Deutsche Südpolar-Expedition
• Bericht von Karl über die Kerguelen-Expedition zum 14. Geographentag Berlin (1903)
Die Gauss war ein berühmtes deutsches Polarschiff, das die Deutsche Südpolexpedition zwecks Erkundung zur Antartik 1901-1903 brachte.
Zwei große Expeditionen wurden gleichzeitig durchgeführt: Eine englische unter dem Kommando von Kapitän Scott auf der "Discovery" und eine deutsche
unter Führung von Drygalski auf der "Gauss". Sie starteten in einem Abstand von 5 Tagen aus Europa und sollten sich ergänzen, während sie unterschiedliche
Sektore der Antarktik erkunden sollten.
Der Schiffsname wurde in Andacht an den berühmten Mathematiker Karl Friedrich Gauss (1777-1855) gewählt, der sich auch mit dem Erdmagnetismus beschäftigte.
Die Namenswahl sollte den wichtigen Beitrag des Wissenschaflters zur Erkundung des Südkontinents würdigen.
Die Gauss wurde an der Kieler Werft von 1899 bis 1901 gebaut und hatte 3 Mäste, 46 m Länge und 6.3 m Breite. Sie war mit einem kohlebefeuerten Hilfsmotor
ausgestattet, der für die Navigation im Eis unentbehrlich war. Die Teile aus Eisen wurden soweit wie möglich durch Bronzeteile ersetzt, um die
geomagnetischen Messungen nicht zu stören. Die Mannschaft bestand aus 32 Matrosen und 5 Offizieren. Die Leitung der Deutschen Südpolexpedition wurde
Erich von Drygalski (1865-1949) übertragen, ein anerkannter Geophysiker und Glaciologe. Die Wissenschaftler in der Gruppe waren: Ernst Vanhôffen, Zoologe;
Hans Gazert, Arzt und Bakteriologe; Emil Philippi, Geologe; Friedrich Bidlingmaier, Meteorologe und Geomagnetologe. Dieser Gruppe fügte sich eine zweite
Gruppe hinzu, die per Schiff über Australien anreiste und die ein Jahr Lang auf den Kerguelen Inslen bleiben sollte: Emil Werth, Botaniker, Josef Enzensperger,
Meteorologe; Karl Luyken, Techniker. Es war vorgesehen, dass diese zweite Gruppe von der Gauss bei ihrer Rückreise aus der
Antarktik abgeholt wurde.
Die Gauss startete in Kiel am 11. August 1901. Sie erreichte die Crozet Inseln am nachfolgenden 25. Dezember. Alle Wissenschaftler stiegen für einige
Stunden auf der Insel Possession aus und sammelten Gesteinsproben und Pflanzen. Danach, am 2. Januar 1902, erreichte die Gauss den Pass Royale an den
Kerguelen und traf die kleine Gruppe aus drei Wissenschaftlern nach 2 Monaten.
Diese drei Wissenschaftler, die über Sydney gekommen waren, hatten Ausrüstungen, Kohle und Schlittenhunde für die Gauss mitgebracht. Sie hatten sich
am Golf von Morbihan in der ehemaligen englischen astronomischen Station von 1874 installiert, am Ufer der Bucht der Sternenwarte. Sie hatten einen Mechaniker und einen
Koch dabei. Die aus Sydney mitgebrachten chinesischen Coolies erkrankten. Manche starben, die anderen wurden nach Australien zurückgeschickt.
Diese Gruppe, die in Kerguelen blieb, sollte meteorlogische und Geomagnetische Messungen durchführen.
Die Gauss lud sämtliches für sie bestimmtes Material, 20 Schlittenhunde (in Kerguelen blieben ebenso viele), Kohle und ein Ergänzungsbrennstoff in
Form von ... Pinguinen!
Am 31 Januar 1902 startete die Gauss zu ihrer Südpolmission. Aber sie kam zu spät in der Antarktis an und blieb vom 22. Februar 1902 bis zum
8. Februar 1903 im Packeis gefangen. Sie kam nach Kerguelen am 19. April 1903 zurück, 15 Monate nach ihrer Abfahrt, um die zweite Gruppe abzuholen. Aber
in der Station an der Bucht der Sternwarte war niemand! Nur nach Ankunft am Kap, am darauf folgenden 10. Juni, erfuhr Drygalski die Tragödie, die sich
abgespielt hatte.
Zu Anfang des südlichen Sommers 1902-1903 war die Gruppe erkrankt. E. Werth war der erste Befallene, danach Enzensperger. Es handelte sich um Beri-Beri.
Nach grausamem Leiden, das er in einem persönlichen Tagebuch festhielt, starb Enzensperger am 2. Februar 1903. Werth wurde von einem Schiff gerettet, das
am 1. April 1903 aus Australien ankam und die restliche Gruppe nach Sydney zurückbrachte. Die genaue Ursache dieser Epidemie ist bis heute noch nicht
klar.
Die Gauss erreichte Kiel am 1. Dezember 1903. Dieses schöne Schiff, das für die Polarreise so gut gebaut wurde, konnte nicht erhalten werden. Um für
einen Teil der Expeditionskosten aufzukommen, wurde sie an Kanada verkauft, um an der Hudson Bay zu dienen, nachdem sie auf "Die Arktis" umgetauft
wurde.
Drygalski brauchte mehr als 25 Jahre, von 1905 bis 1930, um die Ergebnisse der Expedition zu veröffentlichen: 20 Bände Versuchsergebnisse und 2 Atlanten.
Drygalski starb in 1949 mit dem bitteren Gefühl, dass seine Expedition durch den enormen Welterfolg von Kapitän Scott unbeachtet blieb.
Auf den südlichen Inseln, am nördlichen Ufer vom Golf von Morbihan, verblieben einige Gräber der chinesischen Coolies, Kreuze in die man Reishalme gesteckt
hatte und daneben der Grabstein von Enzensperger: Niemand hat sie bisher wiedergefunden. Sind sie im Geröll
oder in einem bedauernswerten Vandalismusakt verloren gegangen?
Gracie Delphine
Bibliothèque de France
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