am Sonntag Quasi modo geniti, dem 1. April 1894, wurde ich in der Florinskirche konfirmiert. Dazu hatte ich einen schwarzen Hut - einen sog. "Homburg" - bekommen. Diesen hatte ich während der Prüfung am Mittwoch oder Donnerstag vorher in der Sakristei auf den eisernen Ofen gelegt, ohne zu wissen, daß der Ofen angemacht war. Nach Schluß der Prüfung roch es in der Sakristei arg brenzlich. Ich stellte zu meinem Schrecken fest, daß das mein Hut war. Da ich es den Eltern nicht sagen wollte, sonst hätte es vielleicht geheißen: "Das kann nur dir passieren", schwärzte ich die angebrannten Randstellen mit Tinte und ging mit diesem Gebilde zur Konfirmation. Unvergeßlich! Seitdem lege ich nie mehr einen Hut auf einen Ofen.




Mit herzlichen Wünschen für ein gesegnetes Weihnachstfest und ein gutes neues Jahr

Adolf Luyken      Walter Luyken.


Seite 189

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Beilage: Anmeldung zum Familientag 1958

Rückseite



Chronikblatt 1958