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Karl Kerlen (1835-1905)
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Ludwigshafen, 13.7.2014


Karl Hermann Adolf Kerlen, Generation 9, Ref.Nr. 09-074s (BK1472)

Geboren: 3.11.1835 in Dortmund
Gestorben: 5.3.1905 in Florenz (Italien) (Alter: 69 Jahre)

Beruf: Major in Zeitz

Vater: Karl Kerlen
Mutter: Wilhelmine Dresler

Gattin: Lina Hammacher
Heirat: 23.10.1870 in Warstein

Kinder:
Karl Kerlen (1872-1872)
Kurt Kerlen (1873-?)
Karla Kerlen (1875-1943)
Gert Kerlen (1887-?)




Biographie Karl Kerlen

Carl Kerlen besuchte das Stadtgymnasium in Dortmund und sollte nach dem Willen der Eltern Theologe werden. Stattdessen suchte der einzige Sohn das Abenteuer in Amerika. Er schlug sich von 1854 bis 1857 als Waldarbeiter und Holzfäller durch und lernte so die Baumarten kennen, die er später in Arnsberg in seinem Park anpflanzte. Zu seinem persönlichen Glück verhalf ihm die Gelegenheit, als Lebensretter für die Tochter eines Indianerhäuptlings auftreten zu können. Der Indianer revanchierte sich mit seinen Kenntnissen über ein Gold enthaltendes Gebiet und Carl fand soviel davon, dass er sich die Rückreise nach Deutschland und das Leben in der alten Heimat für eine Weile leisten konnte.

Nach seiner Rückkehr entschloss er sich bald Berufssoldat zu werden. Er trat als Einjähriger zunächst bei der Garde Artillerie ein. Vor 1859 finden wir ihn als Eleve auf einem Gute in der Nähe von Kamen. Nach der Mobilmachung wurde er Landwehroffizier. 1860 wurde er zum 53. Inf. Regiment versetzt und war in Münster und Warendorf stationiert. Anschließend wurde er zum Lehrbataillon nach Potsdam kommandiert. 1864 nahm er am Deutsch-Dänischen-Krieg teil, der für ihn von entscheidender Bedeutung werden sollte.

Neben den Danewerken, die schon seit historischer Zeit die südliche Verteidigungslinie der Dänen bildeten, stellten die Düppeler Schanzen am Als Sund das Schutzbollwerk zur Sicherung des Übergangs zu den dänischen Inseln dar und hatten allen bisherigen Belagerungen und Erstürmungsversuchen standgehalten. Nachdem die Dänen im Februar 1864 Schleswig und Flensburg geräumt und die Danewerke aufgegeben hatten, zogen sie sich auf die Düppeler Schanzen zurück und sorgten bei allen 10 Schanzen für freies Schussfeld. Für uns ist nun die endgültige und letztlich kriegsentscheidende Erstürmung der Schanzen wichtig. Sie fand am 18. April 1864 statt und begann in der Nacht um 4 Uhr. Sechs Stunden lang wurden die Schanzen von schwerer Belagerungsartillerie unter Beschuss genommen.


Die Erstürmung der Düppeler Schanzen
am 18. April 1864

Um 10 Uhr begann der eigentliche Sturm auf die Schanzen. Theodor Fontane berichtet in seinem Buch "Der Schleswig-Holsteinische Krieg im Jahre 1864" auf den Seiten 207 bis 222 ausführlich von der Erstürmung der im Mittelfeld gelegenen Schanze IV, welche der stärkste Teil der Anlage gewesen sein soll. Zur Erstürmung der Schanze IV stiegen Schlag 10 Uhr Kompanien vom 53. Regiment aus der Parallele heraus auf besagte Schanze. Der Weg zu dieser Anlage führte zwischen den Festungswerken III und V hindurch, wobei in dem mörderischen Schlachtengetümmel die Schanze III nicht weniger als fünfmal erobert wurde. Oberst v. Buddenbrock, der Kommandeur des 53. Regiments indes, der dies erkannte, stoppte, energisch eingreifend, den Strom der Kämpfer und zwang ihn, sich jetzt endlich auf das eigentliche Ziel, die Erstürmung der Schanze IV zuzubewegen. Die Dänen, die Absichten des Feindes erkennend, stiegen auf die Krone der Schanze und eröffneten zur Abwehr ein starkes Flintenfeuer. Trotz dieser Hemmnisse drang die Kolonne unter starken Verlusten vor und stieg schließlich auf die Brustwehr hinauf. Wörtlich lesen wir nun bei Fontane auf Seite 209:

"Unter den Vordersten befanden sich die Premierlieutenants v. Baer, Benkendorff und v. Bastineller und die Secondelieutenants Kerlen und Coppenrath."

Und auf Seite 222 steht in der Fußnote:

"Bei der Eroberung der Schanze VIII wirkte auch Lieutenant Kerlen vom 53. Regiment mit, der die Kehlfront umgehend, die Brustwehr von Norden erstieg. Es war dies die dritte Schanze, die Lieutenant Kerlen erobern half. Bei allen dreien tat er sich hervor. Er gehörte zur 4. Sturmkolonne und war - neben Lieutenant Loebbecke - einer der ersten in Schanze IV. Von Schanze IV aus stürmte er mit 30 bis 40 Mann von den verschiedensten Regimentern gegen Schanze VII und war hier vielleicht der erste."

Möglicherweise hatte sich bei dieser Schanze die Geschichte zugetragen, von der die Dortmunder Zeitung am 11. Januar 1927 am Ende eines Artikels über die Familie Hammacher berichtete. Danach soll Karl Kerlen seinen Degen aus der Scheide gezogen haben und ihn über die Palisaden werfend zu seinen Leuten gerufen haben: "Vorwärts marsch, wir holen ihn uns wieder!" Und da das Bravourstück gelang, erhielt Karl Kerlen für besondere Tapferkeit den Orden "Pour le Mérite". Auf dem Kerlen-Hof in Schleswig Holstein verwahren die Nachkommen heute noch ein Bild mit Widmung des Kronprinzen Friedrich Wilhelm, dem späteren Kaiser Friedrich III. und, wie wir bei unserem diesjährigen Besuch überrascht feststellen konnten, auch noch den Orden.

Eine Folge dieser hohen Ehrung war es auch, dass Carl als Ordonanz-Offizier den damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm zur Erbhuldigungsfeier nach Münster i. W. begleiten durfte, welche vor dem preußischen Königspaare am 18. Oktober 1865, dem 50. Jahrestage der Wiedervereinigung Westfalens mit Preußen stattfand; für einen Kerlen noch eine zusätzliche Anerkennung, da doch der Großvater in schwierigen Zeiten einer der ersten preußischen Beamten in Münster war.

Nunmehr als Kompanieführer zog er 1866 gegen Österreich und wurde dazu zum 86. Inf.-Regiment nach Zeitz verlegt. Nach Beendigung dieses Feldzuges wurde er zum Hauptmann befördert. 1870 war er Ausbilder, später vertretungsweise Kommandeur in der Unteroffiziersschule Weißenfels. In diesem Jahr fand auch die Eheschließung mit der Tochter des Gewerken - heute würde man sagen Hüttenbesitzers - Wilhelm Hammacher in Warstein statt, wo es noch eine Anekdote zu vermelden gibt. Um in Kriegszeiten und überhaupt vor seinen Leuten die sehr private Angelegenheit zu vertuschen, telegrafierte er nach Warstein: "Stute Lina für Hauptmann Kerlen bereithalten." Lina Hammacher und Carl Kerlen kannten sich bereits aus Kindertagen, denn die Pastorenfamilie wohnte schräg gegenüber vom Kaufhaus Hammacher in Dortmund. Der Vater Wilhelm Hammacher hatte erst später die Leitung der Eisenhütte in Warstein übernommen und die Verwaltung des Geschäftes in Dortmund seinem noch rüstigen Vater überlassen. Die Trauung fand schließlich am 23. Oktober 1870 in Warstein statt.

Kurze Zeit nach der Hochzeit kam Carl zur Besatzungsarmee von Paris und wehrte am 19. Januar 1871 einen Ausfall der Franzosen aus dem Mont Valerien erfolgreich ab. Und nun lesen wir in der Familienchronik der Kerlens den entscheidenden Satz: Am Tage zuvor hatte er in der Spiegelgalerie des Versailler Schlosses der Kaiserproklamation beigewohnt. Also war er tatsächlich bei dieser Feier zugegen gewesen und könnte natürlich auch zwischen den zahlreichen Militärpersonen auf den beiden später veröffentlichten Gemälden zu sehen sein.

Im März zog Hauptmann Kerlen mit seiner Frau nach Weißenfels. Die junge Familie wohnte in den nächsten Jahren dort, wo auch die beiden ersten Söhne geboren wurden. Bei der Taufe des 1. Sohnes werden die beiden Großelternpaare, Oberpfarrer und Superintendent Kerlen aus Dortmund und seine Frau und die Familie Hammacher, Hüttenbesitzer zu Warstein, als stolze Paten genannt. Leider lebte der Sohn Karl nur 14 Tage. Am 30.8.1873 wurde dem Paar der zweite Sohn geboren und auf die Namen Curt Karl Albrecht getauft. Vom Nachkommen dieses Sohnes stammen die ersten Aufzeichnungen, woraus wir besonders die illustrierenden Geschichten entnommen haben.

Lina war mit gut 20 Jahren Kommandeursfrau und so wollen wir gerne jene Geschichte glauben, die sich an einem Sonntag, als das Personal im Gottesdienst war, zugetragen haben soll. Ein nach Weißenfels strafversetzter Leutnant meldete sich just um die Stunde des Kirchgangs bei der Kommandeursfamilie zu seinem Antrittsbesuch. Der Enkel Fritz Kerlen schildert es so: Da ging Großmutter im weißen Spitzenhäubchen, wie es damals so Mode war, selbst zur Türe und öffnete dem Gast. Der eintretende Leutnant fasste der jungen Frau unters Kinn und sagte: "Na, Kleine, ist die alte Kommandeuse da?" Großmutter Lina machte einen höflichen Knicks, führte den jungen Mann in den Salon und bat ihn dort auf die Herrschaft zu warten. Indessen zog sie sich um und gab sich wenig später dem verdutzten Leutnant als die "Alte" zu erkennen.

1875 finden wir den Hauptmann beim 79. Regiment in Hameln, wo am 7. August die Tochter Karla geboren wurde. 1878 wurde er nach Brandenburg versetzt und zum Major und Bataillonskommandeur im 35. Inf.-Regiment befördert. Aus gesundheitlichen Gründen nahm er einen längeren Urlaub. Gicht und Rheuma setzten ihm mittlerweile derart zu, dass er sich zunächst beurlauben ließ, schließlich aber seinen Abschied nahm und nach Arnsberg zog.

Für Arnsberg als Alterssitz sprach vor allem der Arnsberger Wald. Der Schwiegervater des Majors, Wilhelm Hammacher, hatte zur Gewinnung von Holzkohle in der Nähe von Möhnesee und Hevebecken Waldgebiete erworben und Carl hoffte diese verwalten und vor allem darin seiner Jagdleidenschaft nachgehen zu können. Ihre Wohnung hatte die Familie zunächst in der Königsstraße, gegenüber der Einmündung der Prälaturstraße. Leider kam dann alles ein wenig anders, denn 1881 starb der Hüttenbesitzer Hammacher und der mit der Verteilung des Erbes beauftragte Kaufmann Arnold Luyken, übrigens ein Sohn des Arnsberger Kreisrichters und zugleich ebenfalls ein Schwiegersohn Hammachers, entschied nach ökonomischen Gesichtspunkten, dass der Wald verkauft würde. Mit Linas Anteil vom Verkauf der Warsteiner Eisenhütte ging der Major zielstrebig daran, in der Verlängerung der Königstraße vor dem Eichholz den Bauern ihre Grundstücke abzuhandeln, so dass bald einer den anderen fragte: "Hat dir auch der verrückte Major ein Äckerchen abgekauft?" Kerlens erbauten auf dem Grundstück eine Villa im italienischen Stil mit vielen Glasfenstern, die sie am 15. März 1883 bezogen. Weil die großen Glasscheiben einigen Arnsberger Lausbuben als Zielscheiben gedient haben sollen, gab es anfangs einigen Ärger. Zwei Gründe sollen für eine Veränderung in den Beziehungen zu den Anwohnern gesorgt haben, einmal machte der Major klar, dass er als leidenschaftlicher Jäger und Militär über ein Gewehr verfüge und gut schießen könne und dann brachte er führenden Personen aus der katholischen Gemeinde Arnsbergs Rosenkränze mit besonderen Widmungen und Segenswünschen von einer Reise mit, womit der Protestant Kerlen zu verstehen gab, dass er den Glauben der Bevölkerungsmehrheit zu achten gedenke. Um die Villa legte er nach Angaben von Kurt Kerlen einen ca. 5 ha großen Park an, in den er auch zahlreiche Bäume aus Nordamerika setzte. Neben den herrlichen Bäumen, Sträuchern und Blumen gab es einen kleinen See und eine Kegelbahn. Fürst Pückler mag bei der Ausgestaltung Pate gestanden haben, formulierte einmal ein Gast; vielleicht war es auch der Wörlitzer Park, den Kerlens von Weißenfels oder Zeitz aus kennengelernt haben könnten. Angeblich wurden zunächst von jeder Baumart zwei Exemplare bestellt und eingepflanzt, aber hernach ließ man vor allem von den besonders wüchsigen Sorten nur einen Baum im Park weiter wachsen. Eine mächtige amerikanische Eiche dominiert noch heute den unteren Teil des Gartens, der in den Besitz der Tochter Karla und damit später der Familie Schmale übergegangen ist.

Der Major war Mitbegründer der Casinogesellschaft und mischte sich wohl nicht nur in seiner Eigenschaft als Stadtrat in allerlei Angelegenheiten ein, wenn er sich nicht wegen seines Rheumas vor allem während der nasskalten Jahreszeit in wärmeren Ländern aufhielt. Die Familie bereiste Nordafrika und war häufig in Italien. Im Zusammenhang mit dem Major sind auch noch drei Kanonenrohre zu erwähnen, die von einem dänischen Kriegsschiff stammen sollen und aus der Ostsee geborgen worden waren. Zunächst als Schrott zum Einschmelzen in das Sauerland gekommen, besorgte Carl Kerlen die Aufstellung je eines Kanonenrohres am Schlossberg, unterhalb des Ehmsen-Denkmals im Eichholz und natürlich eine vor seiner eigenen Villa. Später hieß es, dass die Geschütze auch ursprünglich vom Schlossberg stammten, was so nicht stimmt. Sie verdanken ihre Existenz in Arnsberg dem Major Kerlen.

Das ereignisreiche Leben des Majors endete allerdings nicht in Arnsberg, sondern am 5. März 1904 in Florenz. Als er merkte, dass es zu Ende ging, verlangte er nach seinem Orden, presste ihn noch einmal an die Brust, nahm militärische Haltung an, sagte, den Kopf grüßend vorbeugend "Majestät" und - verschied, so wird es im Familienkreise erzählt.

Quelle: Bericht von Horst Bernstein in: "Heimatblätter, Heft 27, 2006, Arnsberger Heimatbund e.V."



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Bildergalerie Karl Kerlen


18.1.1871
Schloß Versailles
Reichsgründungsfeier
Generalstab des Kronprinzen Friedrich Wilhelm
Karl 4. von rechts in der ersten Reihe

Villa Kerlen in Arnsberg
Auszug aus den Kirchenbüchern der
ev. Kirchengemeinde Warstein.

Karl Adolf Hermann Kerlen, Superintendent*)
zu Dortmund, 35 J., mit
Lina Sofie Albertina Josefina Hammacher
wurden kirchlich getraut am 23. Oktober
1870.

Dies bescheinigt amtlich mit Namensunter-
schrift und Dienstsiegel
Warstein, den 26. Oktober 1935.
Der Pfarrer:
Stein P.

*)Dies ist ein Fehler: Karl war immer Soldat
und zu dieser Zeit Hauptmann.
Superintendent, und zwar ab 1868 in Dortmund,
war sein Vater Karl.

Geburtsschein

** Zwei hervorragende Dortmunder gestorben.
In diesen Tagen starb, wie wir in der "Barmer
Zeitung lesen, in Florenz im Alter von 69 Jahren
der Major a.D. Karl Kerlen, der Sohn des
hier noch im besten Andenken stehenden früheren
langjährigen Pastors der reformierten Gemeinde.
Der Verstorbene erwarb sich als junger Leutnant
im Infanteire-Regiment Nr. 53 im Feldzuge gegen
Dänemark den Orden pour le mérite und machte
den Krieg von 1866 als Ordonnanz-Offizier des
damaligen Kronprinzen mit. Während des krie-

Familien-Nachrichten
Am 5. März 1905 verschied zu Florenz
Herr Major a.D. Kerlen.
Das Regiment verliert in ihm einen
Kameraden, der sich durch hervorragendste
Tapferkeit bein Sturm auf die Düppeler
Schanzen den Orden pour le mérite erwarb.
Vorbildlich für Alt und Jung, hat er sich
auch durch treueste Kamerdaschaft dem Regiment,
dessen Uniform er bis zum Tode trug und dem
er noch in letzter Stunde seine Grüße sandte,
unsterblich gemacht.          2009
Im Namen des Offizierkorps:
v. Blankenburg

Oberst und Kommandeur
des. 5. Westfäl. Infanterie-Regiments Nr. 53.


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Verweise Karl Kerlen

Interne Verweise
• Bestandsaufnahme, Chronikblatt 1921, Seite 47
• Bestandsaufnahme, Chronikblatt 1924, Seite 177
• Nachruf Emma Hammacher, Chronikblatt 1927, Seite 320
• Nachruf Lina Hammacher, Chronikblatt 1933, Seite 156



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