Familienverband Luyken



Family Bulletin 1974 (Volume VI)
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Family bulletin 1973
Family bulletin 1975

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Ludwigshafen, 5.4.2017



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Chronikblätter
für die Familie Luyken und ihre Anverwandten

- Neue Folge -


22. (43.) Jahrgang.     Band VI      Weihnachten 1974


Voranzeige

Der dreizehnte Familientag

für die Familie Luyken und ihre Anverwandten
soll vom 30. Mai bis 1. Juni 1975 in Hamburg stattfinden.

Folgendes Programm ist in Aussicht genommen:

Freitag, den 30. Mai
Begrüßungsabend

Sonnabend, den 31. Mai
Hafenrundfahrt, anschließend Stadtrundfahrt, evtl.
Museumsbesuch,.

anschließend Imbiß im Restaurant Seeterrassen
(Planten & Blomen),

anschließend Familienrat, wahlweise Spaziergang durch
die Gartenausstellung Festlicher Abend im Gartenrestaurant "Randel" in
Wellingsbüttel

Sonntag, den 1. Juni
Alsterrundfahrt, anschließend Fahrt ins Blaue, Imbiß
und Ausklang

Die Familienmitglieder werden dringend gebeten, ihre voraussichtliche Teilnahme bis zum 20. Januar 1975 auf dem in Page 39 vorgedruckten Blatt anzumelden, damit die Vorbereitungen rechtzeitig beginnen können.





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Sterbefälle

1967  5. OktoberKarl Luyken (XIII 65 b WB), Kanada, im 8. Lebensjahr.
196926. Februar Hans Eckardt (X 151 WL EL) in Berlin/West im 64. Lebensjahr.
197320. OktoberGertrud Röhrig (X 108 WB KL) in Arlesheim/Schweiz im 95. Lebensjahr.
28. OktoberMagdalene Thilo geb. Marcus (XI 151 WB EL) in Bonn im 48. Lebensjahr.
  2. NovemberAchim Luyken (XI 33 WW I) in Stolberg/Rhld. im 51. Lebensjahr.
  5. NovemberHelmut Jahr (X 153 WL EL) in Guntershausen b. Kassel (Eisenbahnunfall) im 61. Lebensjahr.
26. DezemberClara Luyken geb. von Biber-Palubicki (X 43 WA) in Hannover im 93. Lebensjahr.
197418. AprilElsa Eggert geb. Hühn (XI 69 WA KL) in Köln-Braunsfeld im 78. Lebensjahr.
13. Juni Ilse Spieler geb. Machatius (XI 148 WB EL) in Iserlohn im 76. Lebensjahr.
27. AugustOlga de Vivanco geb. Hühn (XI 68 WA KL) in Hamburg im 81. Lebensjahr.
  8. SeptemberGünter Conze (XI 41 WW I EL) in Würzburg im 72. Lebensjahr.

Gott ist die Liebe!


Anm. Am Schluß jeder Heirats-, Geburts- und Sterbemitteilung ist, soweit dem Schriftwart bekanntgeworden, der Heirats-, Geburts- und Sterbeort angegeben, der nicht notwendig der Wohnort ist.


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Ihre

Diamantene Hochzeit

begingen am 21. Juni 1974 nach 60 Ehejahren

Herbert Kauert und Hanny geb. Duhr

(X 214 Leu KL), Essen/Ruhr. Im Einvernehmen mit seiner ganzen Familie verbrachte das Hochzeitspaar den Gedenktag allein und still am Tegernsee und hat darum gebeten, von einem besonderen Bericht abzusehen.


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Lebensbilder der Verstorbenen

Hans Eckardt
1905 – 1969

Hans Eckardt (X 151 WL) wurde am 9. Oktober 1905 in Magdeburg als Sohn des Obersten der Schweren Artillerie Gustav Eckardt und seiner Ehefrau Bertha geb. Neckels geboren. In seiner Geburtsstadt besuchte er die Dritte Bürgerknabenschule und das Städtische Realgymnasium und dann in Berlin das Falk-Realgymnasium, wo er 1925 das Abitur bestand. Anschließend studierte er in Leipzig, Berlin, Paris (Sorbonne) und Heidelberg die Fächer Musikwissenschaft, Kunstgeschichte, Theaterwissenschaft, Literaturgeschichte, Philosophie, Anthropologie und Völkerkunde, Romanische Philologie, Japanische Sprache und Schrift. Im Sommer 1928 legte er am Orientalischen Seminar der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin die Diplom-Dolmetscher-Prüfung in der japanischen Sprache und Schrift ab, und 1932 promovierte er an der Universität Heidelberg zum Dr. phil. mit dem Hauptfach Musikwissenschaft und den Nebenfächern Kunstgeschichte und Romanische Philologie. Seine darauf folgende Berufstätigkeit war dem deutsch-japanischen Kulturaustausch gewidmet. Er war zunächst von 1932 bis 1935 Lektor für deutsche Sprache und Kultur an der japanischen Staatlichen Hochschule in Fukuoka und von 1933 bis 1935 an der dortigen Kaiserlichen Kyûshû-Universität Dozent für Neuere deutsche Literaturgeschichte und Theatergeschichte. Von 1936 bis 1937 befaßte er sich mit einem Studium und mit Forschungsarbeiten an der Kaiserlichen Universität in Tokyo. Auf Grund eines Auftrages des deutschen Auswärtigen Amtes (Kulturabteilung, Abteilung Wissenschaft) war Hans Eckardt als genauer Kenner Japans von 1938 bis 1945 als Deutscher Wissenschaftler Direktor des Japanischen Forschungsinstitutes für japanische und deutsche Kultur- und Geistesgeschichte (Doitsu-Bunka-Kenyûjo) in Kyoto tätig. Dabei hatte er die Aufgabe, die japanischen Gelehrten bei ihren deutschkundlichen Arbeiten zu beraten und gleichzeitig die deutsche Wissenschaft durch eigene japanologische Arbeiten zu bereichern.

Im Winterhalbjahr 1947/48 kehrte Hans Eckardt nach Deutschland zurück, wurde 1949 Privatsekretär von Prof. Dr. Karl Geiler, dem Rektor





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Magdalene Thilo geb. Marcus
1926 - 1973

Sie wurde am 16. Juni 1926 als Tochter des Finanzbeamten Johann Marcus und seiner Ehefrau Gertrud geb. Breukers in Duisburg geboren. Von 1938 an war ihr Vater in Düsseldorf tätig, wo sie mit ihrem Bruder Hans, der zur Zeit Pfarrer in Köln-Vingst ist, ihre Jugendzeit verbrachte, das Gymnasium besuchte und 1944 ihr Abitur machte. Danach wurde wurde sie zum Arbeitsdienst eingezogen und später bei der Wehrmacht als Flakhelferin eingesetzt. Nach dem Kriege besuchte sie bis 1948 die Pädagogische Akademie in Wuppertal, um anschließend im Schuldienst in Düsseldorf tätig zu sein. Seit ihrer Konfirmation hatte Magdalene, entsprechend ihrer tiefen Religiosität, engen Kontakt mit der Kirche behalten, und es bereitete ihr bei ihrer großen Liebe zur Kirchenmusik viel Freude, im Kirchenchor mitzuwirken. Ihre Jugendzeit war überschattet gewesen durch den frühen Tod ihrer Mutter im Jahre 1941.

Im Sommer 1959 lernte sie Dr. 
Ulrich Thilo (XI 151 WB) kennen, den am 12.6.1929 zu Eitorf a. d. Sieg geborenen Sohn von Martin und Johanna Thilo (s. Bd. I S. 143), Enkel von Hermine Thilo geb. Luyken und Urenkel von Hermann Luyken, dem Begründer des Familienzweiges Wesel/Berge. In der am 23.3.1961 in Bonn geschlossenen Ehe wurde am 19. Juni 1964 die Tochter D. geboren. Seit Juni 1969 lebte die Familie in Bad Honnef. Im Sommer 1972 wurde Magdalena von einer heimtückischen Krankheit befallen, der sie am 28.10.1973 in Bonn erlag.





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Elise ("Lisi") Luyken
1892 - 1973

Elise ("Lisi") Clara Emma Margarethe Luyken (X 62 WA) wurde am 10. Juni 1892 in Köln geboren. Ihre Mutter, Maria geb. Schulte verw. Davidis war die zweite Frau von Lisis Vater, dem Königl. Baurat Philipp Luyken 1). Dieser hatte seine erste Gattin, Helene geb. Schulte, eine Cousine von Lisis genannter Mutter, durch den Tod verloren, nachdem ihm Helene 5 Söhne (Walter, Fritz, Philipp, Kurt und Adolf) sowie eine Tochter (Gerta) geschenkt hatte 2). Bereits 1897 starb auch Vater Philipps zweite Frau, nachdem sie ihm noch fast zwei Jahre vorher ein zweites Töchterchen (Mia) geboren hatte 3). Nach Mutter Marias Tode mußte der große Haushalt mit Hilfe von sogenannten Hausdamen fortgeführt werden, was allerlei Schwierigkeiten mit sich brachte. Gleichwohl verlebte Lisi mit ihren 6 Geschwistern (Kurt war bereits drei Jahre vor Lisis Geburt gestorben) ein frohe Kindheit.

Dann widmete sie sich, unverheiratet bleibend, der Krankenpflege und Geburtshilfe. Sie begann nach Absolvierung eines Samariterkursus als Helferin beim Roten Kreuz in den Kriegsjahren 1915/16. Im Juni 1917 wurde sie Lehrschwester im Evangelischen Krankenhaus in Düsseldorf, wo sie im Februar 1919 ihr staatliches Krankenpflegeexamen ablegte. Nach einem Hebammenlehrkurs in Elberfeld folgte 1920 das staatliche Hebammenexamen. Sie blieb bis 1922 in Elberfeld und war dann von 1922 bis 1929 im Evangelischen Krankenhaus Düsseldorf tätig. Nach einer kurzen Zeit als Oberhebamme an der Universitätsklinik Köln kam sie am 1.1.1932 als Oberhebamme an die berühmte Universitäts-Frauenklinik nach Berlin, wo sie von ihrem Chef Geheimrat Prof. Stöckel nach Abschluß ihrer Tätigkeit im November 1945, wie folgt, beurteilt wurde:


1)  vgl. hierzu Bd. IV S. 294. Philipp L. war ein Sohn von Gustav L., dem Begründer des Zweiges Wesel-Arnsberg.

2)  Kurt starb schon mit 8 Jahren, Fritz ist im 1. Weltkrieg gefallen, Philipp, Walter (Hannover, vgl. Bd. VI S. 16) und Adolf (Ehemann von Marga geb. Redlich) starben nach dem 2. Krieg, Gerta, Witwe von Hans Schaeffer, lebt in Siegen..

3)  Mia, Witwe von Franz Dogs, wohnt in Frankfurt/Main.


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"...Sie hat diesen verantwortungsvollen und arbeitsreichen Posten in ausgezeichneter Weise ausgefüllt und mich in der Leitung der Klinik in vorbildlicher Weise unterstützt. Fachlich vortrefflich geschult, an geburtshilflicher Erfahrung reich und von unermüdlicher Hilfsbereitschaft beseelt, war sie den gebärenden Frauen eine geschätzte Helferin in der Not der Geburt, den Hebammen eine kameradschaftliche und uneigennützige Mitarbeiterin und den lernenden Studenten ein Vorbild an Pflichterfüllung und geburtshilflichem Können..."

Nach dem Kriege arbeitete sie nochmals 5 ½ Jahre als Oberhebamme bei Prof. Anselmino in Elberfeld und beschloß ihre Laufbahn von 1952-58 als Klinikoberschwester der Frauenklinik der Städt.-Krankenanstalten Solingen.

Danach blieb sie in Solingen wohnen und unterhielt von dort aus lebhaften Kontakt mit ihrem näheren und entfernteren Verwandtenkreis, umsorgte vor allem ihre kränkliche jüngere Schwester Mia. Auf den Familientagen, die sie seit 1913 nur mit wenigen Ausnahmen besuchte, war sie eine sehr beliebte und sympatische Teilnehmerin.

Am 1.2.1973 zog Lisi nach Brühl, um dort in einem gepflegten Seniorenheim in einem gemütlichen kleinen Appartement mit Ausblick bis hin zum Siebengebirge ihre Tage zu beschließen. Im Frühjahr/Sommer verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand infolge einer wahrscheinlich schon länger bestehenden Herzerkrankung, die im Oktober die Einsetzung eines Herzschrittmachers erforderlich machte. Wenige Tage vor der Entlassung aus der Klinik starb Lisi in der Nacht vom 1. zum 2. November in ihrer Geburtsstadt Köln ganz plötzlich an einer Lungenembolie. Entsprechend ihrem Wunsche wurde sie eingeäschert. Die Beisetzung der Urne fand am 19.11.1973 in kleinem Verwandten- und Freundeskreis in der Grabstätte ihres Vaters auf dem Friedhof in Düsseldorf-Urdenbach statt. Die Trauerfeier hielt Pastor Druschke aus Solingen, mit dem sie in ihrer Solinger Zeit durch eine rege Mitarbeit in der Gemeinde besonders verbunden war.





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Helmut Jahr
1913 - 1973

Helmut Jahr (X 153) wurde am 3. Februar 1913 in Mannheim geboren. Er war das dritte von 4 Kindern des Bankdirektors Carl Jahr und seiner Ehefrau Johanna ("Hanna") geb. Kleemann1), die wiederum eine Tochter von Albertine Kleemann geb. Luyken und damit eine Enkelin von Johann Albert Luyken, dem Begründers des Familienzweiges Wesel/Landfort war. Von 1914 bis 1919 verlebte Helmut seine Kinderjahre in Neckargemünd bei Heidelberg, in einem von den an sich in Mannheim wohnenden Eltern bereits 1913 erworbenen Haus mit 1 ha Garten; dort hatte die Familie während des 1. Weltkriegs genügende Nahrungsmittel; der Vater war am 1.9.1914 zum Militär eingezogen. Nach Besuch einer Privatschule war er seit 1923 auf dem humanistischen Gymnasium in Mannheim, wo er 1931 das Abitur bestand. Anschließend studierte er bis 1936 an der Technischen Hochschule in Stuttgart und begann danach ab Februar 1937 seine Ausbildung bei der Deutschen Reichsbahn. Am 3.6.1939 bestand er in Berlin die Große Staatsprüfung für das Eisenbahn- und Straßenwesen und wurde dann Reichsbahnrat. Am 18.5.1943 wurde er in Kronenburg bei Wien zum Militär eingezogen, wo er als Eisenbahnpionier diente.

Nach Kriegsende wurde er wieder bei der Eisenbahn eingestellt. Er war dann in verschiedenen Städten des Bundesgebietes tätig, zuletzt als Personenzugfahrplandezernent in Kassel. Auf einer Dienstreise fiel er am 5. November 1973 dem schweren Eisenbahnunfall in Guntershausen bei Kassel zum Opfer, über den seinerzeit auch in der Presse berichtet worden ist.

Am 5.3.1949 hatte Helmut sich mit Lieselotte Elsing verheiratet, der am 9.9.1920 in Bochum geborenen Tochter des Ingenieurs Wilhelm Elsing und seiner Ehefrau Erna geb. Fütterer. Aus der Ehe sind 3 Kinder hevorgegangen: die am 30. Juli 1952 in Mannheim geborene Tochter H., die zur Zeit in Hamburg am Physikalisch-technischen Institut Physik


1) Wegen der Daten von Helmuts Eltern vgl. Bd. I S. 55 und Bd. IV S: 306/309; das genaue Todesdatum von Hanna Jahr geb. Kleemann ist der 5.8.1950 (Neckargemünd).


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studiert, der Sohn A., der, am 19. März 1954 in Minden/Westf. geboren, in Marburg Rechtsstudent ist, und der Sohn C., der am 6. Mai 1958, ebenfalls in Minden, geboren ist und noch in Kassel zur Schule geht.

Clara Luyken
geb. von Biber-Palubicki

1881-1973

Am 26. Dezember 1973 verschied, nur wenige Tage nach ihrer Einweisung in das Krankenhaus Laatzen bei Hannover, Clara Luise Cäcilie Margarethe Luyken geb. von Biber-Palubicki (X 43 WA) im Alter von 92 Jahren. 27 Monate vorher, am 25. September 1971, war im Kreise zahlreicher Verwandter und Freunde in Hannover Claras neunzigster Geburtstag gefeiert worden, wo sie, geistig völlig frisch und körperlich nicht allzu behindert, offensichtlich Freude daran hatte, den Mittelpunkt eines so seltenen Festes bilden zu können. Danach nahmen aber ihre Kräfte so rasch ab, daß ihr das Leben in den letzten Monaten zur Last wurde und der Tod schließlich als willkommene Erlösung kam.

Clara wurde am 25. September 1881 als Tochter des Kunstmalers Alfred von Biber-Palubicki und seiner Frau Emmy geb. Schultze1) zu Düsseldorf geboren. Die väterliche Familie stammte aus Westpreußen, wo sie auf dem Gut Liebenhoff bei Dirschau zu Hause war. Claras Onkel Constantin, der ältere Bruder ihres Vaters, verwaltete das Gut, auf dem Clara in ihrer Kindheit jeden Sommer schöne Wochen verbringen durfte. Hier lag sicher der Ursprung des besonders innigen Verhältnisses, das Clara zeit ihres Lebens zu Tieren und Pflanzen hatte. Im


1) Die näheren Daten der Eltern sind in Bd. I S. 95 wiedergegeben.





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Grunde gehörte sie auf das Land, obwohl es ihr Schicksal war, den größten Teil ihres Daseins in der Großstadt verbringen zu müssen.

In Düsseldorf ging Clara auf das Luisen-Gymnasium. Ihre Eltern verkehrten vornehmlich in Künstlerkreisen. Nicht nur war der Vater ein guter Maler, auch die mütterliche Familie Schultze brachte in mehreren Generationen Maler hervor, deren Werke heute wieder von Kennern geschätzt werden. Claras Verständnis für die bildenden Künste wurde auf die Weise früh geweckt. Sie nahm während ihres ganzen Lebens regen Anteil an den Geschehnissen und Wandlungen auf diesem Gebiet menschlichen Bemühens. Auch eine ausgesprochen musikalische Begabung hatte sie von der mütterlichen Familie geerbt.

Auf einem Düsseldorfer "Malkasten"-Fest2) lernte Clara als 21jähriges junges Mädchen den 28jährigen Referendar Gustav Luyken3) kennen. Die Bekanntschaft führte zur Verlobung, und die Hochzeit wurde am 3. Oktober 1903 im elterlichen Hause zu Düsseldorf gefeiert. Nach kurzer Zeit wurde Gustav zum Amtsrichter in Bensberg bestellt. Hier durfte das junge Paar acht unbeschwerte Jahre verbringen, welche Clara stets als die glücklichsten ihres Lebens betrachtete. Hier wurden auch die älteren Söhne Edmund (am 6.10.1904) und Alfred (am 26.2.1906) geboren. Claras 10 Jahre jüngerer Bruder Constantin, der beim Kadettenkorps in Bensberg war, verlebte viele fröhliche Sonntage im schwesterlichen Haus. 1912 wurde Gustav an das Landgericht Hannover versetzt. Das geliebte Bensberger Haus, die Weiherburg", wurde mit einer Etagenwohnung in der Richard-Wagner-Straße vertauscht. Ein neuer Freundeskreis bildete sich allmählich. Am 15.4.1913 wurde der jüngste Sohn Hans Werner geboren. 15 Monate später traf Clara der erste von mehreren Schicksalsschlägen: ihr geliebter Gustav starb an einer Lungenentzündung. Die junge Witwe beschloß, in Hannover, dessen Vorzüge sie schätzen gelernt hatte, zu bleiben, und dort hat sie mit längeren Unterbrechungen alles in allem 38 Jahre ihres Lebens verbracht.

In finanziellen Dingen unerfahren, verlor Clara den größten Teil ihres nicht unbeträchtlichen Vermögens während der Inflation (1921-1923), was sich hindernd auf die Ausbildung des Söhne auswirkte. Von diesen fiel Edmund 1941 in Rußland4). Alfred ist wahrscheinlich bei den Kämpfen um Budapest 1944-45 umgekommen5). Clara wurde 1942 aus ihrer hannoverschen Wohnung in der Jägerstraße gebombt und verbrachte anschließend längere Zeit bei ihrer langjährigen Freundin Thea von Hennig geb. von Asmuth in Ostpreußen, wo auch Claras geliebte Nichte Marie-Louise von Biber-Palubicke ("Püttchen"), die einzige Tochter

2) "Malkasten": Vereinshaus Düsseldorfer Künstler in Düsseldorf.
3) X 43 WA, ältester Sohn von Edmund Luyken IX 22 und Enkel von Gustav Luyken von Claras Mann Gustav vgl. Bd. IV S.400 f.
4) u. 5) s. "Ehrenbuch".


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ihres Bruders Constantin, Wirtschaftsdienst verrichtete. In den wirren der unmittelbaren Nachkriegszeit wurde Clara eine Notwohnung in Gifhorn bei Braunschweig zugewiesen. 1949 hatte sie das große Glück, auf dem Gut Brenneckenbrück bei Gifhorn, das der mit ihren verstorbenen Söhnen befreundet gewesenen Familie Mehring/Schmalbach gehört, eine ihr ungemein zusagende Unterkunft zu finden, in der sie 15 Jahre bleiben durfte. Vieles erinnerte sie dort an das Familiengut Liebenhoff. Sie nahm Anteil an allem Geschehen und wurde wegen ihres menschlich-natürlichen Wesens von allen Mitbewohnern einschließlich der Kinder geschätzt und verehrt. 1965 mußte sie diese Bleibe aufgeben und zog zurück nach Hannover in ein Altersheim, wo sie, umgeben von einigen den Bomben entgangenen Möbelstücken, Bildern und Büchern, bis zu ihrem Tod gewohnt hat.

Bis vor wenigen Jahren stand Clara in regem Briefwechsel mit zahlreichen Freunden und Verwandten in verschiedenen Teilen der Welt. Sie hatte ein ganz außergewöhnliches Gedächtnis für genealogische Zusammenhänge und überhaupt für das Schicksal einzelner Menschen und ganzer Familien. Ihre warmherzige Anteilnahme machte sie zu einer gesuchten Vertrauten, selbst wenn häufig eine Lücke von mehreren Generationen zwischen ihr und ihren Besuchern und Korrespondenten bestand. Ihr einziger überlebender Sohn
Hans Werner, der seit 1936 in Australien lebt6), besuchte sie seit 1949 regelmäßig, in den letzten Jahren immer zu ihrem Geburtstag im September.

Clara wurde am 2. Januar 1974 auf dem Düsseldorfer Nordfriedhof neben ihrem fast 60 Jahre früher heimgegangenen Mann beigesetzt.


6) X 51, verh. mit Lucie Mench. Sein Sohn Robert (XII 28), ebenfalls in Australien, ist verh. mit Annette geb. Walters und hat 2 Töchter Penelope und Belinda.





Gut Löhrshof bei Wesel










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Ilse Spieler geb. Machatius
1898-1974

Elisabeth - genannt Ilse - Marie Hermine wurde als einziges Kind des damaligen Regierungsrates Dr. Franz Machatius und seiner Ehefrau Hermine geb. Thilo am 6. Juli 1898 auf Löhrshof bei Wesel geboren. Die Mutter war eine Tochter von Hermine Thilo geb. Luyken und damit eine Enkelin von Hermann Luyken (VIII 23), dem Begründer des Zweiges Wesel/Berge, und dessen Ehefrau Wilhelmine geb. Luyken aus dem Zweig Wesel/Wesel II. Löhrshof hatte Daniel IV Luyken, der älteste Bruder von Ilses Ur-Ur-Großvätern Johann Arnold und Johann Philipp, im Jahre 1812 erworben. Dann war Löhrshof im Rahmen des Familienzweiges Wesel/Wesel I auf Daniels Enkelin Marie Voswinkel geb. Sethe übergegangen. Diese hatte sich als Witwe ihrer früh verwaisten Nichte Hermine, Ilses Mutter, angenommen und sie mütterlich bis zu Hermines auf Löhrshof begangener Hochzeit betreut 1).

Löhrshof war dann bis in die Jungmädchenjahre Ilses Ferienparadies, an dem sie in lebendiger Erinnerung bis in ihre letzte Lebenszeit hing; sie hat das Gut in tiefer Bewegung gelegentlich des Familientages 1972 in Wesel noch einmal aufgesucht. Im übrigen wuchs sie in Posen, in Gumbinnen und in Berlin auf. Nach im Jahre 1917 bestandener Reifeprüfung widmete sie sich zunächst in Berlin und später in München, wohin ihr Vater inzwischen als Reichsfinanzrat an den Reichsfinanzhof berufen worden war, dem Studium der Staatwissenschaften. In München wurde sie 1923 magna cum laude zum Dr. oec. publ. promoviert.

Am 27.  Mai 1924 heiratete Ilse den im preußischen Justizministerium tätigen, am 15.2.1894 in Berlin geborenen Gerichtsassessor Dr.  jur. Hermann Spieler. So wurde Berlin ein Jahr lang der erste eheliche Wohnsitz des jungen Paares, bis Hermann, um seinem Wunsch entsprechend innerhalb Preußens München möglichst nahe zu sein, 1925 als Landgerichtsrat nach Naumburg a. d. Saale versetzt wurde. Die Ehe wurde mit drei Kindern gesegnet: Am 7. Mai 1925 kam in München


1) Zu den Daten von Ilses Eltern vgl.  Bd. I S. 143, II S. 528 und IV S. 234 f, zu Löhrshof II S. 528.


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der Sohn K. H. F. zur Welt. Ihm folgten in Naumburg die Töchter Irmgard Hermine Amalie am 22. März 1929 und Helga Daniela am 19. November 1932.

Weil Hermann 1933 zum Oberlandesgerichtsrat in Breslau ernannt worden war, siedelte die Familie von Naumburg dorthin über. Auch Ilses Vater, der nach dem Tod ihrer Mutter, nun im Ruhestand, der Familie von München schon nach Naumburg gefolgt war, lebte dann bis zu seinem Tod in Breslau. Dort blieb Hermann als Vizepräsident beim Oberlandesgericht.

Der 2.  Weltkrieg, während dessen Hermann wie schon im ersten von Anfang bis zum Ende als Soldat im Felde gedient hat, stellte an Ilse mit den heranwachsenden Kindern besondere Anforderungen. Sie gipfelten darin, daß sie und die Töchter - auch Kurt war inzwischen zur Wehrmacht gegangen - im Januar 1945 nur mit dem, was in den Händen und auf dem Rücken getragen werden konnte, Breslau verließen. Sie fanden zunächst bei der geliebten Tante Emma Thilo geb. Kleemann, der Witwe von Ilses Mutters Bruder Daniel Thilo, in Potsdam fürsorgliche Aufnahme. Dann folgte ein längerer Aufenthalt im Haushalt einer Jugendfreundin auf dem Lande im Kreis Oschersleben (Bez. Magdeburg). Ilse wurde von dort aus bald als sog. "Volksrichterin" beim Amtsgericht im nahegelegenen Wanzleben tätig. So trug sie zu den Kosten des Haushalts bei, bis die russische Militärregierung ihr die richterliche Arbeit untersagte.

Inzwischen war Hermann im März 1946 aus englischer Kriegsgefangenschaft und der anschließenden sogen. "automatischen Internierung" entlassen worden und in Bielefeld bei dem Oberamtsrichter Hans Thilo, einem anderen Bruder von Ilses Mutter, und dessen heute noch dort lebender Frau Hildegard untergekommen. Sofort nach der Entnazifizierung (im Juni 1947) wurde er in Bielefeld und Hamm richterlich tätig, nachdem er vorher in Bethel im Suchdienst Beschäftigung gefunden hatte und ihm für Ilse und die Töchter die Aufnahme in das dortige Flüchtlingsheim geboten worden war. Es folgte die Einrichtung eines neuen, zunächst sehr behelfsmäßigen Haushalts in Bielefeld. Durch Kurts Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft war die Familie Ende 1949 endlich wieder vollständig beisammen. Normales Familienleben entwickelte sich aber erst seit 1951 in einer ausreichenden Wohnung in Bonn, wo Hermann mehrere Jahre als Ministerialrat im Bundeskanzleramt arbeitete, bis er als Bundesrichter 1954 an den Bundgerichtshof in Karlsruhe berufen wurde, wo er 1962 in Pension ging.

In Karlsruhe blühte das Familienleben ähnlich wie in Naumburg und Breslau. Die drei Kinder heirateten dem Alter nach und gründeten Familien. Schließlich kam Kurt als Hauptmann nach Ellwangen, Irmgard, die Dr. med. und Ärztin geworden war, als Frau des Oberkreisdirektors Dr. Jürgen Albath nach Iserlohn, und Helga blieb als Dr.  jur. und Volljuristin in Karlsruhe; sie ist die Frau von Heimo Gilbert, Vorsitzendem





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Richter am Landgericht. Ilse konnte ihre schier unerschöpfliche Liebe und Fürsorge zusätzlich acht in der Zeit von 1956 bis 1963 geborenen Enkelkindern 2) widmen. Tief wurde die Familie getroffen, als der Sohn Kurt ihr am 6. August 1962 in Cismar (bei Lensahn/Holstein) durch jähen Herztod entrissen wurde. Sein Frau M. geb. H. ist Sekretärin des Oberbürgermeisters von Ellwangen; sie steuert ihre drei Kinder tapfer und tüchtig ins Leben.

Im Kreis der gesamten Familie, der u.  a. noch durch Rudolf Thilo (nebst Frau Anneliese) aus Bonn-Bad Godesberg und Martha Thilo aus Potsdam - beides Kinder des erwähnten Daniel Thilo - sowie durch Ening Düssel geb. Lorenz aus Iserlohn (aus dem Landforter Zweig) eine willkommene Abrundung erfuhr, wurde Ilse's 75. Geburtstag am 6. Juli 1973 im Albath'schen Hause in Iserlohn fröhlich gefeiert. Tochter Irmgard hatte das Fest mit Mann und beiden Söhnen umsichtig und liebevoll ausgerichtet. Alle Enkelkinder gaben unter der Leitung von Helga und ihrem Mann dem Geburtstagskind in wechselnder Besetzung - Blockflöte, Querflöte, Cello, Klarinette und Klavier - ein Jugendkonzert.

Dann machte sich bei Ilse eine Veränderung des geistigen Wesens bemerkbar, die sie und ihre Umwelt immer stärker beunruhigte. Es handelte sich um einen Tumor im Gehirn, der Ilse sehr langsam dahinsiechen ließ. Die Schleier um sie wurden immer dichter. So wurde ihr die Hoffnungslosigkeit ihres Leidens nicht mehr bewußt. Der Tag der Goldenen Hochzeit ging ungefeiert vorüber. Friedlich und ohne Schmerzen dämmerte sie in den Tod. So starb sie in Iserlohn am 13.  Juni 1974, wo Irmgard sie bis zum Ende im Heim ihrer Familie betreut hatte. Ilses Asche ruht in Kurts Grab auf dem Friedhof in Karlsruhe-Rüppur.

Ilse hat auf ihrem Lebensweg vor allem während ihrer 50 Jahre umfassenden Ehe das Auf und Ab durchschritten, das zu durchschreiten so vielen deutschen Frauen im 20.  Jahrhundert beschieden war und ist. Fröhlichen, gesicherten und behüteten Kinder- und Mädchenjahren, in denen ihr der Glanz der Kaiserzeit zum unbefangenen Erlebnis wurde, folgten für die Primanerin und Studentin die Hungerjahre des 1.  Weltkrieges und die noch elendere Zeit der Revolution. Dann schien der jungen Frau und Mutter wieder die Sonne ungetrübten Glücks, bis die Machtübernahme 1933 allmählich auch über dem Leben der Familie unheilkündende Wolken aufziehen ließ, die sich im 2. Weltkrieg


2) Von K., verh. 10.4.55 in Krummendiek b. Itzehoe m. M. H. (* 20.4.21 in Rio Claro-Bras.) stammen A. (* 28.1.56 in Köln), U. (* 13.5.57 in Soltau) und J. (* 8.1.63 in Münster/Westf.); von Irmgard verh. 12.7.57 in Karlsruhe mit Jürgen Albath (* 27.6.22 in Senne I): Andreas (* 4.6.59 in Münster/Westf.) und Rainer (* 23.4.63) ebda.); von H., verh. 1.7.61 in Karlsruhe mit H. (* 27.10.27 in Dresden): F. (* 2.5.62 in Karlsruhe), H. (* 4.2.63 ebda.) und B. (* 15.7.66 in ebda.).


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entluden und für Ilse in Flucht und Sturz in die Ausweglosigkeit endete. Nun war alles neu zu beginnen. Kaum hatte die Familie wieder knappen Boden gewonnen, entwickelte Ilse beharrliche Standfestigkeit und gottvertrauende Seelenkraft. So kam die Familie mit wachsender Sicherheit auf die Beine und mit Schwung vorwärts und aufwärts.

Bei Ilse vereinigten sich Heiterkeit mit Klugheit und Aufgeschlossenheit mit warmer Güte. Ihre Hilfsbereitschaft und Einsatzfreudigkeit kannten - auch über den Kreis der Familie hinaus - kaum Grenzen. Der von jeher lebendige Drang, anderen in schwieriger Lage, insbesondere in seelischer Not mit Rat und Tat zur Page zu stehen, führte sie wie selbstverständlich immer mehr dazu, sich Aufgaben solcher Art zu widmen. Als "Volksrichterin" übernahm sie vorzugsweise Ehe- und Vormundschaftssachen, in Bielefeld führte sie laufend Lehrgänge der Mütterschule durch, und in Karlsruhe wirkte sie viele Jahre lang an der Eheberatungsstelle mit übervollem Einsatz von Kraft und Zeit.

Nicht nur die drei Generationen ihrer Familie, sondern darüber hinaus viele Menschen, die ihren Lebensweg begeleiteten oder auch nur kreuzten, sind dankbar für ihr Leben.

Olga de Vivanco geb. Hühn
1894-1974

Am 7.4.1894 wurde Olga Emma (XI 68 WA KL) als älteste Tochter des Exportkaufmanns Max Hühn und seiner Frau Mathilde geb. Luyken1) in Hamburg geboren. Sie war eine Enkelin von Arnold Luyken und Emma geb. Hammacher und damit eine Urenkelin von Gustav Luyken, dem Begründer des Familienzweiges Wesel/Arnsberg.

Olga wuchs zusammen mit ihren Geschwistern Elsa (später verheiratete Eggert) und Arnold in Hamburg-Uhlenhorst im Hause der Großeltern Luyken in der Karlstraße auf, da sie schon mit 14 Jahren am 29.7.1908 den Vater verlor und die Mutter die drei Kinder allein mit Hilfe der Großeltern aufzog. Darum hingen auch Olgas schönste und liebste Erinnerungen an diesen Jugendjahren und den Großeltern Luyken. Ihr ganzes Leben lang war die Familie Luyken für sie alles. - Mutter und Großeltern ermöglichten ihr eine Ausbildung am Konservatorium in Düsseldorf. Vor ihrer Ehe und


1) zu den Daten von Olgas Eltern vgl.  Bd. I S. 103 und VI S. 18.





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auch in den ersten Ehejahren sang Olga als Sopranistin im Kirchengesang, in Passionen und Oratorien. Mutter Mathilde war eine Beethoven-Verehrerin, Olga eine Wagner-Verehrerin, deren ganzes Glück es war, viermal die Bayreuther Festspiele miterleben zu dürfen. Zwei Punkte beherrschten ganz und gar ihr Leben: Familie Luyken und die Musik.

Am 14. September 1918 heiratete Olga den Diplomingenieur Adloph de Vivanco2), den sie auf der Hochzeit von Adolphs Schwester Elena mit Otto Luyken (einem Sohn von Arnold und Emma L.) kennengelernt hatte. Adolph war damals Maschinenbaudirektor bei Krupp, und so zogen die jungen Eheleute nach Essen. Dort erlebten sie gemeinsame schwere Jahre durch die Besatzungszeit, aber auch mancherlei Freude an einem netten Freundeskreis und vor allem durch die Verbindung zu den Verwandten Meta Schmidt geb. Luyken und deren Kinder Frieda und Walter sowie zu anderen ortsansässigen Angehörigen der Familie Luyken. In Essen wurde auch am 8.10.1919 die Tochter Juanita3) geboren. Im Sommer 1926 zog die Familie nach Wilhelmshaven um, wo Adolph auf der dortigen Marinewerft wieder einen leitenden Posten einnahm. Dort kam am 12.  Oktober 1916 der Sohn Gerhard zur Welt. Kurze Stationen in Kiel und Berlin folgten, bis die Familie 1973 nach Hamburg zog, wo Adolph nun als Leiter der Marineabnahmestelle bis 1945 tätig war. Olga war glücklich, wieder in Hamburg sein zu dürfen. Leider starb dort am 19.4.1942 ihre Mutter. Trotzdem lebten ihre Gedanken immer in der Vergangenheit auf der Uhlenhorst in der Karlstraße.

Der zweite Weltkrieg brachte Olga und Adolph großen Schmerz durch den Verlust ihres Sohnes Gerhard, der gerade 18 Jahre alt geworden war und wenige Wochen danach als Panzergrenadier bei Rittershofen im Elsaß fiel (vgl. "Ehrenbuch"). Sechs Jahre später mußte Olga von ihrem lieben Mann Abschied nehmen, und es war für sie nicht immer leicht, die Schwierigkeiten des Alltags und des Alleinseins durchzustehen, da ihre Tochter mit ihrer Familie infolge der unseligen Teilung Deutschlands von ihr getrennt leben mußte. Jedes Jahr besuchte sie aber die Familie auf Wochen, bis sie im Herbst 1965 unglücklich stürzte,


2) * 11.5.1877 zu Hamburg, † 21.8.1951 ebda., Sohn von Luis de Vivanco und Bertha geb. Möller. Näheres s. Bd.  I S. 323.
3) XII 30 a, s.  Bd. IV S: 314.


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Chronikblatt 1975