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Seite 422 Verheiratet: 12. Febr. Gertrud Luyken [XI 73, Bd. I, S: 324] zu Andraitx De Mallorca , (T. v. † Dr. Wilhelm Luyken [X 50, Bd. I, S: 103 u. Bd. II, S: 136] und † Elfriede geb. Möller) mit Harro L'Orange, Kaufmann ebd., (S. v. Dipl. Ing. Prosper L'Orange und Hedwig geb. Eisendick, Stuttgart.) 16. März Elsbeth verw. Kämper [X 29, Bd. I, S: 91] Berlin-Grunewald mit Heinrich Kämper Dipl. Ingenieur, (S. v. Alexis Kämper, Reallehrer, Bruder von Hugo Kämper [IX 13, Bd. I, S: 24 u. S: 275 f], u. Clementine geb. Schneider). Die goldene Hochzeit feierten: 20. März Dr. Ing. e. h.Walter vom Rath, stellvertr. Vorsitzender des Verwaltungsrats und Aufsichtsrats der I. G. Farbenindustrie A.-G., Mitbegründer und Ehrenbürger der Universität Frankfurt a. M., und Maximiliane vom Rath geb. Meister, (T. v. Wilhelm Meister, Enkel von G. J. Friedrich Meister u. Susanne Hel. geb. Luyken [VII 13, ds. Bd., S: 162]).
Die Feier fand in Frankfurt, im ehemaligen Elternhause der Goldbraut, Savignystr. 3, und zwar in demselben
Saale statt, in welchem vor 50 Jahren die grüne Hochzeit begangen wurde. An dem Fest, das im engsten
Familienkreise gefeiert wurde, nahmen u. a. auch einige Mitglieder und Freunde der Familien
vom Rath-Meister teil, die schon der damaligen Hochzeit beigewohnt hatten. Die Reifeprüfung am Staatl. Oberlyzeum ("Hoffmann-von-Fallersleben-Schule") zu Ratibor bestand: 10. Febr. Elfriede Holle [XI 51a, Bd. I, S: 268] zu Ratibor, (T. v. † Ernst Holle, wld. Gerichtsassessor, [vgl. Ehrentafel, Bd. I, S: 1 u. S: 37] und Lotte geb. Skutsch, Ratibor, Neugartenhof 1). Den 75. Geburtstag beging: 19. März Anna Luyken geb. Wever [IX 12, Bd. I, S: 24], zu Wesel, Fluthgrafstr. 20. *) Nach einer freundlichen Mitteilung von Joachim von Meister, Neffen der Goldbraut, (vgl. ds. Bd., S: 328) Seite 423
Den 80. Geburtstag feierte: Text muss noch eingegeben werden |
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Seite 426 Wenige Tage später wurde Emma Cranz in Sacrow zur letzten Ruhe bestattet, wo sie zwölf ihrer glücklichsten Ehejahre verlebt hatte. Wer die Heimgegangene kannte, mußte sie lieb gewinnen, sie war eine deutsche Frau und Mutter im besten Sinne des Wortes.
Am 17. Febr. d. Js. starb nach kurzer schwerer Krankheit
im 39. Lebensjahre zu Troisdorf. Seite 427
Er wurde Adjutant der Rhein-Standarte III und anschließend der Standarte 65 im Dienstrang eines
Sturmbannführers. Vom Jahre 1930 bis 1933 war er gleichzeitig Ortsgruppenleiter in Wiehl im Oberbergischen
Kreis. Seit dem 1. April 1934 führte er einen Reserve-Sturmbann der SA und wurde 20. April 1935
zum Obersturmbannführer befördert. Nach einer praktischen Ausbildung besuchte er die landwirtschaftliche
Hochschule in Berlin und war längere Zeit als landwirtschaftlicher Beamter tätig. In der Kommunalpolitik
betätigte er sich seit 1929. Er war Gemeindevertreter und Beigeordneter seit September 1933. Bis zu
seinem Amtsantritt in Troisdorf am 1. Juni des vorigen Jahres war er Bürgermeister in Eckenhagen im
Oberbergischen Kreis und gleichzeitig 1. Kreisdeputierter." |
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zahl von Abordnungen kommunaler Verbände und Parteiorganisationen stattfand. Zu Wels in Ober-Oesterreich erlag am 11. März d. J. einem Schlaganfall
Emma Louise, Ottilie Luyken wurde am 19. Juli 1879 zu Wesel geboren; sie war die älteste Tochter und
das älteste der sieben Kinder von
† Christian Luyken [IX 5, Bd. I;
S: 23 und
318] und
Anna geb. Krieg in Wesel. Sie besuchte die dortige
Töchterschule von Ostern 1886-1896 und dann ein Pensionat in Hannover. Während der darauf folgenden Jahre
verblieb sie im Elternhause, wo sie der Mutter im Haushalt behilflich war und am gesellschaftlichen Verkehr unter
Freunden und Verwandten der Familie teilnahm. In ihren Mußestunden widmete sie sich gern der Malerei. Seite 429
bedarfsartikel, die sich vornehmlich auf Staatsaufträge stützte, gegründet hatte. Als die letzteren
aber nach dem Weltkriege infolge der Aufteilung der österreichisch-ungarischen Monarchie allmählich
ausblieben, wurde die Firma i. J. 1927 aufgelöst, deren Leitung nach dem frühzeitigen
Tode seines Teilnehmers Liman
Heinz Petzold allein übernommen hatte. Dieser zog dann
mit seiner Gattin Emma nach Gallneukirchen b/Linz, wo
er während der nächsten vier Jahre in der Verwaltung der Ersten Oesterreichischen Diakonissenanstalt
mitarbeitete. Im Jahre 1931 beteiligte er sich im benachbarten Wels an der Leitung der
Filiale eines größeren Wiener Geschäftes. Anschriften: (Mitteilungen zu diesem Abschnitt werden baldmöglichst an den Herausgeber erbeten.) Walter Kleemann, [IX 79, Bd. I, S: 54], Major a. D., seit 15. Febr. d. J. Werkluftschutzleiter bei der Fa. "Elektrometall G. m. b. H." in Stuttgart-Cannstatt, und Anna geb. Lichtenberg, Wohnung ebd. Bismarckstr. 74. Otto Lorenz, Generalleutnant z. D., und Retha geb. van Woelderen [IX 82, Bd. I, S: 56], Hannover-Kleefeld, Nietzschestr. 1 (früher Spinozastraße). Heinrich Kämper, Ingenieur, und Elsbeth verw. Kämper [X 29, Bd. I, S: 1, 13 u. 91] geb. Patschkowski, Siegen i. W., Häuslingstr. 2, (vgl. hierzu S: 422 dieses Heftes). Lydia Thilo, [X 93, Bd. I, S: 143], seit März d. J. in Wesel, Hohe-Haus-Stiftung, Kronenmarkt. Dr. Ing. e. h.Arnold Röhrig, [X 106, Bd. I, S: 153 u. Bd. II, S: 387], Geheimer Bergrat, Ministerialrat i. R., seit 1. April d. J. Geschäftsführer der Hauptverwaltung der Reichsknappschaft-Berufsgenossenschaft, und Natalie geb. Jaehnigen, Berlin-Zehlendorf-Mitte, Milinowskistr. 19. |
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Ein Auszug aus diesen beiden Briefen, von denen uns heute noch eine größere Anzahl erhalten ist,
und die uns nicht nur einen herzbewegenden Beweis von der innigen Liebe unserer Urgroßeltern geben,
sondern auch einen lehrreichen Einblick in die damaligen Zeitverhältnisse gewähren, soll später im
Anhang zu dieser Lebensschilderung gebracht werden*).
Sehr hochgeschätzte, besonders Innigstgeliebte Es tut meinem Herzen unsäglich weh, noch immer das Glück entbehren zu müssen, wonach ich nun schon so lange mich sehne, ich meine nämlich die eheliche Verbindung mit Ihrer lieben Tochter Grietchen, mit der ich schon so viele Jahre durch die innigste Liebe verbunden bin. Immer sah ich mit hoher Freude auf die Erfüllung dieses meines liebsten Wunsches hin, und immer schmeichelte ich mir mit der Hoff-
*) Eine Abschrift dieser zahlreichen Briefe hat vor mehreren Jahren unsere inzwischen hingeschiedende liebe Tante Frau Louise geb. Hesse, Gattin des i. J. 1906 verstorbenen Pastors Hermann Luyken [IX 31, Bd. I, S: 35 u. 466] eines Enkels von Joh. Arnold Luyken mit der Maschine hergestellt; obwohl damals schon über die Schwelle des 80. Lebensjahres hinaus, hatte sie doch die ebenso langwierige wie für uns dankenswerte Arbeit nicht gescheut, die wegen des stark vergilbten Papiers und der verblaßten Tinte nur schwer lesbaren Schriftzüge mit ihren, trotz des hohen Alters noch so gesunden und unbewaffneten Augen zu entziffern. Der Herausgeber. Seite 441 nung, daß sie bald, bald kommen werde. Indessen scheint sie von der einen Zeit zur andern immer weiter zu fliehen, und mit ihr flieht nun auch leider immer mehr die Freude und das Glück meines Lebens und - was meinen Kummer vergrößert - auch die Freude und das Glück meines Grietchens. So angenehm der Zustand liebender Verlobter ist, so traurig und selbst nachteilig für ihren inneren und äußeren Menschen wird er am Ende, wenn sie das Ziel ihrer Wünsche immer weiter und weiter hinausgesetzt sehen, wenn die lang ersehnte Vereinigung ihnen immer mehr erschwert wird. Hat die Liebe einmal nichts mehr zu geben, nicht mehr zu nehmen, ist sie völlig eins, o, dann ist auch vereintes Zusammenleben höchstes Bedürfnis, dann gibts für sie außer demselben keine Freude und keine Ruhe mehr. Dann ist eine jedesmalige Trennung nach augenblicklichem Wiedersehen schmerzliche Verwundung der Herzen. Von unserem eigenen Selbst gleichsam geschieden, fühlen wir da unsere Kräfte gelähmt, unsere Wirksamkeit gehemmt,unsere Heiterkeit verschwunden. Es ist uns nirgends ganz recht. Je länger ein solcher Zustand währt, desto mehr verliert nach und nach alles und selbst das Leben von seinem Wert, und die Seele versinkt allmählich in Mutlosigkeit und Schwermut, in eine Art von freudenloser Gleichgültigkeit, wenn sie nicht in irgend einem flüchtigen Augenblick halb verzweifelnd, mit Verletzung aller Schranken der Ordnung, Ehrfurcht und Sittsamkeit sich selbst die Bahn bricht, wodurch aber nicht selten in der Folge ihr Kummer noch vergrößert wird. Ich darf mich ja in dieser Hinsicht wohl nur auf Ihre vieljährige Erfahrung und Menschenkenntnis berufen, ohne dann nötig zu haben, Ihnen meine Lage und meinen Zustand zu beschreiben. Nur so viel erlauben Sie meinem gepreßten Herzen zu äußern, daß seit einiger Zeit eine schwermütige Stimmung sich meiner Seele bemächtigt hat, die mir immer mehr allen Mut, alle Kraft und Luft in meinem Atem raubt und mich gegen alles, was mich sonst erfreute, gleichgültig und unempfindlich macht. Mit inninger Wehmut denke ich oft daran, was ich sonst war und jetzt bin, und wenn ich mir dann vorstelle, was ich durch Vereinigung mit meinem Grietchen hätte sein können, in welcher anderen Lage ich mich wohl befunden hätte, wie glücklich ich längst mit ihr gewesen wäre, oder wenn ich je zuweilen an so viele meiner gleichzeitigen Freunde und Bekannte denke, die längst mit Frau und Kindern glücklich leben, und es mir dann im peinlichen Gefühl meines einsamen langen Harrens und Entbehrens so vorkommt, als ob ich wohl des Glücks nicht wert sein müßte; ach, dann habe ich - so schwach bin ich geworden - nur Tränen, meinen Zustand zu bedauern, besonders wenn ich noch dabei mein bestes Grietchen leiden und sich betrüben sehe. Ist es doch selbst so weit mit mir gekommen, daß ich scheuen muß, in Gesellschaft bei Freunden oder Bekannten mich zu zeigen, um dem überlästigen beständigen Fragen und Bewundern auszuweichen, indem ich ja am Ende nicht mehr weiß, was ich sagen soll, und nicht anders als mit peinigendem Stillschweigen antworten kann. Gegenstand des Mitleidens oder des Spottes zu sein, ist beides schmerzlich und traurig genug, wer schon ein von beiden sein muß. |
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Von Ihnen, meine Wertesten Herr Oheim, Frau Tante, von Ihnen hängt es ab, ob ich länger noch in einer
solchen traurigen, Freude und Tätigkeit zerstörenden Lage bleiben und immer tiefer darin verkommen, oder
aber bald zu einem neuem Leben gleichsam erweckt werden soll. Ja, Sie, Geliebteste, sind im Stande, mir und
meinem Grietchen neues Leben, und, wie ich hoffe, die vorige Ruhe und Heiterkeit wieder zu geben dadurch, daß
Sie gütigst nicht länger anstehen wollen, uns zu unserer ehelichen Verbindung Ihre so lang gewünschte elterliche
Einwilligung zu gewähren, und uns so lang zurückgesetzten doch bald den Tag der höchsten Feier unserer Liebe
zu bestimmen. Sie haben doch nichts gegen mich, das sagt mir mein Herz. Es versichert mir selbst Ihre Liebe,
wovon ich ja von Jugend auf so viele Beweise erhalten habe. Sie wollen doch gewiß gern mein und Ihrer lieben
Tochter Glück, das einmal nach dem Verhängnis des großen weisen Lenkers unserer Schicksale aufs genaueste
miteinander verknüpft ist. Und darum bitte ich Sie um Ihrer Liebe, um unseres Glückes willen: lassen Sie uns
doch nicht länger so traurig als Getrennte leben, überheben Sie uns doch bald der verzehrenden, ruhetötenden
Sehnsucht. O, vereint mit meinem Grietchen bitte ich Sie, machen Sie doch bald unsere Liebe froh und heiligen
Sie sie durch Ihren, uns so schätzbaren Vater- und Muttersegen, wie wir wünschen, daß Gott unser Vater im
Himmel sie heiligen und stets mit seinem Segen beglücken möge. Seite 443 Text muss noch eingegeben werden |
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Seite 470 Text muss noch eingegeben werden Seite 471 Verheiratet: 25. Aug. Dr. Alfred Luyken [XI 14, Bd. I, S: 67 u. Bd. II, S: 104] zu Bonn, (S. v. † Alfred Luyken und † Else geb. Neuhaus) mit Marga geb. Venitz (T. v. † Friedrich Venitz und Gertrud geb. Schaefer, ebd., Hindenburgstraße 69).
Foto
Nachdem die standesamtliche Eintragung schon tags vorher unter der Mitwirkung von Bankdirektor Scheuern und der
Schwester der Braut, Thea Feltgen geb. Venitz als Trauzeugen erfolgt war, vollzog Pfarrer Brinkmann die
kirchliche Einsegnung des jungen Paares. 70. Geburtstag: 15. Juli Georg Schollmeyer, Besitzer der alten Universitäts-Apotheke "Zum Schwan" in Marburg a. d. L., Schwanallee 7; [X 174, Bd. I, S: 190 u. Bd. II, S: 219]. |
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Chronik Stammreihe der Linie Luyken-Holten-Wesel: I) Hendrich Luyken († 1607); - II 1) Hermann L. (1589-1630); - III 3) Johannes L. (1624-1691); - IV 7) Daniel (I) L. (1665-1724); - V 23) Daniel (II) L. (1703-1784); - VI 6) Daniel (III) L. (1733-1807); - vgl. Bd. I, S: 391, 394, 413, u. Bd. II, S: 10 u. 163.
Den 30. Mai reiste mein Vetter Waltmann und mit ihm auch ich und meine Schwester Gerdrutha nach Amsterdam, wo wir dann über Emmerich, Arnheim, Amersfort, Muyden den 31. abends ankamen und unsere Schwester Christina nebst dem lieben Oheim und Familie gesund und wohl antrafen. Das kaufmännische Gewühl der großen reichen Stadt, die Schönheiten und Merkwürdigkeiten derselben, ihre Lage an der Amstel und Sundersee, die Gegenden um sie her, die von dem Fleiß und dem Wohlstand ihrer Bewohner zeugen, Seite 475
zu besehen, war nun wochenlang meine größte Freude, wobei ich dann durch Unterrichtnehmen in der englischen Sprache,
durch Uebung in der Musik, durch gesellschaftlichen Umgang, durch Lesen schöner Schriften mir die Zeit angenehm und
nützlich zu machen suchte. So gings denn bald einmal nach Oudeskerken, bald nach Seeburg, bald nach Muyderberg, bald
nach Haarlem u.s.w. |
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verfertigen; hörte den Abt Vogler in der alten Kirche mit der ganzen Kraft des Ausdrucks die Orgel schlagen und
fuhr den 15. mit dem Burtschiff abends 6 Uhr nach Haderwyk. Am 17. fuhr ich den nämlichen Weg, aber
wegen des contrahen Windes langsamer nach Amsterdam zurück. Seite 477
der Ordnung und Mäßigkeit überschritt, mich wunderbar bewahrt hätte!.... Den 12. war Familientag bei meinem Oheim in der Sandstraße; und immer waren die Familiengesellschaften, die damals abwechselnd alle 14 Tage bald bei uns auf der Baustraße, bald auf der Sandstraße gehalten wurden, wahre Feste für mich, indem sie mir Gelegenheit gaben, mein Grietchen zu sehen und zu sprechen, wovon ich schon damals mein Herz angezogen fühlte. - - - (Weitere Reise nach Cleve und Nimwegen.) - - - So gab es in diesem Jahre der Freuden viele, aber doch auch, wie denn nichts in der Welt vollkommen ist und sein soll, mitunter unangenehme Tage und Stunden; Anlaß dazu gab insbesondere das aus dem Conzeptkommen in einer Abendpredigt den 28. Februar d. J., so daß ich das Conzept aus der Tasche nehmen und vor mir legen mußte, welcher Vorfall bald zum gänzlichen Verlassen des Predigergeschäfts die Veranlassung geworden wäre, wenn ich nicht auf Zureden von Freunden und Verwandten mich aufs neue zum predigen entschlossen und mich immer mehr wie bisher darin geübt hätte. Noch muß ich in diesem Jahre bemerken, daß ich im Januar desselben eine Aufforderung vom Consistorium aus Castrop erhielt, mich dort in der Kirche hören zu lassen, wozu ich aber des traurigen Ortes und der Entfernung wegen, besonders da man noch um meine Orthodoxie zu probieren, ganz gegen alle gewöhnliche Sitte einen Probetext aus Joh. X, 14*) mir aufgab, keine Lust hatte. Das Jahr 1791 war nun im ganzen nicht weniger angenehm und freudenvoll für mich. Vetter [Arnold] Schneider erhielt im Anfang des Jahres zu meiner Freude den Beruf nach Süchteln; und so übernahm ich nun vom 1. April an in Gemeinschaft mit ihm die Predigttouren, wofür Oheim Schneider uns vierteljährlich jedem 25 Thaler zulegte. Dies war nun eine schöne Sache für mich, indem ich dadurch bestimmte und zweckmäßige Geschäfte erhielt. Mein lieber Oheim predigte in seiner Blindheit zuweilen noch einmal mit, um uns eine Freude zu machen. Ueberhaupt gabs von dieser Zeit an in dem Hause meines Oheims der frohen Stunden immer mehrere für mich, indem ich außer dem immer angenehmen gewöhnlichen Familienzusammenkommen des öfteren hinkam, jedesmal Freitags nach der Predigt auf dem Hohen Hause und öfter da speiste und meinem Oheim vorlas, wobei es dann selten an einigen schönen Augenblicken fehlte, wo ich mein Grietchen im Garten oder im Quartier oder sonst allein sah und ihr etwas von dem, was ich immer stärker für sie fühlte, zu erkennen geben konnte. *) Joh. X, 14 lautet: "Ich bin der gute Hirte und erkenne die Meinen und bin bekannt den Meinen." |
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Den 1. März schloß ich mit dem Landrat Siegfried als Deputierter der Societät den Kauf des jetzigen
Societät-Hauses für 3000 Thaler ab. - - - Seite 479
mit dem ich so ganz das Leben lebte, zur Anlage einer Seifensiederei nach so vielen andern gemachten Plänen
darin zur Reife gedieh, und daß bereits die gehörigen Anstalten dazu getroffen, auch ein Meisterknecht
angenommen wurde1). Den 28. Februar, abends, ging ich denn allein im Gedränge mancherlei Gefühle und Gedanken dem Dörfchen meiner Wohnung zu; ich verließ den guten elterlichen Herd, um nun den eigenen zu besorgen. Den 3. März, am Tage der oculi, wurde ich hier eingesetzt und hielt meine Auszugspredigt. (Ritte nach Hochemmerich, Homburg, Cleve.) Vom 8.-14. August wohnte ich der Generalsynode in Duisburg bei, worauf ich scriba primarius wurde, wie ich denn schon scriba classist Synodi war, ging ich nach Ruhrort und Hochemmerich und kehrte, nach vielen Bekannschaften gemacht und erneuert zu haben, den 16. über Mülheim, wo ich von der freundlichen Stube gleichfalls Abschied nahm, nach Wesel zurück. Den 25. August hielt ich in der französischen Kirche in Wesel auf Ersuchen des alten Vetters Carp 2) eine französische Predigt, wie ich dann bald darauf den 6. Oktober, den holländischen Lieben zu Gefallen, die hier in Wallach einige Tage bei mir waren, auch einmal hier in holländischer Sprache predigte. Wäre ich in Wesel nicht bereits gewählt gewesen, ich würde nach der Versicherung vieler Freunde nach meiner Predigt wohl französischer Prediger in Wesel geworden sein3). Eines fehlte mir, die Erfüllung meines Wunsches in Absicht der näheren Verbindung mit meinem Grietchen. Ich hielt darum an, aber vergebens. Mit dem Grunde, sie sei zu jung an Jahren, ich zu jung im Amte, wurde ich zur Geduld verwiesen. Ich war indessen froh, das hohe Wort einmal gesagt zu haben, und freute mich meiner Liebe.
1) Vgl. Hierzu Seite 305 f dieses Bandes. Rud. L. [X 86] |
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Bei aller Freude zeichnet sich nun aber auch dies Jahr meiner Haushaltung hierselbst durch große Unannehmlichkeit
aus. Ich wurde nämlich in der Nacht vom 9. zum 10. Oktober, als ich des Abends gerade nach Wesel gegangen
und bei Vetter Eichelberg in froher Familiengesellschaft war, durch gewaltsamen Einbruch bestohlen. Man raubte
mir silberne Löffel, Kleidungsstücke und Tischzeug über 100 Thlr. an Wert. Ein großer Verlust für einen Anfänger,
der mir jedoch zum Teil durch meine lieben Eltern und Bruder wieder ersetzt wurde. Ich danke indessen Gott, daß
ich nicht zu Hause war, indem ich, da ich in der nämlichen Stube schlief, und die Räuber mit einem eisernen
Kolben einen Streich aufs Bett geführt hatten, wie man aus dem Eisen, das von einem Pflugschar war, und aus
dem Streifen roten Sand über die Bettücher erkannte, leicht selbst hätte erschlagen oder doch einen tödlichen
Schrecken hätte haben können. Seite 481
half die Kenntnis der französischen Sprache und die Jovialität der meisten der einquartierten Offiziere mir oft,
die Zeit zu kürzen und erleichtern. |
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trouillen hier einfanden und gewöhnlich bei mir ansprachen und Hunger und Durst zu stillen suchten. Jedes
Hundegebell erschreckte, und keine Stunde bei Tag und Nacht war man sicher. Ich schickte Klosemann noch ein
paar mal nach Wesel, der mir zu meiner Freude auch ein französisches Wörterbuch von Carp mitbrachte. Im
sehnlichen Verlangen nach der Beendigung dieser angstvollen Lage, kam endlich der 9. November (1794),
der die Macht der Franzosen an dem linken Rheinufer entschied. Es war ein banger Tag, gerade Sonntag.
Fürchterlich war das Getöse des Treffens, schrecklich der Kanonendonner, besonders von der Batterie bei
dem Büssong, der hier selbst die Gläser zittern machte. Still und ruhig ritt viele Kavallerie hindurch
dem Feuer entgegen. Nach 10 Uhr ließ die heftigste Kanonade nach, und Büderich war erobert, die
Kaiserlichen über den Rhein vertrieben. Ich hatte mich auf den Turm hierselbst begeben. Nur hinderte der
Pulverdampf den Blick auf die Streitenden. Der Tag ging übrigens gegen Erwartung ruhig für uns vorüber, und
ich dankte Gott, der den Franzosen Sieg gegeben und uns vor größeren Gefahren gesichert
hatte*). Rud. L. [X 86] Seite 483
So brachte ich den ersten Abend des Jahres 1795 im Andenken der sonstigen frohen Stunden desselben an der
Seite meines Grietchens in der Sandstraße nun in einsamer Stille nachdenkend zu. Die Einquartierungen und
Requistionen aller Art waren besonders in dem ersten Monat dieses Jahres bei der strengen Kälte, die die
französische Armee zum Einmarsch in Holland benutzte, sehr überhäuft und drückend. Der Sprache wegen fiel
mir manches zur Last, oft wurden die Billets zur Einquartierung in meinem Hause gemacht, bald mußte ich
hier, bald dort helfen und Auskunft geben, mein ganzes Haus war, besonders, da ich immer Offiziere zur
Einquartierung hatte, beständig voll Leute, dann klagte dieser, dann jener Bauer über seine Einquartierung,
um geholfen zu werden; dann hatte ich manchmal selbst mit meinen Leuten genug im Hause zu tun. Dabei mußte
ich wegen Contributionsforderungen von der Geistlichkeit ein paar mal in diesem Monat bei der sehr strengen
Kälte nach Xanten, wo ich mich jedoch durch muntere Gespräche mit meinen Freunden Gantesweiler, Schlegdendahl,
Fabricius wieder stärkte und erquickte. Ein Glück war es, daß ich eine Magd hatte, die sich mit Munterkeit
in alles zu schicken wusste und treu und tugendhaft in ihrem ganzen Betragen mir Freude machte. |
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Nie schien mir die Zeit träger fortzuschleichen als in diesen Monaten: nie sah ich sehnsuchtsvoller dem
Frühling entgegen, nie freudiger und hoffnungsvoller das Korn aus der Erde hervorgrünen, das dem gefürchteten
Hungertode wehren würde, als damals. - - (Der Schluß dieser Aufzeichnungen folgt im nächsten Heft.)
Mitteilungen für das nächste Heft dieser "Chronikblätter" sind möglichst umgehend zu richten an den
Herausgeber: Dr. Karl Luyken,
Chronikstelle für die Familie Luyken, Berlin W 50, Regensburger Straße 14! Zur Ueberweisung der
Jahresbeiträge (= 4,- RM., für Familienangehörige nach Selbsteinschätzung) dient unter gleicher Anschrift
das Postscheckkonto Nr. 13909 Berlin! Die Chronikstelle. Druck von Friedrich Luyken G. m. b. H:, Gummersbach (Rhld.); Buchdruckerei u. Verlagsanstalt insb. für Drucklegung wissenschaftlicher Abhandlungen, Dissertationen. Anfertigung aller Druckarbeiten für Handel und Industrie. - Angebote bereitwilligst, günstige Bedingungen. Die Klischees liefert die Firma Paul Messer, Berlin, Ritterstr. 61. Seite 485 Text muss noch eingegeben werden |
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später umgab in der Kapelle des Krematoriums zu Greifswald eine große Trauergemeinde den Sarg, auf dem sein
Degen und Hirschfänger lagen, und den ein grüner Bruch schmückte als letzter Gruß des Waldes, den er so sehr
geliebt hatte. Da andere Ansprachen seinem Wunsch gemäß unterblieben, hielt sein langjähriger Seelsorger und
Freund, Pfarrer Gudopp, die Gedächtnisrede nach dem vom Heimgegangenen selbst bestimmten Text:
"Ich habe dich je und je geliebet..."; die beiden auch von ihm selbst gewählten Lieder:
"Christus, der ist mein Leben" und "So nimm denn meine Hände" umrahmten die ergreifende Feier, bei deren
Schluß draußen das "Halali" der Hörner "die Jagd ist vorbei" verklang.- - -
Am Freitag, dem 27. November d. J. starb zu Wesel nach kurzer Krankheit
Mathilde Kehl
im Alter von 86 Jahren. |
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Mathilde Julie Auguste Schlienkamp wurde am
27. Aug. 1850 zu Düsseldorf geboren; sie besuchte dort die städtische Luisenschule und kam dann
i. J.1866 zur weiteren Ausbildung auf das Töchter-Pensionat von Frl. Bergmann in Königswinter.
Im August 1875 verlobte sich Mathilde Sch. mit
Hermann Kehl aus Wesel, den sie auf der Taufe seiner Nichte
Elsbeth Kehl (jetzt Frau Wilhelm Marx, vgl. X 120;
Bd. I, S: 155) kennen gelernt hatte. Seite 495 Text muss noch eingegeben werden |
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Lina Kämper besaß ebenso wie ihr Gatte eine durchaus vornehme und edle Denkungsart. Aeußerlich stets eine
große Zurückhaltung und Ruhe bewahrend, nahm sie doch mit reger Aufmerksamkeit an allem Geschehen in ihrer
Umgebung warmherzigen Anteil. Ihre wahrhaft mütterliche Fürsorge und Hilfsbereitschaft galt nicht nur den
Angehörigen des engeren Familienkreises sondern auch allen Anverwandten und Freunden, die ihren Rat und Beistand
erbaten.
Chronik
Stammfolge der Linie Luyken-Holten-Wesel:
I) Hendrich Luyken († 1607); -
II 1) Hermann L. (1589-1630); -
III 3) Johannes L. (1624-1691); -
IV 7) Daniel (I) L. (1665-1724); -
V 23) Daniel (II) L. (1703-1784); -
VI 6) Daniel (III) L. (1733-1807); -
vgl. Bd. I, S: 391,
394,
413,
u. Bd. II, S: 10
u. 163.
Anhang
Hier wechselte indes noch immer eine Einquartierung mit der anderen ab bis im Monat August, wo wir gänzlich
davon befreit und nach der Zeit nur noch mit Durchmärschen incommodirt wurden. Neun ganze Monate hatten also
die ständigen Einquartierungen gewährt. Eine lange lästige Zeit, die jedoch durch das gute, ordentliche oft
freundschaftliche Betragen der mehresten einquartierten französischen Offiziere sehr erleichtert wurde. Der
Genuß der wiedererlangten völligen Hausfreiheit war indessen höchst angenehm. - - - |
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gab uns die Liebe. Sie verherrlichte besonders in diesen Jahren, die letzten Tage des Mai, die wir zusammen
mit unsern Geschwistern auf den Biesen zubrachten, und einige Tage im September, wo mein Grietchen in
Gesellschaft ihrer Schwester Eichelberg nebst ihrem Manne hier in Wallach war. - - - Seite 501
den Zustand zweier Liebenden gefährlich halten, denen eheliche Vereinigung ohne erheblichen Grund jahrelang
aufgehalten oder gehindert wird. |
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freuen konnten. Und wo wäre denn auch wohl Vollkommenheit hier auf Erden, wo aber auch Unvollkommenheit und
Beschwerde, die nicht durch gemeinschaftliches Ertragen erleichtert würde? Ich wurde mißmutig, so oft ich auf
dergleichen Gedanken kam, und unwillkürlich drängten sie sich mir auf. Ernster wie gewöhnlich wurde daher der
erste Neujahrsabend in der Sandstraße von mir gefeiert, und überhaupt war ich in den ersten Wochen diese Jahres
mehr zum Mißmut als zur Freude gestimmt, wenngleich darin der Stunden, wo ich mein Grietchen sah und sprach,
bei ihrer öfteren Anwesenheit in Bruder
Daniels Hause mir viel zuteil wurden. Aber doch genügte mir
bei dem mehreren, das ich verlangte und längst zu besitzen mich berechtigt glaubte, das Einerlei der Gegenwart
nicht. Der Mensch will weiter. Aufgehalten, wird er störrisch und findet auch in der schönsten Gegenwart
keine Freuden mehr. Glücklich genug, wenn der Sturm der erregten und nie erfüllten Begierde ihn nicht gar
von längst erwünschtem und immer zurückgeschobenem Ziele seitwärts auf verbotene Wege treibt, die am Ende ins
Unglück führen! Ich danke Gott, der mich davor bewahrte, wenngleich in manchen Augenblicken der Verstimmung
die Gefahr mir nahe war. Mit der Liebe läßt sich nicht spotten. Ohne Not und dringende Gründe soll man ihr
wirklich nicht wehren, wenn man nicht die schlimmsten Folgen befürchten will. Das lange Freien oder Liebhaben,
ohne den Zweck zu erreichen, taugt nicht für Geist, Herz und Leben, das fühlte ich oft bis zu Tränen. Und doch
konnte ich nicht anders, wenn ich nicht das Ziel auf eine Art ertrotzen oder erzwingen wollte, die den
Frieden der Familie störte, und Ehre, Amt und Stand herabwürdigte. Seite 503
Ein wunderliches Spiel treibt doch die Liebe mit dem Menschen! Sie macht weise und thöricht, reich und arm,
erhöht und erniedrigt, doch nur für eine Zeit kann sich der Mensch in diesem Spiele gefallen. Es soll Ernst
werden, wenn nicht das Leben selbst darunter leiden soll. Darnach verlangte mich immer mehr. Und daß die guten
Eltern, die dem gefährlichen Spiel zusahen oder es doch ahnen mußten, es noch immer nicht zu diesem Ernst
brachten, daran wagten sie wahrlich das Glück ihrer Kinder!
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