Familienverband Luyken



Chronikblätter 1958 (Band IV)
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Ludwigshafen, 26.1.2010



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Lebensbilder der Verstorbenen

Paul Luyken
(1876-1957) *)

Paul erblickte am 23. Juli 1876, dem Tage der 1. Wiederkehr des Hochzeitstages seiner Eltern Hugo Luyken (1847-1938) und Elise geb. Schneider (1852-1929) in Siegen das Licht der Welt. Ihm folgten im Laufe der Jahre noch eine Schwester und sechs Brüder. Von diesen starben zwei im Kindesalter und die einzige Schwester, an der Paul sehr hing, mit 15 Jahren. - Die Kinder verlebten im schönen Elternhaus eine glückliche Jugend. Die alljährliche Reise zu den Großeltern nach Kassel und die Sommerreise nach Norderney bildeten eine beliebte Abwechslung.

Im März 1896 bestand Paul am Realgymnasium in Siegen die Reifeprüfung; im Anschluß daran besuchte er die Technische Hochschule in Berlin-Charlottenburg. Dort trafen sich fünf Vettern: Karl L., Wilhelm L., Walter L., er selbst und Max Kämper, die alle den gleichen Wappenring trugen und sich zu einem Freundschaftskreis zusammenschlossen. Im A. V. Motiv oder auch zu musikalischem wirken (Paul spielte Cello) trafen sie sich immer wieder.

Paul bestand 1898 die Vorprüfung im Maschinenbaufach, alsdann das Examen zum Regierungsbauführer und 1905 die Dipl.-Ing.-Prüfung. Vielerorts hat er sein Lebensschiff anlegen lassen. Zuerst war er ein paar Jahre als Betriebsingenieur bei der Maschinenbau-A.-G. vormals Gebr. Klein in Dahlbruch tätig, dann zwei Jahre beim Hasper Eisen- und Stahlwerk und danach acht Jahre bei der Kruppschen Friedrich-Alfred-Hütte in Rheinhausen. Von 1919 bis 1922 wirkte er als Oberingenieur beim Edelstahlwerk Baildon-Hütte bei Kattowitz, bis 1929 als Oberingenieur und Prokurist bei der Hütte Kraft-Stettin und zuletzt bei der Hoesch-Westfalenhütte in Dortmund. Hier trat er 1945 in den Ruhestand.

Am 10. Mai 1910 hatte Paul mit Elisabeth Höfinghoff in Haspe die Ehe geschlossen. Um die gleiche Zeit vor 100 Jahren hatte der Urgroßvater Johann Philipp Luyken geheiratet. Paul und Elisabeth waren sehr gastfrei und haben während ihrer Ehe viele treue Freunde und liebe Verwandte willkommen geheißen. Besonders glückliche Jahre der Freude und Geselligkeit erlebten sie in Stettin. Aber auch schwere und leidvolle Tage hat Paul durchmachen müssen. Im August



*) Nachtrag zum Chronik-Heft 1957




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1941 bettete er seinen einzigen, nach schwerer Verwundung gestorbenen Sohn Otto in die Familiengruft in Siegen.

Nach erheblicher Zerstörung seiner Dortmunder Wohnung nahm Paul zehn Jahre lang ein Wanderleben auf sich, bis er ein Jahr vor seinem Tode wieder ein eigenes Heim in Dortmund beziehen konnte. Hier durfte er, geehrt und herzlich gefeiert von seiner Familie und seinen Freunden, von Verwandten und treuen Helfern aus seiner Berufstätigkeit den 80. Geburtstag erleben. Die Dortmunder Werksleitung, die "Eisenhüttenleute" und andere Vereine sowie die Logen von Siegen und Dortmund erfreuten ihn mit ihren Grüßen.

In seinem ganzen Leben ist Paul ein ruhiger und bescheidener Mensch gewesen, der gar nichts aus sich machte. Er liebte besinnliche Stunden mit erbaulicher Lektüre und hatte ein gründliches Wissen nicht nur auf technischem Gebiet, sondern er war auch kosmisch, literarisch und musikalisch bewandert. Zurückhaltend mit seiner Meinung, als Ratgeber wegen seiner Verschwiegenheit und Zuverlässigkeit gesucht, war er seiner Familie das Vorbild eines gütigen Vaters. Wenn er in St. Gallen bei seiner Tochter Marlise zu Besuch war, betreute er seine beiden Enkelinnen mit größter Hingabe und erzählte ihnen später reizende Geschichten, die er noch von seiner Mutter her kannte. Er hatte viel Sinn für Humor. Paul hing mit allen Lebensfasern an der Luyken-Familie, kannte die komplizierte Verwandtschaft mit vielen Einzelheiten, fühlte sich verbunden mit der Kirche und trug seine Krankheit mit großer Geduld. Der Gemeindepfarrer stellte bei der Trauerfeier über Pauls Leben seinen Konfirmationsspruch: "Habe deine Lust am Herrn; der wird dir geben, was dein Herz wünscht".

Hermann Röhrig
(1874-1955)

Hermann wurde als sechstes Kind und zweiter Sohn seiner Eltern, des Rittergutsbesitzers Ernst Röhrig (1834-1909) und Johanna geb. Luyken (1847-1913) am 11. November 1874 auf Rittergut Mirchau in Westpreußen geboren. Er erzählte später oft und gern von Mirchau, wie froh und gesund er in dem großen harmonischen Kreis von zehn Geschwistern aufgewachsen sein, von dem schönen Garten, in dem jedes Kind seinen eigenen Obstbaum hatte, vom Baden und Schlittschuhlaufen, vom Schlachten und Backen zu Weihnachten mit der unermüdlichen Mutter.

Der Ernst des Lebens begann mit dem Besuch des Gymnasiums in Danzig. Nach bestandener Reifeprüfung studierte Hermann Forstwirt-


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schaft, legte die beiden Staatsexamina mit "gut" ab und wurde bald danach als Forstassessor in das Preußische Landwirtschaftsministerium berufen. Hier nahm er neben seiner dienstlichen Tätigkeit an dem damaligen regen geselligen Berliner Leben gern teil, besuchte Konzerte und Theater und pflegte Umgang mit vielen bedeutenden Menschen, wodurch er sehr bereichert wurde. Zugleich aber sparte er eisern für die Wohnungseinrichtung einer Oberförsterei. Er selbst galt allgemein als ein hochgebildeter, begabter und tüchtiger Mann. Mit der mütterlichen Familie Luyken war Hermann sehr verbunden; er hatte viele schöne Erinnerungen an das großelterliche Haus in Wesel und den Verkehr mit den dortigen Verwandten, den er auch in Berlin fortsetzte.

Im Jahre 1913 wurde sein Wunsch erfüllt, er bekam die westpreußische Oberförsterei Eisenbrück. Die Einsamkeit der großen Kiefernwälder, die stillen Seen mit der köstlichen Fischerei und die starken Hirsche waren das, was er sich so lange gewünscht hatte. Dieses Idyll hat er aber nur kurze Zeit genossen, da im August 1914 der Krieg ausbrach, den er teils an der Front, teils bei der Forstverwaltung in Polen mitmachte; nun konnte er bis 1918 nur noch auf Urlaub nach Eisenbrück kommen.

Im Herbst 1919 verheiratete sich Hermann mit
Käthe Stech, nachdem er im gleichen Jahr als Regierungs- und Forstrat an die Regierung in Potsdam versetzt worden war. Bei dieser Behörde blieb er auch als Ober-Regierungs- und Forstrat sowie als Oberforstmeister. In Potsdam hat das Ehepaar, wie Hermann oft dankbar sagte, die schönsten Jahre seines Lebens verbracht; dort wurden auch ihre beiden Kinder Ernst (1921) und Elisabeth (1926) geboren.

Seit 1932 war Hermann als Landforstmeister und später als Oberlandforstmeister wieder im Landwirtschaftsministerium tätig. Da er aber in der Nazizeit nicht gewillt war, dienstlichen und politischen Anforderungen nachzugeben, schied er auf seinen Antrag am 1. Juni 1934 aus dem Staatsdienst aus und übernahm die Leitung der Vereinigten Holzindustrie in Breslau. Hier hat er sich mit größtem Erfolg trotz seiner vorgerückten Jahre in ein ganz neues Arbeitsgebiet eingearbeitet und die Firma bis in die Kriegsjahre hinein geleitet.

Mit seltenem Klarblick sah Hermann schon weit vor dem Ende des Krieges dessen schlimmen Ausgang voraus. Im Jahre 1944 siedelte er mit seiner Familie in den Westen über und übernahm die Leitung des fürstlichen Forstamtes Landwehr in Schaumburg-Lippe. Trotz der Nöte und Schwierigkeiten der ersten Nachkriegszeit verlebten Hermann und Käte hier noch sechs glückliche Jahre, bis sich die Gelegenheit ergab, in Rinkerode habe bei Münster in Westfalen ein kleines Haus zu erwerben. Hier ist Hermann am 2. Juni 1955 heimgegangen in des Wortes schönster Bedeutung.





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Martha Röhrig
(1872-1956)

Martha war eine ältere Schwester ihres vorgenannten Bruders Hermann; sie wurde am 20. Juli 1872 als vierte Tochter von Ernst Röhrig und Johanna geb. Luyken auf Rittergut Mirchau geboren. Sie hatte einen besonders liebenswerten Charakter, war von großer Güte und Freundlichkeit und besaß viel Humor, glückliche Eigenschaften, die bestimmend für den ganzen Verlauf ihres Lebens waren. Schon in dem großen Geschwisterkreis war sie diejenige, die in besonderen Nöten am besten helfen und so schön beruhigen konnte. Wenn sie nicht zu Hause war, vermißten Eltern und Geschwister sie sehr.

Martha war besonders eng mit ihrer Schwester Hedwig Bresges verbunden, der sie auch an Jahren am nächsten stand. Einen großen Teil ihres Lebens teilte sie später zwischen ihrem Elternhaus und der Familie dieser Schwester.

Im Jahr 1901 zogen Marthas Eltern ins Rheinland nach Grittern bei Erkelenz auf das Gut ihres Schwiegersohnes Konrad Bresges. Dort starb der Vater 1909. Daraufhin siedelte die Mutter mit Martha nach Eberswalde bei Berlin über, wo der jüngste Sohn Fritz an der Forstakademie arbeitete. Nach dem Tod der Mutter im Jahre 1913 führte Martha ihrem Bruder Arnold, der Bergrat war, den Haushalt in Zaborze (Oberschlesien) und folgte ihm bei seiner Versetzung ins Ministerium nach Berlin. Als Arnold sich 1919 mit Nathalie Jaehningen verheiratet hatte, zog Martha nach Blankenburg am Harz. Dort lernte sie ihre spätere Freundin Gertrud Preiswerk kennen, die sie in das gastliche Haus ihrer Mutter mit nach Basel nahm, wo sie glückliche Jahre verlebte und hier mit neu gewonnen guten Freunden ihre vielseitigen Interessen pflegen konnte. So blieb sie auch von den schweren Erlebnissen des 2. Weltkrieges in Deutschland verschont.

Die letzten drei Jahre verlebte Martha bei ihrem Neffen Konrad Bresges in Warendorf, der seiner Tante in liebevoller Weise erwiderte, was sie ihm in seiner Kindheit gewesen war. Dort wurde sie auch von ihrer Schwester Hildegard v. Gerlach treu gepflegt und durfte friedlich und schmerzlos in deren Armen ihr reich gesegnetes, langes Leben beschließen.


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Manche konnten zunächst sich noch im Freien zusammenfinden und ein Gläschen trinken, dann aber sammelten sich alle im festlich geschmückten Saal, in dem gemäß der Tischordnung, die Christel Scherrer sehr überlegsam ausgearbeitet hatte, jeder den ihm bestimmten Platz einnahm.

Während des Essens erhob sich der Vorsitzende des Familienvorstandes, Adolf, und hielt folgende Rede:

"Verehrte und liebe Verwandte"
Nachdem gestern Abend Dr. Hans Luyken namens des Arbeitsausschusses uns hier in Hannover mit so lieben Worten schon begrüßt hat, bedarf es eigentlich keiner weiteren Begrüßungsrede mehr. Aber mein Herz treibt mich, Euch auch im Namen des Familienvorstandes sowie auch persönlich noch einmal aufs wärmste willkommen zu heißen. Es ist erfreulich, daß wir auch diesmal wieder so zahlreich zum Familientag erschienen sind und daß es sich als gut und richtig erwiesen hat, diesmal im Wechsel mit unserer Stammstadt Wesel diese schöne Stadt Hannover als Tagungsort zu wählen.

Wir haben das getan, um den Familiemitgliedern, die hier im niedersächsischen und hamburg-holsteinischen Raum wohnen, und deren Zahl beträchtlich ist, die Teilnahme am Familientag zu erleichtern. Denn eine Fahrt nach Wesel ja doch für manchen ein großes Opfer an Zeit und Geld, zu dem er sich nur schwer entschließen kann. Der Zweck in der Wahl Hannovers ist, wie ich sehe, erreicht. Ich sehe hier viele Gesichter, die man bei Familentagen am Niederrhein noch nicht gesehen hat. Das ist für uns alle eine große Freude. Und daß auch einige Verwandte aus der Ostzone heute zu uns kommen konnten, erhöht diese Freude noch.

Ich möche aber auch meiner Freude darüber Ausdruck geben, daß die Verwandten in Rheinland und Westfalen nun nicht gesagt haben: " Nein, nach Hannover gehen wir nicht; das ist uns zu weit. Da warten wir lieber bis zum nächsten Familientag in Wesel ", daß sie das nicht gesagt haben, sondern daß auch sie sich in großer Zahl zu diesem Familientag aufgemacht haben. Mit ihnen ist auch der Senior der Familie gekommen, den ich ganz besonders begrüße. Es ist unser lieber Vetter Amtsgerichtsdirektor a. D. Ernst Luyken aus Wiesbaden. Ich hatte mit ihm auch seinen Bruder Regierungsdirektor Walter Luyken begrüßen wollen, den wir ja alle als den verdienstvollen Herausgeber unserer Chronikblätter kennen und lieben. Leider mußte er sich aus Gesundheitsrücksichten die Teilname am Familientag versagen. Er hat mich gebeten, Euch seine herzlichen Grüße zu übermitteln, was ich hiermit tue. Ebenfalls aus Gesundheitsrücksichten konnte unser Vetter Oberst a. D. Ernst Hammacher aus Wiesbaden nicht erscheinen, den ich deswegen besonders nenne, weil er, während


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Ernst Luyken der Senior der Namensträger Luyken ist, mit seinen fast 89 Jahren der Stammbaumälteste ist.

Ich schlage vor, an die beiden Letztgenannten briefliche Grüße zu senden, die wir alle unterschreiben wollen.

Ich bin leider diesmal nicht dazu gekommen, liebe Verwandte, festzustellen, welche Äste und Zweige der Familie auf diesem Familientag vertreten sind, und durch wieviele Personen sie vertreten sind. Aber ich habe mir notiert, wieviele Familienglieder aus den einzelnen Generationen heute anwesend sind; und das dürfte wohl interessieren. Es sind von der 10. Generation 22, von der 11. Generation 54 und von der 12. Generation 23 Familienmitglieder. Die Zahl der Anwesenden von der 10. Generation erscheint zwar klein, sie ist aber doch verhältnismäßig groß, wenn man bedenkt, daß die 10. Generation ja die Generation der Alten ist, von denen der Tod schon so viele hinweggenommen hat. Es sind nicht viele mehr übrig. Die 10. Generation war mal zahlenmäßig die größte. Im Vergleich mit ihr sind die 11. und vor allem die 12. Generation erheblich kleiner, fast um die Hälfte kleiner. Um so erfreulicher ist es, daß auch aus diesen beiden Generationen die Zahl der Anwesenden verhältnismäßig hoch ist, höher als auf dem Familientag vor zwei Jahren in Wesel.

Das ist erfreulich in einer Zeit, in der man weithin die Beobachtung machen kann, daß die jüngeren Generationen in steigendem Maße alles langweilt, was mit Sippe und Familie zusammenhängt. Daß das bei uns offenbar nicht so ist, ist, wie gesagt, erfreulich.

Unsere junge Generation hat ja aber nun auch allen Grund, auf unsere Familie stolz zu sein und sich ihrer Zugehörigkeit zu ihr zu erfreuen. Unsere Familie hat keine sogenannten großen Persönlichkeiten hervorgebracht, von deren Taten die Blätter der Geschichte für immer reden, aber wir können dafür mit Stolz darauf hinweisen, daß es keine heruntergekommenen, abgesunkenen Existenzen in der Familie gegeben hat, sondern daß alle Luykens, deren Lebensläufe wir ziemlich genau kennen - und das schon seit 200, 300 Jahren -, achtenswerte und tüchtige Menschen gewesen sind, die auf dem Platz, auf den sie im Leben gestellt waren, Ordentliches geleistet haben. Darüber hat mein Vater früher öfters mit mir gesprochen, und ich höre noch, wie er zu mir sagte: "Werde nicht der erste Lump der Familie!"

Meine lieben Verwandten! Jeder Mensch hat einen Namen, seine Namen: den Familiennamen und dazu den Vornamen. Namen sind etwas Äußerliches, von Menschen erdacht. Namen werden gegeben und vergehen. Aber Namen sind doch auch etwas Bedeutungsvolles, Wichtiges. Das gilt insbesondere von dem Familiennamen, dem Namen eines ganzen Geschlechts, weil er vererbt und weitergetragen wird von Generation zu Generation.Unsere Mitmenschen lernen uns viel-





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Der Zweig Berge der Familie Luyken

Von
Hans Luyken (XI 115 WB), Hannover

Wenn aus der Familiengeschichte der Luykens von früheren Zeiten berichtet wird, fängt man meistens an, von Wesel zu erzählen. Der Prediger Johann Arnold Luyken, dessen Tagebücher, Briefe und Gedichte in den Chronikblättern schon verschiedentlich unser Interesse erregt haben, kam auch aus Wesel und wurde 1792 Pfarrer in dem Dorf Wallach auf der linken Rheinseite gegenüber Wesel. Wir erinnern uns, daß Johann Philipp Schneider, der Vater seiner Braut in Wesel, nicht zugeben wollte, daß seine Tochter Margaretha heiratete, weil das linke Rheinufer durch französische Revolutionstruppen besetzt war. Erst 1799 konnten Arnold und Grietchen heiraten und schrieben bis dahin köstliche Briefe, die uns erhalten geblieben sin. Das sehr glückliche Paar in Wallach bekam drei Kinder: Philippine, Gustav und Hermann. 1807 wurde Johann Arnold Luyken schwer krank in Amsterdam, wo er zu Besuch weilte, und starb an einer fieberhaften Erkrankung, die wohl ein Typhus gewesen ist. Hermann, der Begründer des Zweiges Berge, verlor also mit zwei Jahren seinen Vater. Grietchen zog mit ihren drei Kindern in ihr elterliches Haus in Wesel in der Sandstraße. In Wesel hat es der kleine Hermann gut gehabt, der Verkehr in den Familien Schneider und Luyken war liebevoll. Die Kinder spielten auf einem offenen Platz mit großem Garten am Hause, sie lernten Bogenschießen, Schlittschuhlaufen, ließen Drachen steigen und vergnügten sich auf dem Weseler Schützenfest, bei Bootsfahrten auf dem Rhein oder auf den Gütern der Familie in Wesels Umgebung. Hermann hat später gern von diesen Zeiten erzählt.

Von den Weseler Verwandten der Familie Luyken haben zwei Brüder von Hermanns Vater eine große Rolle in seinem Leben gespielt: Die Kaufleute Daniel und Johann Philipp Luyken. Der "Ohme Daniel" war der väterliche Freund der Familie, er wurde oft um Rat gefragt, durfte bei keiner Familienfeier fehlen, und wurde in seiner Herzlichkeit und Anteilnahme sehr geliebt. Johann Philipp war ein herzensguter Onkel, ein rühriger Kaufmann und kluger Ratgeber, so daß man ihm in Wesel zahlreiche Ehrenämter übertrug. Seine Frau Jeanette war eine geborene Hohdahl mit hellem Verstand und, wie mir ihre Enkelin Martha später erzählte, mit feurigen Augen. Von den sieben Kindern dieser Familie war die 1811 geborene Wilhelmine die älteste. Hermann liebte diese flinke gewandte Kusine mit ihrem scharfen Verstand. Sie hatte in Wesel die Schule besucht, französische Privatstunden gehabt und Nähen gelernt. Die Mutter ließ sie früh an der Hausarbeit teilnehmen, der Vater schätzte ihre Mitarbeit im Geschäft. In ihrer Freizeit lernte Mine gern Gedichte und zeichnete mit großer Begabung. Sie liebte besonders Matthias Claudius.

Hermann machte 1832 sein zweites theologisches Examen. Von den führenden damaligen Theologen scheinen Neander und Schleiermacher





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den größten Eindruck auf ihn gemacht zu haben. Schleiermacher habe bei einer Seminarübung seinen "feinen Anstand" auf der Kanzel gelobt. Die freie und ungezwungene Natürlichkeit seines Wesens wurde von allen hervorgehoben, die ihn kannten. 1836 heirateten Mine und Hermann und bezogen in Wesel auf dem Kornmarkt eine Wohnung. Es herrschte damals ein Überfluß an Theologen, und Hermann überlegte schon, ob er Gutsverwalter werden sollte, da der Onkel Albert Luyken ihm bei seinen guten landwirtschaftlichen Kenntnissen gern ein Gut bei Haldern zur Bewirtschaftung anvertraut hätte. Aber Hermanns Mutter wollte, daß er bei der Theologie blieb, und Mine wollte gern Pfarrfrau werden. Im Februar 1838 erhielt er den Ruf auf die freigewordene Pfarrstelle in Berge bei Hamm, im Juni desselben Jahres trat er dort sein Amt als Pastor an.

Berge bei Hamm war ein schönes, großes Bauerndorf, und der Pfarrer war damals die Autorität in der dörflichen Gemeinschaft. Der große stattliche Pfarrer mit seinem ungezwungen, entgegenkommenden Wesen erwarb bald die Sympathien der Bevölkerung. Er plauderte mit ihnen nicht nur über theologische Fragen, sondern interessierte sich für die Landwirtschaft, politische Probleme, für die Schulerziehung und Betreuung der Kranken. Mit westfälischer Aufrichtigkeit konnte er den Bauern auch einmal ein kräftiges Wort sagen, ärgerlich konnte er bei Taktlosigkeiten werden. Hermann hatte das lebhafte, etwas zur Heftigkeit neigende Temperament der Luykens.

Im Pfarrhause wurde das geistige Leben von der religiösen Seite her bestimmt. Hermann besaß einen Glauben, der auf kindlichem Vertrauen zu Gott beruhte, er grübelte nich und beteiligte sich nicht gern an dogmatischen Wortgefechten. Bei anhaltender geistiger Tätigkeit zeigten sich bei Hermann leicht Ermüdungserscheinungen und Kopfschmerzen, er liebte es, sich auch im Feld und Garten zu betätigen, und schätzte bis in sein hohes Alter das Violinspiel, besonders spielte er gern Beethoven. Mit seinen Amtsbrüdern und mit Juristen und Philologen aus Hamm unterhielt das Berger Pastoren-Ehepaar geselligen Verkehr, man plauderte gern, erzählte "Döneken", musizierte und trank manchen guten Tropfen aus dem Keller. Der befreundete Gymnasialdirektor Wendt erwähnte später in seinen Lebenserinnerungen das Berger Pfarrhaus. Im Stall wurden Kühe, Schweine und ein Pferd gehalten, in einem Brief schrieb Hermann auch den Kauf eines Bienenschwarms. Um das Haus entstand ein blühender Garten, in dem unermüdlich geschafft wurde. Mine war den Strapazen des Haushaltes bewundernswert gewachsen. Sie hielt Haus und Küche in mustergültiger Ordnung. Mit ihrem scharfen Verstand faßte sie die Dinge rasch auf und konnte unermüdlich tätig sein. Sie unterhielt eine umfangreiche Korrespondenz, strickte und las gern. Bei Gastlichkeiten war sie eine gewandte Gastgeberin, hielt schlagfertige Tischreden aus dem Stegreif und sorgte dafür, daß es an nichts mangelte.


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Mine und Hermann hatten sieben Kinder, Otto und Hedwig wurden noch in Wesel geboren, Hermann, Hermine, Emil, Johanne und Martha wurden in Berge geboren. Sie wurden gewissenhaft erzogen und beaufsichtigt, und es gab genau wie heute Situationen, die zum Wohle der Kinder Tatkraft, Umsicht und Geldmittel erforderten.



Wilhelmine Luyken geb. Luyken

Sophron Hermann Luyken

Erstaunlich viele Reisen haben Mine und Herman unternommen. In den Memorabilien wird von Unternehmungen nach Bonn-Köln, Dortmund, ins Sauerland und nach Ostfriesland, nach Bremen, Berlin und Mirchau bei Danzig berichtet. In Wesel fanden häufige Besuche statt, der Höhepunkt der Reisen war die im Juni 1863 unternommene Tour nach Paris, deren Eindrücke ausführlich in den Memorabilien niedergelegt wurden.

Die Kinder gingen zunächst in Berge zur Schule und kamen dann nach Hamm, Otto besuchte seit 1851 die Realschule in Elberfeld. Die drei Söhne wandten sich verschiedenen Berufen zu, Otto erlernte die Landwirtschaft, Hermann wurde Theologe, Emil machte eine kaufmännische Ausbildung durch. Drei Töchter heirateten früh, nur Martha blieb unverheiratet. Alle Kinder hingen sehr an dem Elternhaus und schrieben ausführliche Briefe über ihr Ergehen. 1840 war in Berge ein neues Pfarrhaus gebaut worden, da das alte Haus morsch und von Ratten bevölkert war. Bis 1876 trafen sich die Geschwister mit ihren Kindern häufig in Berge und blieben eng miteinander verbunden. Hermann nahm 1876 seinen Abschied und zog mit Mine und der jüngsten Tochter Martha nach Wesel in das alte Luykensche Haus in der Baustraße, das seit dem 18. Jahrhundert in den Händen der Familie Luyken





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Ottos Gut in Hemmern

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war. Das Haus bewohnten damals Mines Schwestern Sophie und Ida, die die Berger Geschwister herzlich aufnahmen. Sie überließen ihnen das Erdgeschoß des Vorderhauses und die Flügel des Hinterhauses. Bei seiner Abschiedspredigt in Berge konnte Hermann sagen: "Gott hat mich gesegnet, ich bin ein glücklicher Mann hier gewesen." Nach seinem Weggang wurde sein Sohn Hermann zu seinem Nachfolger im Amt gewählt.

In Wesel lebten von Mines und Hermanns Generation Mines Schwester Luise, verehelichte Karl Kehl, die Base Jette Sethe geb. Luyken und deren Bruder Bernhard Luyken, genannt Bombam, mit seiner Frau. Wesel wurde nun der Familienmittelpunkt für die Korrespondenz und Besuche. Die immer zahlreicher werdende Enkelschar stellte sich gern ein, besonders wenn militärische Übungen in Wesel abgeleistet werden mußten. 1879 und 1880 starben Hermine und ihr Mann Eduard Thilo in Borgholzhausen. Sechs Kinder blieben elternlos zurück. Die Großeltern nahmen sich der Enkel liebevoll an, das Großelternhaus blieb nun ihr Familienmittelpunkt, die beiden Jüngsten Martin und Hans blieben bei den Großeltern wohnen. Hans Thilo verfaßte später einen vorzüglichen Bericht über das Großelternhaus in seinem Büchlein: "Stammbaum und Geschichte der Familie Thilo", von dem in diesem Bericht viel übernommen ist. Er beschreibt anschaulich, mit welcher Liebe der Großvater sich mit den Enkeln beschäftigte, wie er sie täglich zur Kinderschule brachte, ihnen alles zeigte, was auf der Straße zu sehen war und ihnen Geschichten erzählte. Zu Hause ließ er seinen goldene Taschenuhr schlagen, gab den Kindern "Klümpken" und ließ sich von ihnen seine lange Pfeife stopfen. Bei der Großmutter Mine hatte seit 1876 ein Augenleiden eingesetzt, das langsam zur Erblindung führte. Sie ließ sich dadurch nicht einschüchtern, sondern befühlte die Gegenstände, die sie wahrnehmen wollte. Ihr geistiges Einfühlungsvermögen war so entwickelt, daß sie an der Stimme erkannte, wenn jemand abgespannt war oder ihr etwas vormachen wollte. Sie schrieb auch noch Briefe, indem sie ein Löschblatt auf das Briefpapier legte und unterhalb des Löschblattrandes schrieb. Ein Enkel schrieb in einer Antwort, daß nach Eintreffen so eines Briefes immer ein lustiges Rätselraten losging, aber die Enträtselung sei doch immer gelungen. Der gesellschaftliche Verkehr des alten Paares beschränkte sich auf den Verwandtenkreis. In einem großen Familienkreise konnten Mine und Hermann 1886 ihre goldene Hochzeit feiern. Hierbei hielt Mine eine Rede, die noch erhalten ist. Hermann starb 1888 in Wesel, seine Frau wurde fast 93 Jahre alt und starb 1904. Beide wurden in der Familiengruft Ruhhof beigesetzt.

Der älteste Sohn Otto war Landwirt geworden. Sein Vater konnte von seinem Schwager Wilhelm Hammacher 1863 ein Landgut bei Rüthen erwerben. Otto übernahm das Gut und bewirtschaftete es mit


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großem Fleiß. Er heiratete 1872 Hulda Hassel aus Elberfeld und übernahm 1875 die Bewirtschaftung des schwiegerelterlichen Gutes Hemmern bei Rüthen, 1884 auch das Gut Cotthausen der Schwiegereltern in Waldeck. Mein Vater hat uns oft erzählt, wie hart damals in der Landwirtschaft gearbeitet werden mußte, um bei den niedrigen Preisen etwas herauszuwirtschaften. Otto versuchte, durch sorgfältige Bodenpflege Ertragssteigerungen zu erzielen. Er konnte 1894 seinem Sohn Hermann das Gut Hemmern in gutem Zustande übergeben. Leider fiel das Hauptgebäude des Gutes einem Feuer zum Opfer. Otto zog 1903 nach Rüthen und verlebte in diesem schönen Städtchen des Sauerlandes mit seiner Frau den Lebensabend. Er widmete sich theologischen Studien, wirtschaftlichen Problemen und dem Ergehen der Rüthener Bevölkerung. Bei einem Krankheitsfall oder einer größeren Anschaffung in der Landwirtschaft wurde das alte Ehepaar Luyken gern zu Rate gezogen. Mit Bewunderung betrachteten wir später die zahlreichen Kügelchen und Mixturen der Großmutter Hulda, die bei akuten Erkrankungen von den Rüthenern sehr begehrt waren und sicher auch gut geholfen haben.

Mit regem Interesse verfolgten Hulda und Otto den Werdegang ihrer beiden Söhne Hermann und Ewald. Ihre beiden Töchter Wilhelmine-Antonie und Ida waren mit zehn bzw. acht Jahren an Scharlach gestorben. Hermann war ein forscher Draufgänger, voller Kraft und Pläne und begeistert für die Jagd und Organisation des Gutes. Er setzte nach Übernahme des Gutes die guten Boden-Bewirtschaftung seines Vaters fort und versuchte, durch eine in größerem Umfang begonnene Schafzucht die Einnahmen zu verbessern. Nach dem Brand in Hemmern, verkaufte Hermann 1903 das Gut und wurde Kaufmann in Vohwinkel *). Er hatte 1894 Julie Hinsen aus Elberfeld geheiratet und fünf Kinder: Hedwig, Hermann, Walter und Gertrud (Trude), eine Tochter war mit drei Monaten gestorben. In Vohwinkel widmete sich Hermann nicht nur seinen kaufmännischen Pflichten, er war auch begeisterter Soldat, Jäger und Gartenliebhaber, gespannt hörten wir immer seinen Erzählungen zu. Sein Sohn Hermann, ein begabter und überall sehr beliebter Junge, rückte als Kriegsfreiwilliger ein und fiel als Fähnrich 1916 vor Verdun. Ottos zweiter Sohn Ewald wurde zunächst auch Landwirt. Er hatte eine mehr besinnliche Art und strebte danach, durch eifriges Studium sein Wissen zu erweitern. Seine Eltern ermöglichten ihm, in Mörs das Abitur zu machen und Medizin zu studieren. Als praktischer Arzt ließ er sich zuerst in Vohwinkel, dann in Stolberg (Harz) nieder. Er heiratete Elisabeth Niemöller aus Enger in Westfalen. Sie hatten vier Kinder: Hans, Liselotte, Hilde und G.. Ewald war ein sehr pflichttreuer Arzt, beschäftigte sich viel mit theologischen Studien und nahm an dem Ergehen Stolbergs in zahlreichen Ehrenämtern regen Anteil. Die beiden Brüder Hermann und Ewald, die sich äußerlich sehr ähnlich sahen, starben mit 82 bzw. 83 Jahren und hielten bis zuletzt treu zusammen.

*) (Siehe auch die Briefe von Hermann an Ewald)





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Die Beziehungen zwischen den Familien Luyken und Hammacher sind mannigfach. Mines Schwester Mathilde Luyken heiratete 1845 Wilhelm Hammacher. Ihre Tochter Emma heiratete 1870 Arnold Luyken - Hamburg, den Sohn von Gustav Luyken - Arnsberg. Wilhelm Hammacher hatte einen Bruder Gottlieb, Rittergutsbesitzer zu Warstein im Sauerland. Gottlieb heiratete 1860 Hedwig Luyken, die älteste Tochter von Mine und Hermann. Hedwig und Gottlieb hatten acht Kinder, von denen drei früh starben. Sie wohnten zuerst in Warstein, wo Gottlieb bei seinem Bruder Wilhelm auf der Eisenhütte tätig war. 1863 kam Gottlieb nach Dortmund und gründete in Barop das Eisenwerk, wo er seiner Familie ein Wohnhaus baute. Die Söhne von Hammachers waren Wilhelm, Gottlieb, Walter und Ernst. Ihre Tochter Lydia, geb. 1863, heiratete Friedhelm von Pilgrim. Nach dem frühen Tode seiner Frau Hedwig im Jahre 1877 in Barop heiratete Gottlieb Hammacher 1879 Bertha Döring, aus dieser Ehe stammt der 1884 geborene Adolf Hammacher. In den Memorabilien aus Berge finden sich viele Eintragungen, die die häufigen gegenseitigen Besuche zwischen Berge und Warstein bzw. später Barop beschreiben. 1875 waren sie alle noch einmal vergnügt am Geburtstage des Vaters in Berge zusammen. Später besuchten die Enkel das Großelternhaus in Wesel gern. Am Silvesterabend 1899 saß der Enkel Willi Hammacher mit mehreren Vettern beider 89jährigen Großmutter Mine, um den Anbruch des neuen Jahrhunderts zu erleben. Mine strickte bis 5 Minuten vor 12 Uhr, dann gingen sie in den Saal hinunter und sangen: "Lobe den Herren".

Der 1840 in Berge geborene Hermann Luyken folgte dem Beruf seines Vaters und Großvaters und wurde Pastor in Neheim, Berge und Halver. 1871 heiratete er Louise Hesse aus Weener in Ostfriesland. Im Ruhestand lebte er in Bonn, wo er 1906 starb. Hermann war ein sehr belesener und geistig gebildeter Mann mit vielen Interessen. 1873 schrieb Louise in einem Brief: "Mein Hermann studiert aus allen Kräften und kommt gar nicht zum Briefeschreiben. Des Morgens ist's griechisch

Hermann           Otto               Emil
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und hebräisch, nachmittags die Sonne und die Uhren, und abends nehmen die Sterne ihn in Anspruch." Originell sind manche Lebensweisheiten aus Hermanns Briefen: "Der Mensch ist ein zum Teil sehr fideles Geschöpf, welches nur im großen und ganzen zu ewigem moralischen Katzenjammer verurteilt ist. Der eine braucht ein dickes Fell, der andere ein zartes. Ich wünsche mir häufig ein dickes Fell, damit man nicht zu häufig in seiner Begeisterung gestört wird. - Es geht mir oft wie Onkel Gustav seinem alten Krieger, dem die Freundlichkeit und Pflege der barmherzigen Schwestern keine Linderung brachte, weil er alle seine "Deibels" herunterschlucken mußte, er konnte sie nur in der Mittagsstunde von 12 bis 1 loswerden, weil ihn dann seine Freunde besuchten. So eine Mittagsstunde ist etwas Köstliches. - Tüchtig arbeiten und auf eigenen Füßen stehen lernen und ein fideles Gesicht machen (nicht sauer sehen) ist das beste Gegengift gegen alle Schmerzen." 1870 freute er sich in Emmerich über die volle Kirche: "Die Kirche war bebend voll. Kerls, die man nie sieht, waren da. Man sieht, der liebe Gott muß mal mit der Faust auf den Tisch schlagen, daß die silbernen Löffel in die Höhe fliegen und die Weinflaschen umfallen, eher begreifen sie nicht, daß er in der Tat Baas ist." 1873 schrieb er von Neheim: "Allmählich werden sich amerikanische Zustände einbürgern, und man wird Herr, Knecht und Magd in einer Person sein müssen. Ich bin Holzhacker, Gärtner, Küfer, Kammerjungfer, Kinderwart, Lehrer, Pastor, einhunderttausendstel Astronom, kurz ein Mädchen für alles und, was das Beste ist, wieder einmal von Herzen zufrieden und meinem Heiland dankbar, daß es überhaupt noch so viel ist..." 1875 schrieb er von einem Jubiläum an seine Eltern: "Wir unterhielten uns ganz köstlich -, wahrlich, es ist ein Unterschied, ob man mit Leuten spricht, die Kaffeebohnen und Öl, Petroleumlampen und Geld als die einzigen verehrungswürdigen Gegenstände des Weltalls betrachten, oder mit solchen, die wissen, daß der Mensch außer den Freßwerkzeugen und einem Geldbeutel auch noch einen Geist und eine Seele hat, die auch gefüllt werden wollen und ihre Arbeit und Freude verlangen."

Wegen eines Ohrenleidens mußte Hermann 1887 sein Amt aufgeben. Das Haus in der Lennéstraße in Bonn wurde ein Anziehungspunkt geistig interessierter Menschen, wo man bei Leseabenden, Hauskonzerten (Hermann war ein guter Cellist) und Diskussionen über Gebiete der Literatur, Theologie und der Naturwissenschaften freimütig und freundschaftlich miteinander verkehrte.

Hermanns Frau Louise blieb bis zu ihrem Tode 1930 der Mittelpunkt der großen Bonner Familie, wurde auch von den Luykenschen Verwandten und Bonner Bekannten gern auftaucht, denen sie eine freundliche und geistig sehr lebendige Gastgeberin war. Auch mich zog es als jungem Studenten in Bonn, wo sie mich großzügig in ihrem Hause aufgenommen hatte, in ihren gemütlichen und verständnisvollen





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Familienkreis. Tante Louise ist es zu verdanken, daß manches vergilbende Familiendokument enträtselt und in Maschinenschrift übertragen wurde.

Die drei Söhne von Hermann und Louise waren Gerhard, Fritz und Rudolf. Sie waren sehr begabt, aber in ihrem Wesen sehr verschieden. Gerhard, wurde vom Leben sehr herumgewürfelt, er besuchte zahlreiche Schulen und Hochschulen. Im Weltkrieg war er an den verschiedensten Fronten eingesetzt, in seinem Beruf als Diplomingenieur war er in Köln, Duisburg, Düsseldorf, Mannheim und Bonn tätig. Seine raue Außenschale mochte mit seinem ruhelosen Leben zusammenhängen, aber seine Freunde kannten sein warmes Herz. Er konnte sich für edle Ziele begeistern und war seinen Bundesbrüdern ein treuer Kamerad. Erst in den idyllischen Eifelorten Rheinbach und Queckenberg kam er zur Ruhe und lebte zurückgezogen bis 1937. Als er in Queckenburg gestorben war, nahm der ganze Ort lebhaften Anteil an seinem Trauerzug. - Fritz Luyken war ein fröhlicher Junge voller Schwung und Vitalität. Als er in Bonn seine Schulausbildung beendet hatte, war er als Landwirt in Pommern, Ostpreußen und Westfalen tätig. Nach dem Militärdienst litt es ihn nicht mehr in der Heimat, 1902 ging er nach Argentinien und konnte nach Jahren harter Arbeit 1911 zusammen mit seinem Freunde Felix Clason eine Estancia bei Hersilia (Prov. Santa Fé) erwerben. Felix Clason heiratete 1911 Grethe, die Schwester von Fritz. 1912 heiratete Fritz in Buenos Aires Grete Roth. Bis 1921 lebten Grete und Fritz auf ihrer Farm und kehrten dann mit ihren Töchtern Juliane, Marie-Luise und Ingeborg nach Europa zurück. Doch schon 1925 ging Fritz wieder auf seine Farm zurück, während seine Familie bei seiner Schwiegermutter in Europa blieb. Fern von der Heimat und Familie, aber gut betreut von getreuen Nachbarn, starb Fritz 1931 in Argentinien an einer Lungenentzündung. - "Luykens sind gesellig", soll ein Familienwort sein. Das traf für den 1880 in Berge geboren Rudolf Luyken und seine Frau Else Erkenbölling in besonderem Maße zu. Rudolf war eine sehr gesellige, hervorragend musikalisch begabte Persönlichkeit, Else war eine liebenswerte, ausgleichende, kluge Frau mit natürlichem Charme. Als heiterer Plauderer von Anekdoten, Alltagsgeschichten mit Situationskomik und Familiendönchen war Rudolf in der Familie und im Bekanntenkreis eine begehrte Persönlichkeit. Aber hinter dem humorvollen Erzähler stand ein vielseitig begabter Mensch. Verwurzelt in der humanistischen Bildung war er sehr belesen und liebte besonders Goethe, er beschäftigte sich mit den Fragen der Kultur und der Schönheit der Künste. Durch seine Begabung und die Ausstrahlung seiner Persönlichkeit erfreute er seine Mitmenschen und zeigte ihnen, wie man dem grauen Alltag die Lichtseiten abgewinnen konnte. Als Dr. jur., Handelskammersyndikus und Steuerberatungsfachmann war er ein Kenner der vielfältigen Zusammenhänge der Wirtschaft und hat


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es beruflich in einer Zeit schwerer wirtschaftlicher Erschütterungen unseres Vaterlandes sicher nicht leicht gehabt. Aber er konnte sich und seine Umgebung als glänzender Geigenspieler in die Freude und Harmonien der Bachschen, Händelschen oder Brahmsschen Melodien hineinzaubern. Seine Frau, als Ärztin tätig mit großem Patientenkreis, verstand es, ihrem genialen Mann im geselligen Kreis geschickt zu sekundieren und ihm mit Hilfe eines treuen Faktotums im Haushalt (Elis) ein gemütliches Heim zu schaffen. Rudolf starb 1943 an einer Lebererkrankung. Else 1955 an einer plötzlich aufgetretenen Herzschwäche.

Die vier Töchter der Bonner Luykens waren Dorothee, Wilhelmine, Hedwig und Grethe. Dorothee Luyken, unsere Seniorin der Familie, ist 1875 geboren und lebt in Bunde in Ostfriesland. Sie widmete sich nach ihrem Lehrerin-Examen in Koblenz dem Unterricht und der Erziehung der Jugend. In einem bekannten Pensionat in Wernigerode, in dem auch meine Mutter als Schülerin gewesen ist, sei sie von den jungen Mädchen die "Dame Luyken" genannt worden. Ich fand diese Bezeichnung nicht so zutreffend, denn Tante Dorothee konnte ebenso wie ihr Bruder Rudolf sehr vergnügt und anschaulich schildern und imitierte manche Typen recht originell. Nach einem Aufenthalt in Argentinien und Versorgung des Haushaltes bei ihrer Mutter in Bonn beschäftigte sich Tante Dorothee auf ihrem Bauernhof in Bunde mit Seidenraupenzucht. Der Hof ist jetzt verpachtet, und Tante Dorothee verlebt dort ihren "alten Dag", von dem sie behauptet, daß er ihre frühere Aktivität doch sehr einenge. - Wilhelmine Luyken, geboren 1877, war eine geistig sehr regsame Frau und versorgte ihre sechs Kinder sehr liebevoll. Sie heiratete ihren Vetter Eduard Thilo. Oft hat sie die Familie mit ihren Gedichten erfreut. 1942 starb sie in Wien, ihre Zwillinge Hildegard und Hedwig Thilo schrieben aus Wien: "Unendlich dankbar sind wir unseren Eltern für die nicht müde werdenden geistigen Anregungen, die uns immer wieder über die Schwere unseres Lebenskampfes hinweghelfen." - Hedwig Luyken wurde 1882 geboren und widmete sich von früh an der Musik. Sie wurde in Bonn und Berlin als Geigenkünstlerin ausgebildet und erfreute am Familientag 1926 die Teilnehmer durch ein Violinkonzert in der Willibrodikirche. Sie lebte in Bonn, dann eine Zeitlang in Jemgun bei Leer und wohnt jetzt in Wesel. - Grethe, geb. 1885, war die jüngste Tochter der Bonner Luykens. Sie heiratete den Freund ihres Bruders Fritz, den Gutsbesitzer Felix Clason zu San Guillermo in Argentinien. Felix Clason fiel in Flandern. Grethe lebte mit ihren beiden Kindern nach dem Tode ihres Mannes in Bonn, Kellen bei Cleve, Honnef und Weener. Sie baute sich dann ein Haus in Glücksburg a. d. Ostsee und heiratete 1925 den Ingenieur Alfred Jensen. Sie wohnten in Hojris bei Nyköbing in Dänemark. 1951 ist Grethe dort gestorben. Ihre beiden Kinder aus 1. Ehe sind Rudolf und Marie Luise. -





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1842 wurde Mine und Hermann in Berge ihr viertes Kind Hermine geboren, die in ihrer Erscheinung von großem Liebreiz gewesen sei und das sonnige Wesen ihres Vaters geerbt habe. In Berge wurde Hermine "Trü" genannt und von einer Hauslehrerin unterrichtet. Sie besuchte in Wesel die Töchterschule und heiratete 1863 den Gefängnispfarrer Pastor Eduard Thilo in Hamm. Eduard war in Berge gut bekannt, Vater Hermann schätzte ihn sehr und schrieb von ihm: "Thilo gefällt mir sehr gut, er ist immer heiter und ein tüchtiger Theologe." Hermine hatte das lebhafte Luykensche Temperament und war erfüllt von allem Schönen und Guten in der Welt. Getreu den Traditionen des Vaterhauses war sie tief religiös und fand, die Berger Kirche sei die schönste von allen. Thilos hatten acht Kinder, von denen die beiden ersten früh starben. 1873 kam Eduard Thilo auf die Pfarrstelle in Borgholzhausen im Ravensberger Lande. Dort herrschte ein schönes harmonisches Familienleben, das durch den frühzeitigen Tod der Eltern 1879 und 1880 jäh unterbrochen wurde. Der Haushalt in Borgholzhausen mußte aufgelöst werden, die beiden ältesten Söhne Daniel und Eduard kamen auf das Gymnasium in Gütersloh, die Töchter Lydia und Hermine wurden zunächst von einem Freund des Vaters, Oberkonsistorialrat Niemann in Münster aufgenommen. Die 1876 und 1878 geborenen Söhne Martin und Hans kamen zu den Großeltern Luyken nach Wesel. Alle Kinder sind tüchtige Menschen geworden. Daniel wurde Präsident der Oberpostdirektion Potsdam. Ich habe ihn in Erinnerung, wie er mit ernster Miene mit Rudolf Luyken heitere Familien-Anekdoten erzählte, und einer überbot immer den anderen. Daniel heiratete Emma Kleemann, eine Tochter der Landforterin Johanna Albertina geb. Luyken. Sie hatten fünf Kinder. Daniel starb 1943 in Potsdam. - Eduard Thilo, dessen Frau Wilhelmine wir bei den Bonner Luykens kennengelernt haben, wurde Fabrikdirektor der Glanzstoff-Fabrik in St. Pölten. Er war ein pflichttreuer Mann, der voll Freud und Gottvertrauen viel in seinem Leben gearbeitet und erreicht hat. 1950 starb er in Wien. -

Lydia Thilo fand nach dem Tode der Eltern zuerst Aufnahme bei befreundeten Familien, dann wurde seit 1888 das Haus der Großmutter Mine in Wesel ihre zweite Heimat. Durch ein Nervenleiden hatte Lydia einen schweren Lebensweg, da ihre Tätigkeit als Krankenschwester durch ihre Krankheit oft lange unterbrochen werden mußte. Sie erlernte die Kunststickerei und fertigte in den einsamen Stunden des Krankenlagers künstlerische Stickwaren an. 1932 fand sie Aufnahme in der Stiftung "Hohes Haus" in Wesel und starb dort 1939. - Ihre Schwester Hermine, mit der sie zunächst nach dem Tode der Eltern zusammenblieb, kam 1884 zu ihrer Tante Marie Vosswinkel geb. Sethe nach Wesel. Die Tante nam sich wie eine Mutter ihrer Nichte an bis zu Hermines Heirat 1897 auf dem Löhrshof bei Wesel. Hermine heiratete den Regierungsassessor Franz Machatius, der später


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(1920) Reichsfinanzrat in München wurde und seinen Ruhestand zuletzt in Breslau verlebte. Hermine starb 1927 in München, ihr Mann 1927 in Breslau. - Martin Thilo wurde Pfarrer und war nach einem Aufenthalt in Bethlehem Pastor in Enger (Westfalen), Barmen-Langerfeld und Eitorf (Sieg). An der Universität Bonn hielt er alttestamentliche Vorlesungen neben seinem Pfarramt. Er heiratete 1907 Hanna Thilo in Carzig (Kr. Soldin). Martin Thilo beherrschte einen großen Schatz arabischer Sprichwörter und Erzählungen, er konnte auch sehr humorvolle Begebenheiten aus seinem Leben berichten, an deren Schluß er meist in ein ansteckendes Lachen ausbrach. Hanna starb 1942, Martin 1950 in Eitorf. - Hans Thilo wurde Jurist und war als Amtsrichter in Saalfeld, Burbach und Bielefeld tätig. 1919 heiratete er die Lyzeumslehrerin Hildegard Schaefer auf Frankfurt a. M. In der Familiengeschichte war Hans Thilo sehr bewandert und konnte durch Zusammenfassung und Sichtung alter Berichte und Briefe frühere Zeiten anschaulich wiederaufleben lassen. Er starb 1948 als Oberamtsrichter in Bielefeld. Seine Frau Hildegard lebt in Bielefeld, ihrem freundlichen Entgegenkommen verdanke ich wertvolle Informationen über die in alle Gegenden zerstreute Familie Thilo. Als einzige Vertreterin der alten Thilo-Generation ist sie der Mittelpunkt der Familie Thilo für die zahlreichen Nichten und Neffen sowie deren Kinder.

Wenn man in alten Briefen aus Berge und in den Memorabilien liest, hat man den Eindruck, daß das fünfte Berger Kind
Emil (geb. 1845) ein Familienmitglied war, das überall anwesend sein mußte, wo in der Familie etwas los war. Emil kutschierte, wenn man mit dem Pferd zur Bahn fuhr, er war zur Stelle, wenn ein Unglück geschah. Seine Mutter und seine Schwestern suchten seine Begleitung, wenn sie zum Arzt in die Stadt mußten oder größere Einkäufe zu machen waren. Bei Geburtstagen oder größeren Familienfeiern traf Emil meist tags zuvor ein, und es war für ihn sicher nicht leicht, als kaufmännischer Lehrling in Dortmund oder Bremen loszukommen. Emil leistete seinen einjährig-freiwilligen Wehrdienst in Paderborn ab und wurde nach einer militärischen Übung 1870 gleich zum Kriegsschauplatz in Marsch gesetzt. Auf dem Vormarsch nach Paris wurde Emils Schwadron abgeschnitten, Emil kam in Gefangenschaft und nach sich der Mitgefangenen sehr kameradschaftlich an, bis sie alle nach dem siegreichen Feldzug von den deutschen Truppen bei Tours wieder aufgenommen wurden. Nach weiterer kaufmännischer Ausbildung und einer Reise nach England im Jahre 1872 ließ Emil sich in Siegen nieder, wo er 1879 eine Lederfabrik kaufte. Am 25.9.1879 traute ihn sein Schwager Eduard Thilo in Weener mit seiner Schwägerin (der Schwester von Louise) Johanne Hesse aus Weener. Sie hatten drei Kinder: Anna, Otto und Wilhelm. 1890 konnte die Familie ein eigenes Haus beziehen, dessen Garten aus Johannes elterlicher Besitzung "Baumschulen Hesse" in Weener verschönt wurde. Das glückliche





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Familienleben in Siegen erfuhr eine Trübung durch die schwere Erkrankung des Sohnes Wilhelm, bei dem wegen einer Krupperkrankung ein Luftröhrenschnitt angelegt werden mußte, der trotz Zuziehung bedeutender Ärzte nicht zuheilen wollte. Wilhelm wurde Kaufmann und lebt noch in seinem Elternhaus in Siegen. Emil Luyken starb 1906 an einem Nierenleiden, seine Frau 1934 hochbetagt an Altersschwäche. Ihre Tochter Anna wurde nach dem Schulabschluß und einem Pensionsjahr in Wernigerode im Diakonissenhaus Witten als Schwester ausgebildet und widmete sich in Siegen der sozialen Fürsorge. Sie starb 1945 an einer Lungenentzündung. Otto besuchte die Schule in Siegen und begann dann eine gärtnerische Ausbildung in Belgien und England. Er trat in die "Baumschulen Hesse" in Weener ein und wurde später Direktor der Baumschulen. Wenn man heute einen Katalog der Baumschulen Hesse zur Hand nimmt, kann man staunen über die Reichhaltigkeit und Güte der angebotenen Pflanzen. Otto hat in aller Stille und Fleiß das ihm anvertraute Unternehmen zu einer beachtlichen Höhe entwickelt. Leider konnten die Baumschulen nach seinem Tode am 3.2.1953 in Weener nicht im Familienbesitz behalten werden, aber aus seiner "Krauterei" hat Otto manchen Garten in der Familie verschönt. Das Siegener Haus wurde im 2. Weltkrieg durch einen Bombenangriff zur Hälfte zerstört, es wurde nach dem Kriege wiederhergestellt.

Johanne Luyken wurde 1847 in Berge geboren. Sie erinnerte in ihrem Wesen an ihre Mutter. Flink und gewandt bewegte sie sich in Haus und Garten, besaß eine gute Menschenkenntnis und korrespondierte mit ihrer schönen ausgeglichenen Schrift mit den älteren Geschwistern. Als ihr Bruder Otto sich in dem herrlich gelegenen Gut Mirchau bei Danzig der Vervollkommnung seiner Kenntnisse in der Landwirtschaft widmete, hörte Johanne oft den Namen seines Freundes Ernst Röhrig, des Besitzers dieses Rittergutes. Nach Ottos Weggang blieben die Freunde in humorvoller Korrespondenz, und Ernst besuchte auf einer Reise auch Berge, wo er in Johanne seine liebe, treue Lebensgefährtin fand. 1865 schrieb Johanne an Otto: "Meinem Schatz geht es gut, folglich kann's mir auch nicht anders gehen. Wir arbeiten beide tüchtig, er in Mirchau, ich in Berge. Gestern morgen kam Pastor Niemann mit Thilo und Richter vorgefahren, um Vater und Hermann nach Lohnen mitzunehmen. Als sie abends zurückkehrten, wurden Pastörchen gegessen und Champagner getrunken, den Vater versprochen hatte, wenn Hermann durchs Examen käme. Ernst ist sehr fleißig im Schreiben, Vater sagt schon: Die Blagen verschreiben noch das ganze Vermögen!"

Johanne und Ernst heirateten 1866. Sie bekamen zwölf Kinder, von denen zwei früh starben. Trotz der großen Entfernung berichten die Memorabilien von häufigen gegenseitigen Besuchen zwischen Berge und Michau. Ernst Röhrig verkaufte später Mirchau und ermöglichte


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allen seinen Kindern eine gute Ausbildung. Er starb 1909 in Grittern bei Erkelenz, seine Frau 1913 in Elberswalde. Ihr Sohn Ernst Röhrig (1873-1928) wurde Besitzer des Rittergutes Moroschin und heiratete 1900 Else von Hertzberg, die jetzt in Heidelberg-Wieblingen lebt. Sein Brüder Hermann Röhrig wurde Oberlandforstmeister und als ein jederzeit hilfsbereiter Vorgesetzter von allen seinen Forstleuten wie ein Vater geehrt und geliebt. Er heiratete 1919 Käthe Stech, die mit ihrer Tochter Elisabeth in Rinkerode bei Münster lebt. Arnold Röhrig war zuletzt Generaldirektor der Preussag und seit 1919 mit Nathalie Jaehningen verheiratet. Ihr Haus in Zehlendorf war vor dem Kriege eine Art Familienzentrale. Nach seinem Tode wurden seine Geschwister großzügig in seinem Testament bedacht, seine Witwe lebt in Essen. Der vierte Mirchauer Sohn, Fritz Röhrig, war Forstmeister in Eisenbrück und Eldena. Er heiratete 1919 Annegret Meyer zur Linde und starb schon 1936 an multipler Sklerose. Seiner Witwe, die in Meppen (Ems) lebt, verdanke ich durch einen netten ausführlichen Brief viele Mitteilungen aus der Familie Röhrig. Die älteste Tochter in Mirchau, Marie, heiratete den Forstmeister Eduard Neuser, ihre Schwester Hedwig den Oberregierungsrat Konrad Bresges.

Sophie Röhrig steht im Ehrenbuch des 2. Weltkrieges, sie starb 1945 bei einem Fliegerangriff auf Berlin. Martha Röhrig lebte viele Jahre in Basel und starb 1956 in Warendorf. Trude Röhrig, ehemals Goldschmiedin, hat sich mit einer Freundin zusammen in Adlersheim/Basel ein Haus gebaut, wo sie zusammen leben. Die jüngste Röhrig-Tochter Hilde heiratete den Landwirt Gustav von Gerlach, der ebenso wie sein zweiter Sohn Gerd, welcher am ersten Tage seines Einsatzes in Rußland fiel, im Ehrenbuch des 2. Weltkrieges verzeichnet ist. Er wurde von den Russen verschleppt und starb im Lager Pr. Eylau. Hilde von Gerlach erlebte in Ostpreußen böse Zeiten unter den Russen, kam dann zu ihrem Neffen Konrad Bresges, Landstallmeister in Warendorf, dem sie den Haushalt führt.

Die jüngste von den sieben Geschwistern in Berge war Martha. Sie verlebte glückliche Jugendjahre bei den Eltern in Berge und war später in Wesel rührend um ihre alternden Eltern besorgt. Nach deren Tode setzte sie den Kontakt mit den zahlreichen Nichten und Neffen fort und war am Ergehen der Einzelnen sehr interessiert. Auch als sie fast blind und schwerhörig wurde, behielt sie ihre rege Familienkorrespondenz bei. In der Inflation 1923 verlor sie ihren Besitz. Ihre Neffen taten sich zusammen, Ewald Luyken in Stolberg (Harz) nahm sie in sein Haus auf. So wurde ihr ein freundlicher Lebensabend ermöglicht, den sie mit lebhafter Korrespondenz, Lesen der Blindenbibel und eifrigem Stricken ausfüllte. Bis zuletzt behielt sie ihr bewundernswertes Gedächtnis. Mit ihrem Interesse für ihre Umgebung, ihren temperamentvollen Aussprüchen und selbsterlebten Berichten aus frühreren Zeiten war sie eine liebe anregende Hausgenossin, von der trotz ihrer





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schweren körperlichen Behinderung an eine Atmosphäre liebevoller Anteilnahme ausging. Sie starb 1912 an Zuckerkrankheit.

In den Chronikblättern 1923 Heft 2 bis 1924 Heft 1 sind in der Bestandsaufnahme die Nachkommen des Zweiges Berge aufgeführt. Es soll am Schluß des Berichtes noch kurz über die lebenden Nachkommen des Zweiges Berge etwas gesagt werden.

Von Otto Luyken und seinen Söhnen Hermann und Ewald wurde berichtet. Von Hermanns Kindern lebt Hedwig Kölker in Elberfeld, Walter Luyken als Farmbesitzer und Kaufmann in Mexiko, Trude Christ mit ihrem Mann Dr. phil. Wilhelm Christ in Leverkusen. Hedwig Kölker hat eine verheiratete Tochter Marie Luise Küppers in Lenzfried bei Kempten im Allgäu, einen verheirateten Sohn Carl-Wilhelm Kölker als Juniorchef in der Fahrzeugfabrik Ackermann in Wuppertal und einen Sohn H. K. als technischer Kaufmann in derselbe Firma. Walter Luyken (Mexiko) und seine Frau Elisabeth haben drei Söhne und eine Tochter; Hermann und Helga leben in Mexiko bei den Eltern, Hans ist Tierarzt in Mexiko, verheiratet und hat einen Sohn Walter, den ersten Namensträger der XIII. Generation. Der 3. Sohn Walter studiert an der Technischen Hochschule in Aachen. Auch von den fünf anderen Kindern der XIII. Generation gehören J. und Renate Küppers sowie N. K. dem Zweig Berge an.

Von Ewalds Kindern lebt sein Sohn Hans mit seiner Frau S. als prakt. Arzt in Hannover. Lieselotte heiratete in erster Ehe den Rechtsanwalt Dr. Hans Schmidt, ihre Tochter Ruth ist als mediz.-techn. Assistentin am Krankenhaus Leverkusen tätig; in zweiter Ehe heiratete Lieselotte den Architekten Paul Hetzer in Merseburg, sie haben die Kinder Doris-Annette und Wolf-Heinrich. Hilde heiratete den Oberlandesgerichtsrat Dr. Erich Kalkoff. Ihre Tochter I. und ihr jüngster Sohn H. leben bei ihnen in Oldenburg, I. ist Sekretärin. Ihr Sohn H. studiert Maschinenbau an der Techn. Hochschule in Hannover, W. studiert Physik an der Universität Göttingen. Ewalds jüngste Tochter Grete heiratete den Studienrat Edgar Poser, sie leben in Hanerau in Holstein mit ihren Schulkindern Wolfgang und Gisela.

Der Mittelpunkt der Familie Hammacher ist Wiesbaden, wo der hochverdiente Oberst a. D. Ernst Hammacher, Ritter des Ordens Pour le mérite, mit seiner Frau Käthe geb. Seidler lebt und die Witwe von Walter Hammacher: Ida geb. Ellenberger. Tante Ida ist schon Urgroßmutter, ihre Tochter Ida heiratete Wilhelm von Nathusius, der bereits gestorben ist; von ihren drei Kindern heiratete F. den Kaufmann bei der Fa. Kalle in Biebrich, F. v. T., deren Kinder P. und F. heißen. F. Schwester L. heiratete den Artz Dr. med. C. D., sie selbst ist Dipl.-Volkswirtschaftlerin. Die dritte Schwester S. v. Nathusius studiert in Bonn und will Dolmetscherin werden. W. H., der Sohn von


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Walter Hammacher, ist als Ingenieur und Kaufmann in Wiesbaden tätig und mit H. geb. W. verheiratet; ihre Kinder heißen J. und W.. Wilhelm Hammacher und seine Frau Viktoria geb. Vickers sind gestorben, ihre Tochter Carola ist Heilpraktikantin in Ebingen (Württ.), ihr Sohn Hans Günther ist gefallen (vgl. Ehrenbuch); dessen Witwe Gisela geb. Rosenkaimer wohnt mit ihrer Tochter M. in Kleve. Lydia Hammacher, die den späteren Oberst Friedhelm von Pilgrim heiratete, hatte drei Kinder: Friedrich von Pilgrim, Werksarchivar bei der Hauptverwaltung der Bergbau-AG. E.-K.-L., lebt mit seiner Frau Elisabeth geb. Körber in Herten i. W., Hedwig von Pilgrim in Karlsruhe und Max von Pilgrim mit seiner Frau Hedwig geb. Conze und den drei Söhnen Friedhelm, H. und E. in Braunschweig. Er ist Dipl.-Ing. und als Ober.-Reg.-Rat Referent für Bauvorschriften im Luftfahrt-Bundesamt daselbt.

Von den Kindern von Hermann Luyken (Berge-Bonn) leben noch, wie schon berichtet wurde, Dorothee und Hedwig. Die drei sprachbegabten Töchter von Fritz leben im Ausland: Juliane als Krankenschwester in Pasadena (Californien), Marie Luise als leitende Hotelangestellte in Paquera auf Mallorca und Ingeborg als Sekretärin in Wien.

Rudolfs Tochter Christel promovierte zum Dr. rer. pol. und heiratete den Justitiar Dr. jur. Erich-Walter Haasis. Sie wohnen in Bremen-Lesum und haben die Kinder Eva, E. und Klaus-Erich. Rudolf Clason, der Sohn von Grethe Clason geb. Luyken, hat die argentinischen Besitzungen seines Vaters Felix geerbt, er ist mit Waldine geb. Müller verheiratet und hat eine Tochter A. M.. Seine Schwester Marie-Luise Clason heiratete den Grafen Woldemar von Schwerin, lebt auf dem dänischen Schloß Hojriies und hat eine Tochter I.-A..

Von den Kindern von Hermine Thilo lebt - wie schon erwähnt - ihre Schwiegertochter Hildegard in Bielefeld; ihr einziger Sohn Georg Thilo ist gefallen, er steht im Ehrenbuch der Familie. Daniels Sohn Walter ist in jugoslawischer Gefangenschaft gestorben (vgl. Ehrenbuch), seine Witwe M. geb. R. lebt in Darmstadt als Kranken-Gymnastin mit ihren Kindern Hans und Klaus. Von Daniels Töchtern ist Anna als Sekretärin bei der Potsdamer evgl. Frauenhilfe, Martha als Kindergarten-Leiterin der Heiliggeistkirchengemeinde in Potsdam tätig. Daniels Sohn Günter wurde beim Einmarsch der Russen in Berlin erschossen (siehe Ehrenbuch), seine Witwe G. geb. P. v. C. lebt mit ihrem Sohn D. in Erlangen. Der dritte Sohn von Daniel Thilo, Oberregierungsrat Rudolf Thilo in Aurich, ist verheiratet mit Anneliese geb. Hecker und hat einen Sohn W.. Die Nachkommen von Eduard Thilo sind sehr zerstreut. Die Witwe seines verstorbenen Sohnes Paul, Marianne geb. Wittmann, ist Röntgen-Assistentin in Solingen-Ohligs, die Witwe seines gefallenen Sohnes





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Fritz (vgl. Ehrenbuch), Eva geb. Eckstein, ist Sekretärin bei den Farbenfabriken Bayer in Leverkusen. Die Zwillinge Hedwig und Hildegard wohnen im Elternhaus in Mödling bei Wien, Hildegard ist als Sekretärin bei der Stadtgemeinde, Hedwig im Kundendienst an der Autobus-Hauptkasse tätig. Elisabeth Thilo hat den Reitlehrer John Arthur Timson geheiratet, lebt in England und hat zwei Kinder: Erika-Elisabeth und John Albert Edward.

Hermines Tochter Ilse Machatius, Dr. der Staatswissenschaften, heiratete Dr. jur. Hermann Spieler, z. Zt. Bundesrichter beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe. Ihre Kinder Kurt und Irmgard sind verheiratet, Kurt ist Hauptmann, mit M. H. verheiratet und hat zwei Kinder, Irmgard ist Dr. med. und mit Landesverwaltungsrat Dr. jur. Jürgen Albath in Münster verheiratet. H. S. ist Gerichtsreferendarin in Freiburg/Br.

Die beiden Söhne von Martin Thilo sind in der Nähe von Eitorf geblieben. M. ist Dr. jur. und als Jurist beim Gerling-Konzern in Köln tätig, er heiratete E. F. aus Danzig. U. wohnt in Happach bei Eitorf, ist Dr. phil. und arbeitet an einem Forschungsauftrag über arabische Kultur, er studiert nebenbei Theologie in Bonn.

Von den zwölf Kindern von Johanne Röhrig leben noch Trude Röhrig und Hilde von Gerlach, von den Schwiegertöchtern Else, Käthe, Natalie und Annegret. Der Familienmittelpunkt der Röhrigs ist Warendorf, wo der Landstallmeister Konrad Bresges stets ein offenes Haus für die Familie hat. Seine Schwester Armgard Bresges, Geigenspiellehrerin, lebt meist in Berlin. Hilde von Gerlachs Sohn ist als Landwirt in Wollbrechtshausen (Krs. Nordheim) tätig. Marie Neuser geb. Röhrig hat einen Sohn Werner, der mit seiner Frau Else geb. Wagner als Landforstmeister a. D. in Tübingen lebt. Seine Schwester Gretel heiratete den Medizinalrat Dr. Kaiser und lebt nach dessen im Ehrenbuch vermerkten Tod in Berlin mit ihrem Sohn W. . Ernst Röhrig - (Morroschin) hatte einen Sohn Fritz der mit seiner Gattin Gardi geb. Bock als Regierungs-Landwirtschaftsrat in Heidelberg lebt und die drei Söhne H., W.-Ch. und A. hat. Seine Schwester Ursula ist Angestellte des deutschen General-Konsulats in Zürich. Käthe Röhrig, die Witwe von Hermann Röhrig, lebt mit ihrer Tochter Elisabeth. in Rinkerode bei Münster, ihr Sohn Dr. Ernst Röhrig ist Forstassessor und Hochschuldozent an der Forstakademie in Hann.-Münden. Die beiden Kinder von Annegret und Fritz Röhrig sind gestorben: Annegret starb jungverheiratet an Zuckerkrankheit, Wilhelm fiel 1944 im Osten (vgl. Ehrenbuch).

Der Zweig Berge der Familie Luyken umschließt viele Schicksale, viel Schönes und viel Trauriges. Ich möchte schließen mit einem Gedenken an die Gefallenen, die im 1. und 2. Weltkriege ihr Leben opferten. Ihnen und allen Entschlafenen gilt ebenso wie uns Lebenden unser Wappenspruch: Spes mea Christus.


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Als seine Mutter im Oktober 1898 auf Landfort gestorben war und seine Geschwister ihre Anteile an der elterlichen Besitzung auf Albert übertragen hatten, nahm er, um sich der Verwaltung von Landfort, das mit etwa 65 Hektar in Holland und etwa 11 Hektar in Deutschland gelegen ist, ausschließlich widmen zu können, im Sommer 1903 einen zweijährigen Urlaub. Er erbat danach seinen Abschied aus dem Staatsdienst, der ihm unter Gewährung von Pension und Verleihung des Charakters als Geheimer Regierungsrat im September 1905 bewilligt wurde.

Alberts Mutter hatte am 29.9.1874 in zweiter Ehe Wilhelm Schlimmer geheiratet, der Direktor der Niederländisch-Mettray war, einer unweit Zutphen gelegenen Ackerbaukolonie zur Erziehung armer und verwahrloster Kinder. Sein Vater hatte s. Zt. in Mettray einige Häuser gestiftet und war dadurch mit der Familie Schlimmer bekannt geworden. Wilhelm Schlimmer zog nunmehr mit Berta, seiner jüngsten Tochter aus erster Ehe, die ihre Mutter schon sehr früh verloren hatte, nach Landfort. Dort lernten sich Albert und Berta als nicht blutsverwandte Halbgeschwister kennen und heirateten einander am 5.4.1881. Die Ehe war eine überaus glückliche. Am 5.4.1931 konnte das im holländischen und deutschen Grenzgebiet hochverehrte Paar die goldende Hochzeit feiern.

Albert besaß einen ausgeprägten Familiensinn, der ihn schon frühzeitig zu genealogischen Studien veranlaßte. Das von seinem Vater eingerichtete Familienarchiv erweiterte er noch und hat es bis in die letzten Tage seines Lebens fortgeführt. Leider ist dies Archiv im 2. Weltkrieg durch Bomben vernichtet worden.

Alberts lebhaftes Familieninteresse galt aber nicht nur der Erforschung der Lebensgeschichte der Vorfahren, sondern namentlich auch dem Zusammenschluß der in der Gegenwart lebenden Glieder der weitverzweigten Familie. Die Gründung des Familienverbandes auf dem Familientag in Wesel im Jahre 1926 ist sein Werk. Er war Vorsitzender des Familienvorstandes bis an sein Lebensende.

(Vgl. hierzu das ausführliche Lebensbild in Band II der alten Chron.-Blätter Seite 139 ff.)

VIII 37    Carl Luyken, * 10.6.1862 auf Landfort, † 17.12.1938 zu Velp (Holland); verh. 9.4.1888 mit Caroline (Lientje) geb. Hissink, * 31.12.1866 zu Zutphen (Holland), † 28.12.1925 zu Velp.
3 Kinder.

Carl besuchte die Gymnasien in Hamm i. W. und Wiesbaden, sowie das Realgymnasium in Stuttgart, bei dem er die Reife-





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prüfung ablegte. Um die großen Waldungen des ihm und seinen Geschwistern als väterliches Erbe zugefallenen Rittergutes Sonsfeld bei Haldern (Niederrhein) fachmännisch verwalten zu können, widmete er sich dem Forstfach und besuchte hierzu mit zwischenzeitlicher praktischer Betätigung auf Sonsfeld und einer Oberförsterei in Pommern die Forstakademien in München und Eberswalde. Hier schloß er im März 1888 das Studium mit dem "Academicum" ab. Im April des gleichen Jahres heiratete Carl in Zutphen Caroline Hissink, die Tochter von Diderich Hissink und Catharina geb. Schlimmer und übernahm nun die Verwaltung des Gutes Sonsfeld. Hier verlebte das Ehepaar eine sehr glückliche Zeit. Im Frührjahr 1910 verkaufte jedoch Carl auf Anraten seiner Geschwister und Miterben Sonsfeld und zog nach Boppard, wo er auf halber Bergeshöhe das sog. Schlößchen erworben hatte, das er noch durch Anbauten erweiterte und dessen Gartenland er durch Hinzukauf angrenzender Gärten vergrößerte. Hier richtete er eine Obstzucht ein, die er sehr sorgsam pflegte.

Der verlorene Krieg brachte ihm die Franzosen ins Haus. Ihr Verhalten wurde von Jahr zu Jahr unerträglicher, so daß sich Carl im Winter 1923/24 entschloß, die schöne Besitzung aufzugeben und nach Velp bei Arnheim in Holland zu ziehen. Dort hoffte er, mit seiner Gattin in deren Heimatland, zugleich in der Nähe von Landfort, einen ruhigen Lebensabend zu verbringen. Aber bald machte sich bei Caroline ein schweres inneres Leiden bemerkbar, von dem sie am 28.12.1925 durch einen sanften Tod erlöst wurde.

Um dem vereinsamten Bruder nahe zu sein, gab seine verwitwete Schwester Helene van Woelderen im Juni 1931 ihren Wohnsitz in Vlissingen auf und ließ sich gleichfalls in Velp nieder. Sie stand Carl bis zu seinem Lebensende in täglichem Gedankenaustausch trostreich zur Seite.

Carl besaß eine große Kunstfertigkeit in Holzschnitzereien. So hatte er für die Kirche in Haldern, deren Patronatsherr er als Gutsherr von Sonsfeld dereinst gewesen war, aus Landforter Eiche einen wundervollen achtzehnarmigen Leuchter geschnitzt.

(Vgl. hierzu das ausführliche Lebensbild in Band II der alten Chronikblätter Seite 629 ff.)

Von den Töchtern verheirateten sich:

VIII 33 Albertine (1852-1908) mit Emil Kleemann (1846-1929),

VIII 34 Helene (1853-1945) mit Carel van Woelderen (1839-1904),

VIII 36 Emma (1858-1947) mit Robert Habermaas (1856-1921).


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Chronikblatt 1959