Familienverband Luyken



Chronikblätter 1966 (Band V)
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Ludwigshafen, 25.3.2017



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Wesen besonders entsprach. So übernahm sie 1943 auch gern die Leitung der evangelischen Frauenhilfe in Obrighoven. Sie war jederzeit bis an ihr Lebensende in ihrer gütigen und liebevollen Art offen für die Sorgen und Nöte ihrer Umwelt, nicht nur in der Familie, sondern ebenso in einem großen Kreis nah- und fernerstehender Menschen, und jeder fand bei ihr Verständnis und Zuspruch. Ihrer Toleranz entsprach ihr immer ausgleichendes Wirken. Ihre Selbstlosigkeit und Bescheidenheit, ihr humorvolles und warmherziges Wesen erwarben ihr Liebe und Achtung aller, die sie kannten.


Herbert Wirth
1907 - 1966

Herbert Wirth wurde am 27. September 1907 in Leipzig als Sohn des Kaufmanns Karl Wirth (geb. 1881) und seiner Frau Elsa geb. Schümichen (geb. 1884) geboren. Im ersten Weltkrieg, an dem der Vater von Anfang bis Ende teilnahm, traf die Familie ein harter Schlag, als das dritte Kind, Herberts Schwesterchen Edith, erst fünfjährig einem Herzfehler im Jahre 1916 erlag.

Nachdem Herbert die mittlere Reifeprüfung abgelegt hatte, erwarb er sich in der väterlichen Firma "Karl Wirth, Automobile" (gegründet 1910) eine gründliche kaufmännische und technische Ausbildung. Nach deren Abschluß war er bis zu seinem Tode in leitender Funktion als technischer Kaufmann in diesem Unternehmen tätig. Dieses war die älteste selbständige Handelsfirma in Leipzig, die vertragliche Verbindungen mit bedeutenden Automobilfabriken Deutschlands hatte und jahrzehntelang Großhändler der General Motors für den Bezirk Leipzig war.

Schon seit frühester Jugend war Herbert ein begeisterter Anhänger des Kraftfahrzeugsports und gleichsam als Ausgleich dazu der Reiterei. Mit 17 Jahren erwarb er den Führerschein und hat in zahlreichen motorsportlichen Konkurrenzen wertvolle Preise heimgebracht. Die besonderen Schwierigkeiten, denen die deutsche Automobilwirtschaft seit 1925 ausgesetzt war, verlangten von dem jungen, sehr schnell in eine verantwortliche Stellung aufgerückten Kaufmann den Einsatz seiner ganzen Fähigkeiten. Er hat diese Bewährungsprobe glänzend bestanden und wesentlichen Anteil daran, daß das Unternehmen bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges 1939 trotz aller zeitbedingten Schwankungen eine gute Entwicklung genommen hat und sich bei den Produzenten und bei den Kunden des besten Rufes erfreuen konnte.


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Herbert hatte das Glück, eine frohe und wohlbehütete Kindheit und Jugend mit seinem anderthalb Jahre älteren Bruder Karl zu verleben. Im Februar 1937 zogen die Eltern mit Herbert (Karl war inzwischen verheiratet) in das Etagenwohnhaus Pölitzstr. 6, in welchem schon seit 1932 die Familie Philipp Luyken (X 58 WA) wohnte. Hier begegnete er zum ersten Mal der damals 16jährigen Schülerin Helene (Leni) Luyken (XI 95 WA). Beide wußten damals noch nicht, daß sie 12 Jahre später ein glückliches Ehepaar werden sollten.

Am zweiten Weltkrieg hat Herbert vom ersten bis zum letzten Tag teilgenommen und ist glücklicherweise gesund heimgekehrt. Zu Hause fand er einen zu 90% bombenzerstörten Betrieb vor, dem durch die besonderen Verhältnisse die wesentlichsten Existenzgrundlagen entzogen waren. Trotzdem hat er sich nicht entmutigen lassen und den Wiederaufbau innerhalb der gegebenen Möglichkeiten zusammen mit Vater und Bruder durchgeführt. Schwierigkeiten und Rückschläge hat es dabei genug gegeben, und der Betrieb ist auf einen engen Rahmen beschränkt geblieben.

In all diesen schweren Jahren gab es auch frohe und glückliche Stunden. Am 2. April 1949 heiratete Herbert Leni Luyken. Die Trauung wurde in der Friedenskirche zu Leipzig-Gohlis, in der beide konfirmiert worden waren, durch Pfarrer Wolfgang Schaeffer, Berlin-Wilmersdorf, vollzogen. Das junge Paar zog in Herberts elterliche Wohnung. Auch zwischen den beiden Elternpaaren bestand ein herzliches Verhältnis, zumal beide Väter begeisterte Jäger waren. Die erste Lücke riß der Tod von Vater Philipp Luyken im Dez. 1949. Vier Jahre später verstarb Vater Wirth. Dem enteigneten und nach dem 17.3.1953 zuückgegebenen, nun von beiden Brüdern weitergeführten Privatbetrieb Karl Wirth, Automobile (Kfz.-Reperaturwerk) wurden nur noch bis zu 9 Beschäftigte gestattet. In all diesen folgenden Jahren der Schwierigkeiten, Sorgen und Unbill stand das Ehepaar Herbert und Leni fest zusammen und führte eine glückliche, harmonische Ehe. Die freudvollsten und beglückendsten Erlebnisse waren für beide die Teilnahme an den Familientagen Luyken 1958 in Hannover und 1960 in Wesel und Besuchsreisen zu lieben Luyken-Verwandten in Düsseldorf, Hamburg und Hannover. Herbert war besonders beeindruckt von dem vorbildlichen Zusammenhalt der großen Familie Luyken. Durch sein heiteres, geselliges und bescheidenes Wesen, seine Zuverlässigkeit und Lauterkeit hat er viel Liebe und Freundschaft gefunden, und herzliche Beziehungen verbanden ihn mit vielen Verwandten der Familie Luyken. Ganz besondere Freude war es immer für Herbert und Leni, wenn liebe Verwandte bei ihnen in Leipzig zu Gast waren.

Eine schwere Krankheit, an der Herbert schon seit 1964 litt, machte am 26.4.1966 abermals einen Krankenhausaufenthalt nötig. Am 21.5. wurde Herbert in eine Zweigstelle der Univ.-Klinik verlegt, wo er sorgfältig gepflegt wurde und Leni täglich stundenlang bei ihm war, der ihre damals bei ihnen zu Besuch weilende Nichte Marietta, Tochter ihres Bruders Philipp, in den letzten schweren Tagen treu und tapfer zur Seite





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stand. Am 3. Juni 1966 ist Herbert im Beisein von Leni und Marietta friedlich entschlafen. Seine Urne wurde auf der Familien-Grabstätte Wirth auf dem Friedhof Leipzig-Gohlis beigesetzt.

Emil Sardemann
1983 – 1966

Emil Sardemann (X 139 WW KL) wurde am 29. März 1883 in Köln als zweiter Sohn des Regierungsbaumeisters Gerhard Sardemann und seiner Ehefrau Bertha geb. Luyken (IX 70) geboren. 1895 zog die Familie nach Marburg/Lahn, wo Emil Sardemann mit seinen 6 Geschwistern eine schöne Jugendzeit erlebt hat. Auf Wunsch des Vaters wechselten die Geschwister vom humanistischen Gymnasium zur Oberrealschule über, für damalige Zeiten etwas Ungewöhnliches, und bestand 1902 das Abitur. Anschließend studierte er in Marburg u. München Chemie und bestand am 5. März 1908 das Verbandsexamen als Chemiker. Da sein Vater jedoch meinte, Chemie sei eine zu brotlose Kunst, und da Emil S. sich schon immer für Medizin interessierte, schloß er in Kiel, Hamburg und Marburg das Medizinstudium an und erhielt im Jahre 1912 seine Appbrobation als Arzt in Marburg. Sehr viel und interessant erzählte Emil S. immer von seiner Praktikantenzeit im Hamburger Hafenkrankenhaus und im Hamburger Barmbecker Krankenhaus.

Auf einem Germanenfest lernte Emil dann seine geliebte Frau Hildegard Rothfuchs aus Wabern, geboren 8.9.1894 daselbst, Tochter des Sanitätsrates Dr. med. Emil Rothfuchs und seiner Ehefrau Elisabeth geb. Halbey, kennen und heiratete sie am 14. April 1914 in Marburg.

Schon 3 Monate später brach der erste Weltkrieg aus. Emil S. wurde als Sanitätsoffizier einem Eisenbahnbauregiment in Litauen zugeteilt, wo er sich gemeinsam mit einem Kollegen um die Bekämpfung des Fleckfiebers sehr verdient gemacht hat. Nach dem Weltkriege gründete er seine erste Praxis


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in Wetzlar, und hier wurden ihm auch seine beiden Söhne geboren. Immer hat Emil S. sich sehr für die Fachvertretung der Ärzteschaft und deren Organisation, besonders in sozialer Fürsorge für die Patienten, interessiert; dies war auch der Grund, warum er 1926 in den Ärzteverein des Regierungsbezirks Trier berufen wurde. In der sozialen Fürsorge sah er eine Lebensaufgabe, wurde jedoch leider durch den Wandel der Zeiten im August 1933 gezwungen, die ihm liebgewordene Tätigkeit aufzugeben. Im Jahre 1934 gründete er dann die Arztpraxis in Homberg. Die Homberger sagten an seinem Grabe hierzu: Man kann sagen, daß zwischen ihm und seinen Patienten und den Menschen, in deren Lebenskreis er gestanden hat, viel Liebe und Dank und Vertrauen und Verehrung gegeben und genommen worden ist. Er gab das eindrucksvolle Bild einer geschlossenen und zu einer menschlichen Reife gelangten Persönlichkeit.

Immer an seiner Seite stand seine herzenswarme, gütige Frau Hildegard. Der zweite Weltkrieg brachte seiner Familie schwere Schicksalsschläge. Die beiden einzigen Kinder fielen.

Eberhard (XI 181) wurde als Arzt bei Frauenburg in Kurland am 20.5.1945 von russischen Partisanen erschossen. Er ist in Wetzlar am 15.10.1919 geboren und hatte am 11.12.1943 in Solingen Brigitte Dahmann, geboren am 11.10.1919 in Solingen, Tochter des Chemikaliengroßhändlers Willy Dahmann und seiner Frau Gertrud geb. Vieten, geheiratet. Aus dieser Ehe stammt der einzige Enkel, Jochen Sardemann, geb. am 24.2.1945 in Homberg/Bez. Kassel. Der zweite Sohn Helmut (stud. phil.), geb. am 24.3.1921 in Wetzlar, erlitt am 8.2.45 bei Küstrin im Kampf durch Kopfschuß den Tod. Dieses Leid war für die Familie zuviel; die Mutter Hildegard überwand den Schmerz über den Verlust ihrer Kinder nicht und starb am 8. Februar 1950; infolge der seelischen Erschütterung konnte sie eine schwere Grippe nicht überstehen. Allen unvergessen bleibt diese einmalige gütige Frau.

Unser Emil S. hatte aber die große Kraft, seelisch zu überwinden. Er hat niemals geklagt. 1952 gab er seine Praxis auf und zog nach Kassel, wo er mit Frau Irmgard Kauffmann in Kirchditmold ein schönes Häuschen bewohnte. Er widmete sich jetzt seiner Loge, Goethe zur Burderliebe, und seinen Freunden und betrieb mit großer Liebe die Ahnenforschung. So war er sehr glücklich, den Stammbaum der Familie Sardemann in Druck geben zu können, an dem er lange Jahre gearbeitet hat.

Er war ein fröhlicher und gütiger Mensch. Sein Wunsch war immer, einmal nach Kopenhagen und noch einmal nach Ratzeburg zu reisen, wo er als junger Mann bei den Jägern gedient hatte. Im Frühjahr begann er diese Reise und erlitt dabei in Ratzeburg einen Schlaganfall, der ihn tödlich traf.

Im Lübecker Krematorium wurde er eingeäschert, und auf seinen Wunsch hin seine und seiner Frau Urne in Homburg an der Efze auf dem Friedhof am Schloßberg beigesetzt. Seine Schwiegertochter Brigitte wohnt in Solingen-Widdert und bei ihr sein Enkel Jochen Sardemann, der zur Zeit vor seinem Studium eine Banklehre durchläuft.





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Emils Sardemanns großes Interesse für die Geschichte seiner Familie hat dazu geführt, daß er sich in diesem Rahmen auch lebhaft an der Familienforschung der Familie Luyken beteiligte.


Carl Kleemann
1876 – 1966

Der im hohen Alter von 90½ Jahren verstorbene Carl Kleemann gehörte durch seine Mutter Albertina geb. Luyken in der IX. Generation dem Zweig Landfort des Weseler Astes unserer Familie an, dessen Begründer Johann Albert Luyken (1785-1867) *) auf Gut Landfort gewesen war.

Carls Mutter war im Kreis der 5 Kinder aus der zweiten Ehe Johann Alberts mit Emma geb. Viebahn die älteste Tochter. Ihr folgten Helene (van Woelderen), Albert, Emma (Habermaas) und Carl, die alle wegen ihres großen, sehr tätigen Familensinns besondere Hochschätzung in unserer Familie genießen.

Albertina Luyken hatte sich im Jahre 1873 mit Dr. phil. Emil Kleemann**) in Cannstatt verheiratet, den sie mit 16 Jahren in dem von seinem Vater geleiteten Töchterpensionat kennengelernt hatte. Aus dieser Ehe gingen 5 Kinder hervor, von denen nach der Tochter Emma Carl als erster Sohn am 31. Januar 1876 in Cannstatt geboren wurde. Der Vater Kleemann siedelte 1883 nach Konstanz über, wohin er als Direktor der staatlichen höheren Töchterschule berufen worden war. Hier verlebte die Familie besonders schöne Jahre. Der Bodensee lockte im Sommer zum Rudern und im Winter zum Schlittschuhlaufen. Auf ihm wurden häufiger ganze Tagesausflüge unternommen. Hier begann Carl auch seine Schulzeit. Nach der Reifeprüfung trat er als Fahnenjunker in das Badische Feldartillerie-Regiment Nr. 30 in Rastatt ein. Am 18. Oktober 1895 zum Leutnant befördert, gehörte er diesem Regiment bis zur Beförderung zum Hauptmann im Herbst 1912 an. Gleichzeitig erfolgte seine Versetzung als Adjutant der 39. Feldartillerie-Brigade in Kolmar im Elsaß.


*) vgl. Bd. IV S. 169     **) vgl. Bd. I S. 420


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Wenige Tage nach Ausbruch des Krieges im August 1914 fanden dort im Raum Sennheim/Mühlhausen die ersten Gefechte mit den Franzosen statt, denen alsbald schwere Kämpfe in Lothringen folgten. Carl nahm an ihnen wie an späteren Schlachten des Jahres 1914 – namentlich an der Aisne und bei Ypern – im Stab der 39. FA.-Brigade teil. Das Jahr 1915 war für ihn größtenteils mit Stellungskämpfen in Flandern ausgefüllt. Im Herbst dieses Jahres trat er als Batterieführer zum Feldartillerie-Regiment Nr. 84 über und erhielt später die Führung von dessen I. Abteilung. Er verblieb weiter an der Westfront und machte in den beiden folgenden Jahren namentlich die Schlacht an der Somme und die Doppelschlacht an der Aisne und in der Champagne mit.

Über seine Kriegserlebnisse hat sich Carl in der Familie eigentlich gar nicht ausgelassen. Nur mit seinen Regimentskameraden tauscht er gelegentlich gern Erinnerungen aus. Das entsprach seiner Natur. Carl, der von jeher ein starkes Pflichtbewußtsein besaß, sah seine Kriegsleistungen als selbstverständliche Pflichterfüllung an, die keiner Hervorhebung wert seien. Aber aus der Verleihung des Ritterkreuzes des Hohenzollernschen Hausordens mit Schwertern ergibt sich, daß er seine Führerstellungen mit besonderer Auszeichnung versehen hat.

Carl blieb nun noch weiter an der Westfront tätig, bis er in der Angriffsschlacht in der Champagne am 11. Juni 1918 durch Granatsplitter am linken Bein verwundet wurde und die Truppe verlassen mußte. Nach seiner Wiederherstellung war ein nicht mehr frontverwendungsfähig und übernahm daher die Führung der II. Ersatzabteilung des FA.-Regiments Nr. 84 in Straßburg. Am 18. Oktober 1918 wurde er zum Major befördert und kurz darauf zum ersten Adjutanten beim Armee-Oberkommando B in Kolmar ernannt, das im Dezember 1918 nach Freiburg i. Br. verlegt wurde. Dort schied in infolge Verminderung der Heeresstärke auf 100 000 Mann im Januar 1920 aus dem militärischen Dienst aus. Es war ihm sehr schwer, seinen geliebten Beruf verlassen zu müssen.

Carl hatte 1906 Toni Duttenhofer aus Düneberg bei Hamburg geheiratet und mit ihr den ersten Hausstand in Rastatt begründet. Aus dieser glücklichen Ehe war im Jahre 1909 die Tochter Hildegard hervorgegangen. Da nun nach dem Verlust von Elsaß-Lothringen der Wohnsitz Kolmar nicht mehr beibehalten werden konnte, zog Carl mit seiner Frau und Tochter nach vorübergehendem Aufenthalt in Berlin, wo Tonis Eltern ein Haus besaßen, nach Düneberg. Dort leitete der Vater Duttenhofer eine Pulverfabrik. In dieser war Carl etwa 2 Jahre tätig, alsdann wurde er nach Rottweil berufen, um bei den Köln-Rottweiler Pulverfabriken, die ein Bruder seines Schwiegervaters gegründet hatte, in leitender Stellung eingesetzt zu werden. Hier verbleib er bis zum Jahre 1930. Er siedelte nun nach seinem Geburtsort Bad Cannstatt über, der inzwischen nach Stuttgart eingemeindet worden war.

Im Oktober 1937 entschloß sich Carl, als Major (E) wieder in die Wehrmacht einzutreten, und fand Verwendung beim Luftgaukommando Stuttgart. 1938 erfolgte in gleicher Eigenschaft seine Vesetzung zum Luft-





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gaukommando Wiesbaden, er schied jedoch am 1. Juli 1940 aus gesundheitlichen Gründen wieder aus der Wehrmacht aus, wurde aber noch zum Oberstleutnant befördert.

Nun wurde wieder Stuttgart Wohnsitz, jedoch nur bis zur Ausbombung im Herbst 1943. Die Tochter Hildegard hatte sich im Juni 1934 mit Carlos López nach Hamburg-Alsterdorf verheiratet, dort fanden ihre Eltern bis zum Herbst 1948 Zuflucht. Alsdann ging es zurück nach Stuttgart. Dort starb seine Gattin nach schwerem, mit großer Geduld getragenem Leiden am 26. Oktober 1954. Carl stand zu dieser Zeit bereits im 79. Lebensjahr, er folgte daher gern dem Ruf seiner Tochter nach Hamburg, wo er nach den unruhigen Jahren endlich eine bis zum Lebensende reichende Bleibe fand. Hier konnte er sich 1960 im Stadtteil Wellingsbüttel noch ein Haus bauen und es im folgenden Jahr mit Kindern und Enkeln beziehen.

Carl, dem man immer noch den alten Offizier ansah, hatte viel Freude an seinem Haus, er zeigte seinen Besitz sehr gern und pflegte auch regen Verkehr mit den Nachbarn. Er war überhaupt eine gesellige Natur. Sein besonderes Hobby war eine riesige Korrespondenz mit Verwandten, Freunden und Kameraden. Fast bis zum letzten Jahr verging kaum ein Tag, an dem er nicht schrieb. Namentlich fühlte er sich mit den Familien seiner verstorbenen Geschwister Walter, Emma (Thilo) und Hanna (Jahr)***) sehr verbunden. Ein schönes Beispiel seiner fürsorglich-familiären Gesinnung: Im Sommer 1962 unternahm er noch als schon 85jähriger von Neuhaus im Solling aus, wo er mit Frieda und Walter Luyken einige Zeit zur Erholung geweilt hatte, eine Fahrt in die Ostzone nach Potsdam zum Besuch seiner Nichten Anna und Martha Thilo. Bei dem heißen Wetter war die durch Umsteigen mit Handgepäck erschwerte Reise sehr anstrengend, erschöpft kam Carl in Berlin an; dort wurde er aber von seiner Nichte Anna zur Weiterfahrt nach Potsdam in Empfang genommen, wo er sich bald erholte.

Im letzten Jahr seines Lebens nahm Carls Gedächtnis stark ab, und auch sein Körper siechte mehr und mehr dahin, doch war ihm sein 90. Geburtstag, an dem ihm viele Ehrungen zuteil wurden, noch eine große Freude. Ein halbes Jahr später ist Carl am 17. Juli 1966 ohne Schmerzen still eingeschlafen. So hatte ein ritterliches Leben einen friedlichen Ausklang.


***) Walter war mit Anna geb. Lichtenberg verheiratet (vgl. Bd. IV S. 197), Emma mit Daniel Thilo (vgl. Bd. IV S. 234) und Hanna mit Carl Jahr (vgl. Bd. I S. 309)


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Zehnter Familientag Luyken

10. bis 12. Juni 1966 in Duisburg

Bericht von H. Luyken (XI 243 G), Gummersbach

"Seine Familie kann man nur lieben, und ein inniger Zusammenhalt ist der Familie und ihren Anverwandten nur möglich, wenn man sich gegenseitig gesehen und gesprochen und näher kennen gelernt hat. Dazu sollen uns die Familientage verhelfen."

Wenn die Luyken's und ihre Anverwandten diesen Satz von Onkel Adolf L. auf dem Familientag Wesel 1960 auch in Zukunft beherzigen, dann wird immer Wahrheit bleiben, was die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung - Duisburger Stadtanzeiger" am 9. Juni mit großen Lettern verkündete: "Uralte Familie behielt Schwung! Die Luyken's treffen sich in Duisburg!" Der Verlauf des 10. Familientages rechtfertigte diese Aussage, und mit welchem Schwung und Elan die Teilnehmer das Programm absolvierten, soll der nachstehende Bericht für diejenigen, die nicht dabei sein konnten, und auch für die Nachwelt festhalten.

Der Begrüßungsabend

Drückende Hitze lag seit Tagen über Westdeutschland und hielt manchen wegen der befürchteten Strapazen trotz Voranmeldung zuletzt noch ab, in die "Stadt Montan" zu kommen, aber ab 19 Uhr füllt sich der große Gesellschaftsraum der Sozietät mit Mitgliedern der Familie Luyken und Anverwandte. Wie gewohnt empfängt man Teilnehmerliste und Nummer am blau-weißen Band und sieht sich bald nach herzlicher Begrüßung in munteren Gesprächen, bei denen man sehr schnell alles erfahren kann, was in der großen Familie seit dem Treffen in Hamburg 1963 geschehen ist. Da viele gleich vom Zug oder vom Autoparkplatz hierher geeilt sind, stärkt man sich aus der guten Küche des Hauses, ehe Oswin L., der mit seiner Mutter Gladys und seiner Frau Doris den Familientag auf das Beste vorbereitet hatte, mit folgender humorvoller Ansprache die Teilnehmer begrüßt:

"Liebe Verwandte und Anverwandte! In Namen des Familienvorstandes und des Arbeitsausschusses möchte ich euch alle hier recht herzlich begrüßen und euch danken, daß ihr zu unserem 10. Familientag nach Duisburg gekommen seid; ganz besonders denen möchte ich danken, die eine sehr weite Reise auf sich genommen haben. Wir wissen, wie beschwerlich es heutzutage ist, in voller Eisenbahn oder auf voller Autobahn zu fahren, es ist keine Freude, und wer das tut, um hierher zu kommen, der zeigt, daß er doch großes Interesse an der Verwandtschaft und am Familientag hat, wofür wir recht herzlich danken. Besonders begrüßen möchte ich unsere liebe Tante Helene Breithaupt als einzige noch lebende Anverwandte der IX. Generation*). Leider muß ich fest-


*) Anm. des Schriftwarts: vgl. hierzu die Anm. in Band V Seite 13.





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