Familienverband Luyken



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Ludwigshafen, 28.3.2015



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Chronikblätter
für die Familie Luyken und ihre Anverwandten

- Neue Folge -


7. (28.) Jahrgang.     Düsseldorf      Weihnachten 1959


Voranzeige!

Der achte Familientag
für die
Familie Luyken und ihre Anverwandten

soll vom 10. - 12. Juni 1960 in der Familienstamm-Stadt
Wesel stattfinden.

Folgendes Programm ist in Aussicht genommen:

Freitag, 10. Juni
Begrüßungsabend.

Sonnabend, 11. Juni
Familienrat.
Besichtigung des Baufortschritts im Willibrordi-Dom.
Besuch auf Ruhhof und Sorgvliet.
Festessen mit Ball im Rittersaal von Schloß Raesfeld.

Sonntag, 12. Juni
Rheinfahrt.

Um schon zeitig einen Überblick über die voraussichtliche, hoffentlich recht zahlreiche Teilnahme zu gewinnen, wird gebeten, bis 15. 1. 1960 die beiliegende Postkarte abzusenden.

Weitere Nachricht folgt.





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von dem erst im Dezember 1957 bezogenen Neubau durch die Straßen der Stadt zum Friedhof ging. Von der Burschenschaft Alemannia-Bonn waren die Aktiven mit der Fahne und viele alte Herren erschienen, um W., der sehr an seinem Bunde hing und sich um ihn sehr verdient gemacht hatte, das letzte Ehrengeleit zu geben. Nach der Einsegnung der Leiche wurde von mehreren Seiten (Ärzteschaft, Stadtvertretung, Burschenschaft Alemannia, Jägerei) das Wort ergriffen, um dem großen Schmerz über W.s frühen Tod Ausdruck zu geben. Da die Ansprache des Vorsitzenden der Kreisstelle Oberberg der Ärztekammer Nordrhein, Dr. med. Schellhas, W.s bedeutsames Wirken und seine ganze Persönlichkeit am besten kennzeichnet, sei sie im Wortlaut wiedergegeben:

"Im Namen der Ärztekammer Nordrhein, im Namen aller Ärzte des Oberbergischen Kreises nehmen wir heute Abschied von unserem Dr. W. Luyken.

Während des ganzen Krieges hat er als Sanitätsoffizier der Luftwaffe seinem Vaterland gedient. Seit 12 Jahren war er als praktischer Arzt in Gummersbach tätig. Er war selbst ein Kind dieser Stadt und war Träger des Namens einer alten Gummersbacher Familie. Und wie sein unvergessener Onkel, Dr. H. Luyken, der 40 Jahre lang hier als Arzt wirkte, hat er durch sein vorbildliches Arzttum, durch seine Einsatzbereitschaft für seine Kranken bei Tage und bei Nacht dem Namen seiner Familie Ehre gemacht.

Er war als Mensch wie als Arzt aus einem Guß! Er hat immer das gesagt, was er dachte, geradeaus und offen, wie das seine Art war. Er war kein bequemer Arzt für seine Patienten. Er verstand sie zu führen, auch wenn der Weg zur Gesundung unbequem war. Aber dafür konnte auch jeder Patient sicher sein, daß Dr. W. Luyken sich mit ihm ganz individuell beschäftigte, daß er niemals eine Behandlung nur nach einer Schabalone durchführte, daß alle Methoden zu dem Rüstzeug seiner Behandlung gehörten, einschließlich der Homöopathie, mit der er sich viel und ernsthaft beschäftigte.

Darüber hinaus fand er noch Zeit, sich für die Belange der Ärzteschaft einzusetzen. Im Geschäftsausschuß der KVD war er ein wertvoller Berater bei vielen schwierigen Entschlüssen. Und zum geselligen kollegialen Zusammenschluß der Gummersbacher Ärzte und zu ihrer wissenschaftlichen Fortbildung hat er mit großer persönlicher Initiative organisatorisch beigetragen.

Wir dürfen wohl sagen: Er hat mehr geleistet als ein Mann sich zutrauen sollte. Hätte er sich geschont, wäre er wohl heute noch unter uns.

Wir alle haben ihm viel zu verdanken: Seine Kranken, die ihn bei Tag und Nacht nicht umsonst riefen, wir seine Kollegen, denen er in allen Standesfragen immer zur Verfügung stand, und die Bürger


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dieser Stadt, denen er als Stadtverordneter in manchen Ausschüssen diente.

Unser herzliches Mitgefühl gehört seiner Familie, Frau R. Luyken und den Kindern, die so unendlich viel in dem Gatten und Vater verloren haben. Aber sie darf auf ihn stolz sein und die Gewißheit haben, daß wir Ärzte niemals unseren lieben Freund und Kollegen W. Luyken vergessen werden."

Robert Luyken
(1881-1958) *)

Robert war das jüngste der vier Kinder und der einzige Sohn der Eheleute Robert Luyken (1848-1909) und Auguste geb. Koenig (1846-1905) in M. Gladbach. Er wurde daselbst am 27. März 1881 geboren. Nach dem Besuch der dortigen Oberrealschule und der Ableistung des einjährig-freiwilligen Dienstjahres 1900/01 beim Feldartillerie-Regiment 30 in Rastatt (Baden) trat er in das Speditionsgeschäft Koenig & Luyken ein, dessen alleiniger Inhaber damals sein Vater war. Durch außerordentlichen Fleiß erwarb er sich ausgezeichnete Fachkenntnisse, so daß der Vater ihn bald zum Teilhaber der Firma machen konnte. Nach dessen Tod führte Robert sie allein weiter und brachte sein Unternehmen zu großem Ansehen.

Während des 1. Weltkrieges wurde Robert im Herbst 1915 als Offizierstellvertreter einberufen und nach kurzer Zeit zum Leutnant befördert. Er stand bis November 1918 bei verschiedenen Truppenteilen an der Ostfront. Dort als Rheinländer vorzeitig entlassen traf er erst nach vielen Irrfahrten und Schwierigkeiten am 2. Weihnachtstag in M. Gladbach ein.

Die folgenden Jahre waren schwere Jahre des geschäftlichen Aufbaus. Er führte dank Roberts wirtschaftlicher Begabung und Tüchtigkeit zu dem schönen Erfolg, daß die Firma Koenig &  Luyken eine der führenden Firmen ihrer Art wurde. Lange Zeit gehörte Robert auch den Vorständen der Berufsorganisationen an. In dieser Eigenschaft mußte er während des passiven Widerstandes auf Befehl der Besatzungsbehörde öfter als Geisel in den Zügen von M. Gladbach nach Neuß fahren.

Im 2. Weltkrieg wurde das Unternehmen zu 75 % zerstört. Auch diesmal gelang es Robert, seinen Betrieb wieder voll leistungsfähig zu


*) Nachtrag zum Chronik-Heft 1958





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machen. Bis 1955 blieb er geschäftlich tätig; alsdann mußte er wegen schwerer Erkrankung seinem 1947 als Teilhaber aufgenommenen Prokuristen die Geschäftsführung überlassen.

Der evangelischen Gemeinde M. Gladbach diente Robert viele Jahre als Kirchmeister. Er trug auch als leitendes Vorstandsmitglied des evangelischen Krankenhauses Bethesda zu dessen Erweiterung wesentlich bei und förderte gleichzeitig die anderen Einrichtungen der evangelischen Gemeinde. Diese Aufgaben versah er mit größter Liebe und Aufopferung, wie überhaupt stete Hilfsbereitschaft kennzeichnend für sein ganzes Wesen war.

Robert war seit 24. April 1909 mit Luise geb. Hahn verheiratet und lebte mit ihr fast 50 Jahre in sehr glücklicher Ehe.

Else Röhrig geb. von Hertzberg
(1878-1959)

Else war eine Tochter von Bruno von Hertzberg und seiner Gattin Clemence geb. von Transehe-Roseneck; sie war am 3. Mai 1878 auf Kroppenhof in Livland geboren. In der Weite der baltischen Ostseeprovinzen wuchs sie auf. Die livländischen Gutsbesitzer waren eine große Familie; weit wie das Land so auch die Gemüter der Menschen. Es waren großzügige, oft sehr eigenwillige Persönlichkeiten; sie verstanden es, die Sphäre der Mitmenschen zu achten und nie mehr als nötig in sie einzudringen, eine Eigenschaft, die auch Else gegeben war.

Die Russifizierungsbestrebungen des Zaren Alexander III. ließen erkennen, daß die Jahrhunderte alte Freiheit des deutschen Kulturkreises und Besitzes nicht mehr lange gegeben sein würde. So siedelte Elses Vater 1890 nach Danzig über und erwarb das Gut Morroschin südlich von Danzig.

Else beendete ihre Schulzeit in Heidelberg. Dann half sie ihrem Vater, aus dem devastierten Betrieb ein Mustergut und zugleich eine neue Heimat zu machen. Das Morroschiner Haus wurde so wie einst der Kroppenhof ein Mittelpunkte kultivierter Geselligkeit, besonders beliebt bei der Jugend der umliegenden Güter und Garnisonen. So kam auch Ernst Röhrig, damals Leutnant im Feldartillerie-Regiment 36 in Preuß. Stargard, in's Haus. Er war als der erste Sohn von Ernst Röhrig und Johanna geb. Luyken am 25. August 1873 auf Rittergut Mirchau geboren.*) Von dorther besaß er eine große Passion zur


*) Vgl. hierzu Chronik-Heft 1958 S. 192/194


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Landwirtschaft, vereint mit gutem wirtschaftlichem Denken. Er heiratete Else am 31. Januar  1900 und gründete mit ihr den ersten Hausstand in der nunmehrigen Garnison Danzig.

Das preußische Offizierkorps war für Else eine andere Welt. Sie fand sich aber bald in den neuen Kreis hinein und wurde dort sehr beliebt. Nach ihres Vaters Tod (1906) betrachtete sie es als ihre besondere Aufgabe, Morroschin für die Zukunft wirtschaftlich gut zu erhalten. Ihr Gatte blieb zunächst noch Offizier, aber 1911 trat einen Wende ein; denn Ernst, inzwischen zum Hauptmann aufgerückt, verlor durch einen Unfall ein Auge, so daß er seinen Abschied aus dem Heer nehmen mußte. Daraufhin siedelte das Ehepaar mit ihren beiden Kindern
Fritz (geb. 1903) und Ursula (geb. 1909) nach Morroschin über. Bei Kriegsausbruch im August 1914 stellte sich Ernst seinem alten Regiment sofort wieder zur Verfügung und rückte mit ihm als Batterieführer ins Feld. Er mußte jedoch 1916 wegen einer Augenentzündung, die auch das andere Auge in Gefahr brachte, aus der Front ausscheiden und übernahm daraufhin als Major die Ersatzabteilung seines Regiments in Marienburg.

Else hatte während des Krieges Morroschin allein weiter bewirtschaftet. Durch den Versailler Vertrag 1919 kam das Gut zu Polen. Die Trennung vom Deutschen Reich und mancherlei Schikanen der Polen brachten viele Schwierigkeiten, doch verstanden es Else und Ernst, nunmehr gemeinsam trotz der Not der Zeit Morroschin als Musterbetrieb zu erhalten. Den Kindern wurde es zu einer unvergessenen Heimat.

Nach Ernsts frühem Tod (1929) führte Else mit ihrem Sohn zur beiderseitigen Freude den Betrieb weiter, bis sie sich 1936 in Berlin-Schlachtensee ein Haus baute, in dem sie mit ihrer Tochter Ursula bis 1947 lebte. Krieg und Bomben brachen schwere Zeiten, denen die Belegung des Hauses durch Russen, Amerikaner und allerlei Gesindel folgte, so daß schließlich die Aufgabe des Berliner Heims in Frage kam. Als ihr Sohn in Heidelberg einen neuen Wirkungskreis gefunden hatte, zog Else zu ihm in die Stadt ihrer Jungmädchenzeit. Geliebt und verehrt von Kindern und Enkeln lebte sie dort trotz aller Enge des Raumes unter den völlig veränderten Verhältnissen ganz der Gegenwart und ihren neuen Aufgaben. Dreimal hatte sie nun die Heimat - ihre alte und neu gegründete - verloren, aber mit starkem Herzen, Gleichmut und gütiger Gelassenheit ging sie weiter ihren Weg. Dabei war sie stets darauf bedacht, zu helfen, wo es nötig war. Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte sie bald in Heidelberg in geselliger Verbindung mit alten Freunden und Bekannten, bald bei ihrer Tochter Ursula in Zürich, wo sie die harmonische Stille liebte. Hier war ihr nach kurzer bewußtloser Krankheit eine schmerzlose Heimkehr beschieden. Ihre letzte Ruhestätte fand sie in Heidelberg.





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Erich Kalkoff
(1900-1959)

Erich war als der älteste von 3 Söhnen des Geheimen Medizinalrats Dr. med. Friedrich Kalkoff und seiner Ehefrau Lyda geb. Schmidt, am 15. Februar 1900 in Kölleda, Regierungsbezirk Merseburg geboren. Im Juni 1918 bestand er an der Landesschule Pforta die Reifeprüfung und trat sogleich in den Heeresdienst ein. Von 1919-1922 besuchte er die Universitäten Leipzig, Göttingen und München, bestand in Celle die Referendarprüfung und promovierte 1923 in Göttingen zum Dr. juris. Am 20.4.1926 legte er die große Staatsprüfung in Berlin ab. Während seiner richterlichen Laufbahn war er als Amts- und Landrichter, als Amtsgerichtsrat und Oberamtsrichter und schließlich als Oberlandesgerichtsrat tätig. Seine Dienstorte waren Erfurt und Naumburg (Saale) sowie nach dem 2. Weltkrieg Oldenburg i. O.

Am 14.5.1932 hatte sich Erich mit Hildegard Luyken, einer Tochter von Ewald Luyken (1874-1957)*) und Elisabeth geb. Niemöller (1884-1946) in Stolberg (Harz) verheiratet. Aus dieser sehr glücklichen Ehe gingen vier Kinder hervor: I. (geb. 1932), H.D. (geb. 1934), W. (geb. 1939) und H.(geb. 1941).

Im 2. Weltkrieg wurde Erich wieder im Heeresdienst verwendet, war Leutnant und Bataillonsadjudant und von 1940 ab Kriegsgerichtsrat bzw. Oberstabsrichter. Mit Kriegsende kam er in englische Gefangenschaft nach Holstein, aus der er im Dezember 1945 in die englische Zone entlassen wurde. Hiernach lebte er 2 Jahre in Weener (Ems), wo er in Hesse's Baumschulen tätig war, deren Leitung damals Otto Luyken (X 98 WB - † 1953), ein Vetter seines Schwiegervaters innehatte. Im Jahre 1948 wurde er wieder in den Justizdienst übernommen und war zuletzt Oberlandesgerichtsrat in Oldenburg i. O. Wie hoch Erichs Persönlichkeit und seine Arbeit eingeschätzt wurde, geht am besten aus dem Beileidsschreiben seines Oberlandesgerichtspräsidenten hervor:"... Wir haben Ihren Gatten als Menschen und Richter sehr geschätzt. Ihm eignete eine hohe Pflichtauffassung und eine rührende Bescheidenheit. Wir beklagen es tief, daß wir den tüchtigen Kollegen so früh verloren haben. Mehr noch als die sorgfältige und wohl abgewogene Entscheidung des einzelnen Rechtsstreits lag ihm die sittliche Fundierung des Rechts am Herzen. Seine


*) Vgl. Chronik-Heft 1955 S. 158


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Bemühungen darum haben alle, die mit ihm zusammen arbeiten durften, stets als einen wesensgemäßen Ausdruck seiner lauteren Persönlichkeit empfunden, deren Bann sich niemand entziehen konnte..." Ein unerwarteter Schlaganfall setze Erichs Leben ein rasches Ende. Am 5. Juni, dem Tage, an dem er das 150. Stiftungsfest seines Corps Hannovera in Göttingen, an dem er sehr hing, hatte mitfeiern wollen, fand unter großer Beteiligung die Trauerfeier statt. Seine Urne wurde auf dem Heimatfriedhof Kölleda in der Kalkoffschen Familienbegräbnisstätte beigesetzt.


Max Becker
(1882-1959)

Max war als der älteste der 3 Söhne von Karl Becker (1852-1921) und Auguste geb. Luyken (1860-1908) am 1. Mai 1882 in Hamburg geboren. Sein Vater mußte 1890 sein Export- und Importgeschäft daselbst sowie seine Tätigkeit bei der Hamburger Börse aus Gesundheitsrücksichten aufgeben. Er zog daraufhin nach Menden im Sauerland und gründete im benachbarten Lendringsen im Rahmen einer Kommanditgesellschaft, an der auch sein Schwiegervater Daniel VI Luyken beteiligt war, einen Eisengießerei, die er im Lauf der Jahre zu einem bedeutenden Werk entwickelte.

Nach dem Besuch der Volksschule in Menden und einer Privatschule in Fröndenberg begann für Max die Gymnasialzeit in Wesel, wo er bei den Großeltern Luyken in der Baustraße wohnte. Nach einem Jahr wechselte er auf das Gymnasium in Saarbrücken über, bei dem ein Vetter seines Vaters Oberlehrer (Studienrat) war. Mit Oberprimareife verließ Max die Schule; er arbeitete zunächst praktisch in dem väterlichen Werk und studierte vom Jahre 1902 ab auf der Technischen Hochschule in Karlsruhe. Zwischendurch leistete er dort das einjährig-freiwillige Dienstjahr beim Feldartillerie-Regiment 50 ab. Später arbeitete er noch 2 Jahre im Laboratorium von Professor Fresenius in Wiesbaden, um speziell auf dem Gebiet des Eisengusses Metallanalysen zu machen. Im Jahre 1908 trat Max in das Werk seines Vaters ein.

Im Frühjahr 1909 heiratete Max zu Menden Dorothea (Thea) Schmöle, eine Tochter von Kommerzienrat Carl Schmöle und Emmy geb. Natorp. Aus dieser sehr glücklichen Ehe ging die Tochter Ingeborg (1913) hervor.





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Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges zog Max mit dem Feldartillerie-Regiment 31, bei dem er Reserveoffizier war, in's Feld. Er nahm zunächst an den Grenzschlachten im Westen teil, dann an der Winterschlacht in Masuren und fand weiterhin im Osten und Westen bis zum Kriegsende als Batterie- und Abteilungsführer Verwendung. Mit dem Eisernen Kreuz 2. und 1. Klasse ausgezeichnet kehrte er heim.

Nunmehr setzte Max wieder seine Tätigkeit im Eisenwerk fort, dessen Leitung er nach dem Ausscheiden des Vaters im Juni 1921 mit seinem Bruder Paul († 1954) übernahm. Teilhaber waren beide schon seit April 1918. Im 2. Weltkrieg tat Max noch 3 Jahre Dienst beim Rüstungskommando in Dortmund und wurde währenddessen zum Major befördert.

Unter der tatkräftigen und umsichtigen Leitung von Max wuchs das Eisenwerk, in welchem gegenwärtig etwa 1200 Arbeiter und Angestellte beschäftigt werden, zu einem führenden Betrieb in der Eisenbranche auf. Die schweren Wirtschaftsjahre nach dem 1. und 2. Weltkrieg hatten dabei aber Max' Kräfte außerordentlich angespannt, so daß es ihm, der auch um das Wohl seiner Gefolgschaft stets treu besorgt war, nicht mehr vergönnt war, sich in Ruhe des Erfolges seiner Arbeit zu erfreuen. In Anerkennung seiner besonderen Verdienste war ihm vor zwei Jahren das Bundesverdienstkreuz I. Klasse verliehen worden.

Max blieb mit seiner mütterlichen Familie Luyken stets eng verbunden. Er brachte dies auch äußerlich gern dadurch zum Ausdruck, daß er mit seiner Frau und Tochter an den Familientagen teilnahm. Daher war er in der Familie Luyken weithin bekannt und wegen seines liebenswürdigen Wesens sehr geschätzt. Wie hoch neben seinen hervorragenden fachlichen Fähigkeiten auch seine schönen menschlichen Eigenschaften von der Belegschaft anerkannt wurden, kam bei der Trauerfeier für Max im Eisenwerk ergreifend zum Ausdruck.


Ernst Hammacher
(1869-1959)

Ernst war aus der Ehe von Gottlieb Hammacher (1830-1908) und Hedwig geb. Luyken (1838-1877)*) als vierter Sohn von acht Kindern am 22. Juni 1868 in Barop bei Dortmund geboren. Nach der Gymnasialzeit trat er 1890 als Avantageur (Fahnenjunker) beim Husaren-Regiment 9 ein, wurde 1891 zum Leutnant und 1907 zum Ritt-


*) vgl. Chronik-Heft 1958 S. 227/238


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meister befördert. Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges stand er als Schwadronchef beim Jäger-Regiment zu Pferde 13 in Saarlouis. Seine hervorragenden Verdienste als Kavallerie- und Infanterieführer während der Kriegsjahre bleiben einer ausführlichen Lebensschilderung im nächsten Chronikheft vorbehalten; hier sei jedoch schon erwähnt, daß Ernst wegen außerordentlicher Tapferkeit und vorzüglicher Führung im Oktober 1918 mit dem höchsten preußischen Kriegsorden, der Orden Pour le mérite ausgezeichnet wurde. Nach dem Kriege schied Ernst als Oberstleutnant aus dem Heer aus und widmete sich als Gutsbesitzer auf Groß-Küssow bei Buslar, Bezirk Stettin, der Landwirtschaft. Später wurde ihm noch der Rang als Oberst verliehen.

Nachdem Ernst infolge des Zusammenbruchs nach dem 2. Weltkrieg Pommern hatte verlassen müssen, brachte er, der seit 1902 mit
Käthe Seidler (geb. 1875) sehr glücklich verheiratet war, seinen Lebensabend in Wiesbaden zu. Leider war er seit 7 Jahren erblindet; er trug aber sein Geschick vorbildlich und nahm noch an allem Geschehenen lebhaften Anteil.

Anläßlich seines 90. Geburtstages am 22. Juni d. J. wurden Ernst als einem der ältesten Ritter des Ordens Pour le mérite zahlreiche Ehrungen zuteil. Als Gratulanten waren Vertreter des Landes Hessen, der Stadt Wiesbaden, der Kirche, der neuen Wehrmacht und der drei Regimenter, denen Ernst angehört hatte, erschienen. In Wiesbadener Zeitungen wurden seine Verdienste auführlich gewürdigt. Auch der Familienvorstand hatte dem hochbetagten Jubilar, der stets mit seiner mütterlichen Familie treu verbunden geblieben ist, die herzlichsten Grüße und Wünsche übersandt.

Nach diesem Ehrentag, der Ernst noch sehr erfreut hatte, nahmen jedoch seine Kräfte zusehends ab, so daß er Ende September in ein Krankenhaus überführt werden mußte. Dort ist er, nachdem er schon einige Tage bewusstlos war, still entschlafen.

(Ausführliches Lebensbild folgt.)







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Berichte aus der Familie

Achtzigster Geburtstag des Seniors der Familie Luyken

Am 5. August hat der Senior der Familie Luyken, Ernst Luyken (X 64 WA) in Wiesbaden das 80. Lebensjahr vollendet.

Um den zahlreichen Gratulationsbesuchen des großen Wiesbadener Freundeskreises zu entgehen, waren Ernst und Emmy nach Kassel gefahren, wo am Wohnort des Sohnes R. im engen Familienkreis der Geburtstag gefeiert wurde. Außer dem Schwiegersohn Hans Dahms, der unabkömmlich war, und drei in den Ferien befindlichen Enkeln waren alle Kinder und Enkel erschienen: R. und I. mit Töchterchen, Dorothee mit W. und M. mit M. und C. und dazu noch Bruder Walter mit seiner Frau Frieda aus Düsseldorf.

Am Vorabend saßen wir sehr gemütlich und heiter bei R. und I. um eine vortreffliche Pfirsichbowle zusammen, bei der naturgemäß viele alte Erinnerungen auftauchten.

Der Geburtstag selbst begann mit gemeinsamem Frühstück im Hotel Westend. Dann folgte ein längerer Gang durch Kassel, der aus früherer Zeit gleichfalls viele Erinnerungen weckte und uns zudem sehr von dem Wiederaufbau der Stadt beeindruckte. Zum Nachmittagskaffee kamen noch Franz und Ruth Claassen mit Kindern aus Göttingen zur Gratulation. Das vorzügliche Festmahl fand im Schloßhotel Wilhelmshöhe statt, bei dem R. eine sehr zu Herzen gehende Ansprache an seinen Vater hielt und zahlreiche Glückwunschbriefe in Prosa und Versen verlesen wurden, die zeigten, welch' große Verehrung und Liebe Ernst im Kreise der Familie und Freunde genießt. Von offiziellen Schreiben sei namentlich der Glückwunsch des Ministers der Justiz des Saarlandes erwähnt, der bei dieser Gelegenheit Ernst für seine langjährigen Dienste in leitender Stellung in Saarbrücken seinen besonderen Dank aussprach. Der "junge Greis", wie er in einem Brief genannt wurde, trug durch seine erstaunliche Frische sehr wesentlich dazu bei, daß das Fest einen so schönen, allen Teilnehmern unvergeßlichen Verlauf nahm.

Der Familienvorstand hatte Ernst im Namen der Familie als Ausdruck der Verehrung neben den besten Wünschen für seinen weiteren Lebensgang eine Spende guten Weines übersandt, die mit freudigem Dank entgegengenommen wurde.

Walter Luyken, Düsseldorf.





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Von der Weseler Bürgerwehr und der Tätigkeit
unserer Vorfahren in ihr


Von Walter Luyken (X 25 WW), Wesel, Gut Ruhhof

Unsere Chronikblätter haben wiederholt berichtet, daß Daniel IV (1762-1848) Kapitän einer Bürgerkompanie und maire adjoint gewesen sei1). Neuerdings hat sich G. Büchs unter Benutzung des Weseler Stadtarchivs eingehend mit der Weseler Bürgerwehr beschäftigt und seine Ermittlungen sind im ersten Abschnitt eines Buches niedergelegt, daß H. Faßbender unter dem Titel "Von der Bürgerwehr zum Bürger-Schützenverein zu Wesel" soeben herausgegeben hat.2). Büchs schreibt dabei an einer Stelle: "Bei dieser Gelegenheit möge auch der Familie Luyken gedacht sein, deren männliche Mitglieder länger als ein ganzes Jahrhundert eine maßgebende Rolle als Offiziere in der Bürgerwehr spielten. Die Namen Luyken und Hannes begleiten uns auf Schritt und Tritt in der Geschichte der Bürgerwehr des 18. und 19. Jahrhunderts. Insbesondere waren Daniel Luyken sen. und jun. und Johann Henrich Luyken führende Persönlichkeiten der Bürgerwehr." Es dürfte also gerechtfertigt sein, sowohl über die Bedeutung der Bürgerwehr für unsere Familienstammstadt als auch darüber zu berichten, was dem Stadtarchiv über die Tätigkeit von Angehörigen unserer Familie in der Bürgerwehr zu entnehmen ist.

Als Wesel im Jahre 1241 Stadtrechte erhalten hatte und damit seine Bewohner zu Bürgern aufgerückt waren, folgte bald der Bau einer Ringmauer mit Umwallung und Einordnung von Toren und Türmen. Etwa 100 Jahre solle diese Befestigungsarbeiten gedauert haben. Aus ihnen ergab sich zwangsläufig die Bildung einer Wehr vor Verteidigung der Stadt. Seit etwa 1100 Jahren hatten die Grafen von Kleve, die ursprünglich mit der Verwaltung eines beschränkten linksrheinischen Gebietes beauftragte königliche bzw. kaiserliche Beamte gewesen waren, sich zu Territorialherren entwickelt und ihren Besitz auf das Gebiet von Wesel ausgedehnt, was allerdings den Neid der Nachbarn geweckt hatte. Dieser führte dann auch zu Kämpfen, als Graf Johann von Kleve ohne Leibeserben gestorben war und Herzog Wilhelm von Berg gegen den Grafen Adolf II. von Kleve ins Feld zog. Es kam so im Jahre 1397 zur Schlacht bei Klever Ham, bei der der klevische Graf unterlegen wäre, wenn nicht die Weseler Bürgerwehr mit 3 000

1) Chronikbl. 15 (1935) Heft 2, S. 337 und 26 (1957) S. 168.
2) Verlag M. Schiffer K. G., Rheinberg /Rhld.


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Mann ihrem Landesherrn zum Siege verholfen hätte. Auch in anderen Fällen leistete die Bürgerwehr militärmäßige Kriegsdienste, so beispielsweise im Jahre 1535, als die Weseler Wehr mit ihrem Herzog Johann III. gegen die Wiedertäufer in Münster zog und bei der Eroberung der Stadt mithalf.

Als gegen Ende des 16. Jahrhunderts bei den niederländisch-spanischen Auseinandersetzungen auch Wesel bedrängt wurde, gab es für die Bürgerwehr lange Jahre viel zu tun. Es sind die Jahrzehnte, in denen Wesel sich den oft genannten Ehrennamen Vesalia hospitalis erwirbt, wobei es ihnen unter eigener großer Gefahr politischen und religiösen Schutz angedeihen ließ.

Aus den Wachordnungen dieser Zeit geht hervor, daß alle Bürger, die "mannbar, wehrhaftig, gesund und inheims" (einheimisch) waren, zum Wachdienst verpflichtet waren und bei Androhung von Strafen auf die ihnen bestimmten Plätze zu eilen hatten, "damit aller der Stadt Vestungen und Porten oik (auch) in aller Eile sunder (ohne) lang Bedünken mit starker Wacht besett werden". Die Müllerknechte hatten beim Ertönen der Sturmglocke mit ihren Pferden auf dem Stadthof zu erscheinen, um das dort stehende Geschütz abzuholen.

Es ist verständlich, daß die Bürgerwehr trotz guten Willens größeren feindlichen Truppenverbänden nicht standhalten konnte; daher konnte Spinola im Jahre 1614 die Stadt einnehmen und sie mußte 15 Jahre lang eine spanische Besatzung erdulden. Durch einen kühnen und wohlüberlegten Handstreich gelang es dann aber am 19. August 1629 den von den drei Weseler Bürgern Peter und Dietrich Mölder und ihrem Schwager Johann Rohleer geführten Niederländern, die Stadt zu befreien. Schon bald danach wurde die Bürgerwehr neu organisiert und bestand aus 13 Fahnen (Kompanien). Wie sich aus den Akten ersehen läßt, hatten Witwen, soweit sie vermögend waren, einen "gewehrten Mann mit guten Waffen" zu entsenden, und die Verpflichtung zum Dienst dauerte vom 18. bis zum 60. Lebensjahr.

Nach dem Ende des 30-jährigen Krieges bestand die Bürgerwehr aus 12 Kompanien; da die Zeiten friedlicher geworden waren, ging die Bedeutung der Wehr nicht unwesentlich zurück. Die Aufgaben, die ihr gestellt wurden, waren freundlicherer Art, so wurden häufiger fürstliche Persönlichkeiten weit vor der Stadt empfangen und in die Stadt geleitet. Auf die Beförderungen hat Leistung in Geld einen Einfluß und es gab auch gesellschaftliche Verpflichtungen, die darin bestanden, daß die Offiziere eine Mahlzeit halten, "welche mit ihren Hausfrauen in Einigkeit und Liebe zu verzehren ist". Es mehren sich jetzt auch die Zweifel zwischen den Pflichten der Bürgerwehr und denen der Garnison, die der Kommandant der Festung Wesel vertritt, der sich schließlich sogar an den König von Preußen wenden muß.





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Der 7-jährige Krieg brachte wieder einmal sehr ernste Zeiten für Wesel und damit auch eine gewisse Erneuerung der Wehr. Im Herbst 1757 wurden namentliche Listen der 12 Bürgerkompanien aufgestellt; ihre Führer waren: Hannes, Roth, Jorissen, Loer, Wolff, Haase, Lütten, Hannes, Strickling, Luyken, Schmitthals, Hannes. Die Vornamen der drei Vertreter der Familie Hannes waren Hermann, Christian und C. Jodocus. Die Gesamtstärke der Wehr betrug damals 778 "würkliche Mannschaften" und 115 "Wittibe" stellten für ihre verstorbenen Ehemänner einen Vertreter.

Bei dem genannten Kapitän Luyken handelt es sich um unseren Vorfahren Daniel II (1703-1784), der mit Margaretha Hannes verheiratet war. Er führte die 10. Kompanie und die mit ihm aufgeführten Mitglieder der Familie Hannes werden zumindest zum Teil Schwäger von ihm gewesen sein.

Unter dem 4. Juni 1762 bat Daniel dann den Magistrat wegen zunehmender Beschwerden um Entlassung aus seinem Amt, zumal er schon 22 Jahre der ihm aufgetragenen Kapitänsstelle vorgestanden habe3).

Doch zurück zum Jahre 1757. Im März dieses Jahres streiften schon französische Patrouillen vor den Toren der Stadt. Die Garnison hatte sich zur allierten Armee begeben, wodurch der Bürgerwehr der Schutz der Stadt und die Bewachung der Gefangenen oblag. Als die Franzosen am 8. April 1757 in Wesel einrückten, lösten sie ohne Zwischenfall die Wachen der Bürgerwehr ab. Nach dem Abzug der Franzosen im Jahre 1763 wird die Bürgerwehr alsbald wieder aufgestellt und nunmehr wird Daniel als Kapitän der 10. Kompanie genannt. Das erwähnte Entlassungsgesuch von Daniel II hatte wahrscheinlich Erfolg gehabt und der Sohn Daniel III war in die Nachfolge des Vaters eingerückt.

Das Stadtarchiv enthält in der Kapsel 37, 2 auf den Blättern 147 ff weiter sehr zahlreiche Eintragungen über die von Trägern unseres Namens besetzten Stellen in der Bürgerwehr, von denen hier nur wichtigeren angeführt sein mögen. So werden unter dem 3.9.1787 Daniel Luyken als Kapitän und gleichzeitig Hend. Luyken als Fähnrich genannt. Bald danach wird der letztgenannte vom Bürgermeister Duden zum Leutnant ernannt und am 1.8.1797 wird er zum Hauptmann der 3. Bürgerkompanie befördert. In einer Liste aus dem Jahre 1801 werden Daniel III als Kapitän und gleichzeitig Daniel IV als Leutnant genannt. Dieser wird bald danach zu der neugegründeten Jagdkompanie versetzt. Andererseits findet sich der "Apothequer" Joh. Heinr. Luyken als Fähnrich genannt. Weiter bringt Blatt 195 die Mitteilung, daß Daniel Luyken Daniels Sohn am 29.7.1804 zum


3) Kapsel 37, 2 Blatt 87


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Text muss noch eingegeben werden





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"Die mir gestern übergebenen zweyhundert gefangenen Sachsen habe (ich) laut beykommenden Schein abgeliefert. Beym Haltmachen vors Thor von Dorsten, wo ich den Feldwebel Buhlmann hereinschickte und die Ankommst dem H. Commandanten meldete, wurden bey der Arrièr Garde der Jäger, ohne mein Ordre dazu einige Gewehre losgeschossen. Verschiedene Bürger, in dem Glauben, daß sie dieses auch thun müßten, fingen ebenfalls an, worauf, obgleich (ich) den schärfsten Einhalt gebieten ließ, ehe die Sache aber in Stillstand kam, waren wohl einige 20 bis 30 Schüsse gefallen, unglücklicherweise hatte sich einer der Gefangenen an der unrechten Seite entfernt und hinter ein Baum in ein kleines Gesträuch gesetzt, wo eine Kugel ihn blessierte. Wie die Gefangenen abgeliefert waren, suchte (ich) den Feldwebel, den von den Sachsen, weil er erklärte, wenn er die Leute alle beysammen hätte, so wollte er den Täter, welcher dieses Unglück gehabt, kennen. Ich ließ daher gleich gegen 4 Uhr Appell machen, der Mann war aber nicht zu finden. Von der 4. Comp. fehlte beim Appell ein Mann.

Wesel, 20. Mai 1815.

Luyken Offizier in der 4. Comp."

Wie diese Begebenheit zeigt, war auch im 19. Jahrhundert der Dienst in der Wehr nicht etwa nur ein Ehrendienst und eine Angelegenheit der Tradition, sondern vielmehr eine Aufgabe, die mit mancherlei Anstrengungen verbunden war.

Einer weiteren Liste aus dem Jahre 1825 läßt sich entnehmen, daß damals noch Daniel und J.  H. Luyken Hauptleute von Kompanien waren, 1835 wird aber als Kapitän nur noch Daniel genannt. In den Jahren 1836 und 1837 tritt Ludwig Luyken, der Sohn von J. H. Luyken als Leutnant auf; da er schon 1842 starb, wird sein Name später nicht mehr genannt. Die Zeiten sind inzwischen viel friedlicher geworden und gemäß einer Verordnung des Innenministers dürfen die Bürger nur noch zu den polizeilichen Sicherheitsmaßnahmen herangezogen werden.

Das Jahr 1844 bringt dann die Entscheidung über den Fortbestand der Wehr. Alle Bürgeroffiziere werden für den 24. Juli aufs Rathaus eingeladen und diese Einladung ergeht u. a. an Daniel, Joh. Philipp und Georg Luyken. Daniel selbst ist zu dieser Zeit Capitain-Praeses. Wie sich aus einem anderen Blatt ergibt, werden bei der Abstimmung 769 Stimmen für und 145 gegen die Auflösung abgegeben, die damit zustande gekommen ist.

Als im Jahre 1848 an vielen Orten politische Unruhen ausbrachen, wurde in Wesel noch einmal an die Bildung einer neuen Bürgerwehr


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gedacht. Es wurde ein Statut für diese aufgestellt, das neben vielen anderen Unterschriften auch die von Bernhard Luyken trägt. Mit ihm hat sich damit der 8. Namensträger in die Geschichte der Weseler Bürgerwehr eingetragen. Die politische Entwicklung führte jedoch schon 1849 zur Auflösung der Wehr, womit eine rund 600-jährige Tradition ihr Ende fand.


Schicksal eines alten Hamburger Überseehandelshauses
Von
Johann Wilhelm Luyken (XI 78 WA), Reinbek

Die Firma Germann & Co. in Hamburg kann auf ein wechselvolles Bestehen im Überseehandel in den letzten 100 Jahren zurückblicken. Ihre Gründung fand bereits im Jahre 1846 unter dem Namen Jenny & Co. in Manila/Philippinen statt. Es handelte sich um eine Gründung von Deutsch-Schweizern, die auf den Philippinen ansässig waren und den Import- und Exporthandel von und nach den Philippinen mit Europa betrieben.

In diese Firma traten Arnold und Carlos Germann sowie Max Tornow ein und führten sie im Jahre 1889 unter dem Namen Germann & Co. in Manila weiter. Der Geschäftsbereich der Firma weitete sich nun aus, so daß es erforderlich wurde, neues Kapital und neue Gesellschafter aufzunehmen. In diese Zeit fällt auch die Beteiligung von Rudolf W. Bergmann, Fabrikant, Wuppertal, dessen Sohn R. Max Bergmann 1897 in die Firma eintrat und für diese zuerst im Jahre 1900 nach Manila ging.

Das Stammhaus befand sich bis 1902 in Manila. Es wurden Einkaufbüros erst in der Schweiz, dann in Berlin, vorübergehend in Amsterdam und zuletzt in Hamburg unterhalten. 1902 wurde dann die Firma in Hamburg in ihrer heutigen Geschäftsform von deren Gesellschaftern Max Tornow, R. M. Bergmann und als neuem Gesellschafter meinem Vater Otto Luyken,*)  der 1901 aus dem Ausland heimgekehrt war, in das Handelsregister eingetragen. Die G.m.b.H. war damals eine neue Gesellschaftsform einer Kapitalgesellschaft, die neben der A.G. gesetzlich zugelassen wurde. Damit war eine breitere Kapitalbasis für das Tätigkeitsgebiet der Firma geschaffen worden. Dies war für den Überseehandel besonders wichtig. Es setzte nun auch ein gewaltiger Aufschwung ein. Die bestehenden Geschäftsverbindungen wurden weiter ausgebaut und neue Beziehungen angeknüpft. Die Niederlassung in Manila wurde 1908 wesentlich vergrößert und eine zweite Filiale in Iloilo/Philippinen errichtet.

Auch wurden engere Beziehungen zu Japan angeknüpft, wohin sich das Geschäft ebenfalls erheblich ausgeweitet hatte. Die Haupttätig-


*) 2. Sohn von Arnold Luyken und Emma geb. Hammacher (vergl. Seite 293 dieses Heftes).





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Chronikblatt 1960